ETF Kosten: TER und Tracking Difference verständlich erklärt
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ETFs sind aus zweierlei Gründen beliebt: Sie ermöglichen marktbreite, diversifizierte Investitionen in den Kapitalmarkt, zudem sind sie günstig strukturiert und setzen kein hohes Mindestkapital voraus. Auf der Kosten-Seite sind sowohl die TER als auch Tracking Difference zu berücksichtigen.
TER und Tracking Difference - warum ist beides so wichtig?
Wenn du dich für einen ETF entscheidest, spielen die Kosten selbstverständlich eine Schlüsselrolle. Alle Kosten, die im Zuge der Haltedauer anfallen, reduzieren automatisch deine zu erwartende Rendite. Der gesunde Menschenverstand verlangt demnach, die Kosten für einen ETF so niedrig wie möglich zu halten. An dieser Stelle kommt die TER (kurz für "Total Expense Ratio") ins Spiel. Weiter gedacht ist aber noch eine andere Kennzahl von entscheidender Bedeutung: nämlich die der Tracking Difference, welche vereinfacht ausgedrückt den Unterschied zum abbildenden Index zusammenfasst.
Bevor es an die Tracking Difference geht, ist unvermeidbar, die Total Expense Ratio zu verstehen, da selbige konkreten Einfluss auf eben jene Tracking Difference nimmt.
Was ist die TER (Total Expense Ratio)?
Mit dieser Zahl gibt der Emittent des ETF die Gesamtkostenquote an. Es handelt sich immer um eine relative Zahl, also eine Prozentangabe. Folglich steigenden die absoluten Kosten in Euro oder US-Dollar mit Wertzuwächsen des Index und ETF, aber auch dann, wenn du mehr Geld in diesen investierst. Die Total Expense Ratio wird jährlich angegeben und automatisch vom Emittenten gebucht, du musst also nichts überweisen oder anderweitig selbst übernehmen. Der Emittent nimmt die Kostenfortlaufend, ohne dass du es bemerkst, aus dem Fondsvermögen.
Enthalten sind in der TER beispielsweise diese Kostenpositionen:
- Verwaltungsgebühren
- Vermarktungskosten
- Lizenzgebühren gegenüber dem Herausgeber des abgebildeten Index
Bereits seit dem Jahr 2004 gilt in Deutschland eine verpflichtende Angabe der TER. Generell kannst du aber davon ausgehen, dass alle seriösen Prime Broker, Banken und Emittenten die TER in ihrem KIID-Prospekt beziehungsweise im Factsheet in transparenter Form angeben.
Die Höhe der TER ist sehr flexibel und korreliert vor allem mit dem abzubildenden Index beziehungsweise möglichen "Extras", die ein ETF abbildet. Ein "einfacher" MSCI World, der den gleichnamigen Index über physische Replikation abbildet, kostet in der Regel ungefähr zwischen 0,1 und 0,25 % p.a. Kostspieliger wird es schon bei spezifischen Branchen-ETFs, die sich häufiger eher um die 0,4 bis 0,5 % TER bewegen. Teurere ETFs sind selten und dann in der Regel solche, die mit verschiedenen Anlageklassen und Kapitalmarktinstrumenten arbeiten.
Eine weitere Besonderheit der Total Expense Ratio ist der Umstand, dass sie nicht unbedingt alle Kosten "in Total", also in ihrer Gesamtheit, angibt. Genau genommen, werden unter der TER lediglich die Kosten geführt, die dir der Emittent für seinen ETF zwangsläufig erhebt. Nicht enthalten sind aber unter anderem Swap-Gebühren, sofern der ETF über Swaps abbildet, Transaktionskosten innerhalb des Fonds oder solche, die für das Tracking anfallen.
Genau aus diesem Grund ist wichtig, bei der Beurteilung beziehungsweise dem Vergleich eines ETFs nicht nur die TER, sondern auch die Tracking Difference (häufig abgekürzt mit "TD") zu betrachten.
Was sind Produktkosten bei einem ETF?
Produktkosten bei ETFs sind die laufenden Kosten, die der ETF-Anbieter für die Verwaltung und Replikation des zugrunde liegenden Index berechnet. Diese Kosten werden in der Gesamtkostenquote (TER - Total Expense Ratio) ausgewiesen und täglich anteilig vom Fondsvermögen abgezogen.
Die TER enthält typischerweise folgende Produktkosten:
- Verwaltungsgebühren: Management- und Betriebskosten für die Indexnachbildung, Portfolio-Management, Fondsbuchhaltung etc.
- Lizenzgebühren: Gebühren für die Lizenz zur Nachbildung des zugrunde liegenden Index.
- Depotgebühren: Kosten für das ETF-Depot zur Verwahrung der Wertpapiere.
Die Produktkosten eines ETFs werden direkt vom ETF-Anbieter aus dem Fondsvermögen bezahlt. Es wird automatisch jeden Tag in den Kurs eingepreist. Als Anleger zahlst du diese Kosten also indirekt.
Nach einem Trade stellt der Broker in der Regel eine detailliert Kostenaufstellung bereit, die die Produktkosten beinhalten sollte.
ETF Kosten berechnen - so geht es
Um die Kosten eines ETFs zu berechnen, musst du vor allem die Gesamtkostenquote (TER - Total Expense Ratio) berücksichtigen. Die Berechnung der ETF-Kosten lässt sich wie folgt durchführen:
- Ermittle die TER des ETFs aus dem Fact Sheet, der Website des Anbieters oder deines Brokers. Beispiel: TER von 0,2%.
- Multipliziere die TER mit deinem investierten Betrag im ETF, um die jährlichen Kosten in Euro zu erhalten:Jährliche Kosten = Investierter Betrag x TERBeispiel: Bei 10.000 € Investment sind das 10.000 € x 0,2% = 20 € Kosten pro Jahr
- Berücksichtige zusätzliche einmalige Kosten beim Kauf/Verkauf:
- Ordergebühren beim Broker (z.B. 10€ pro Order)
- Geld-Brief-Spanne (Spread) beim Kauf/Verkauf, typischerweise gering bei liquiden ETFs
- Über die Jahreskosten lässt sich die Kostenbelastung für einen längeren Anlagezeitraum berechnen:Gesamtkosten = Jährliche Kosten x Anzahl Jahre + Einmalige Kosten
Die TER ist die Hauptkostenkomponente, die deine ETF-Rendite laufend schmälert. Je niedriger die TER, desto höher die Nettorendite deines Investments. Zusätzliche Kosten wie Depotgebühren beim Broker sind separat zu berücksichtigen. Die Produktkosten des ETF-Anbieters selbst sind aber vollständig in der TER enthalten.
Was sind Tracking Errors und die Tracking Difference?
Die Tracking Difference ist zwar indirekt eine Kostenposition, vor allem aber ein Qualitätsmerkmal des ETFs. Mit ihr wird die Differenz des jeweiligen ETF zum Vergleichsindex angegeben, welchen dieser abbilden soll. Logischerweise, sollte diese möglichst niedrig ausfallen, schließlich möchtest du den Index so gut es nur geht abbilden und Unterschiede gehen zwangsläufig zu Lasten deiner Rendite. Während die TER genutzt wird, um die Primär- beziehungsweise Direktkosten des ETF zu erfassen, eignet sich die Tracking Difference eher, um die Opportunitätskosten darzustellen.
Einige wichtige Punkte solltest du in diesem Zusammenhang berücksichtigen:
- Ein ETF kann aufgrund der TD nicht nur schlechter, sondern sogar besser als ein Index performen.
- Die TD wird, anders als die TER, nicht unbedingt vom Emittenten dargestellt und muss mitunter über Drittanbieter bezogen oder selbst errechnet werden.
- Der Tracking Error steht in indirektem Zusammenhang zur TD, da er die jährliche Abweichung der Tagesrenditen erfasst, liefert also eine Aussage zur Volatilität, statt zur konkreten Differenz.
Jeder ETF und alle Emittenten verfolgen das Ziel, einen bestimmten Index für ihre Anleger möglichst präzise abzubilden. Perfektion ist in diesem Kontext aber kein realistischer Maßstab, Ziel ist demnach eher, die Tracking Difference möglichst niedrig zu halten, was in deinem Interesse als Anleger ist. Der Emittent hat zumindest teilweise Einfluss auf diese, wobei vor allem die größten Emittenten normalerweise so aufgestellt sind, dass ihre ETFs eine sehr geringe TD vorweisen - zumindest die stark nachgefragten Produkte.
Möchtest du zwei ETFs miteinander vergleichen, die den identischen Index abbilden, solltest du folglich zuerst auf die TER und anschließend auf die TD schauen. Es ist zwar selten, aber keineswegs undenkbar, dass ein ETF mit einem etwas höheren TER trotzdem die bessere Alternative darstellt, wenn er konsequent eine bessere, für dich vorteilhafte TD aufweist.
Die Gründe in der Übersicht: Warum entstehen Tracking-Differenzen?
- Die TER ist zwangsläufig ein Faktor in der TD, schließlich gibt es im Index selbst keine TER, im ETF hingegen schon.
- Quellensteuern und andere Steuern führen mitunter zu Abweichungen, insbesondere bei nachträglichen Unterschieden zwischen berechneten und erhobenen Steuern. Einige ETFs erhalten regelmäßig Dividenden von den Vermögenswerten in ihren Portfolios. ETFs hängen oft einige Monate in der Kasse fest, bevor sie sie an die Aktionäre ausschütten.
- Die Art der Replikation kann Auswirkungen auf die TD haben, aber auch welche Kosten für die Replikation selbst entstehen. Einige ETFs besitzen nicht Aktien aller Unternehmen in einem Index. Wenn der Index 800 verschiedene Unternehmen enthält, ist es einfacher, in eine repräsentative Stichprobe des gesamten Index zu investieren. Anleihen-ETFs verwenden besonders wahrscheinlich Stichproben, da Anleihenindizes Tausende von verschiedenen Anleihen enthalten können, von denen viele illiquide sind. Viele Aktien haben eine so geringe Gewichtung im Index, da macht es für einen ETF wenig Sinn diese zu kaufen.
- Cash Drags sind Barbestände, die beispielsweise für bevorstehende Ausschüttungen zurückgehalten werden und in Korrelation mit dem Fondsvolumen zu einer TD führen könnten.
- Das Emittenten-Timing ist nicht zu vernachlässigen und kann, vor allem in volatilen Marktphasen, Differenzen zum Index generieren.
Alle genannten Gründe wirken sich in erster Linie negativ für dich aus. Zwar ist in seltenen Fällen denkbar, dass beispielsweise prognostizierte Steuern höher als die tatsächliche Steuerlast waren, das ist aber eher selten. Ebenso ist denkbar, dass der Emittent in einem bestimmten Jahr beim Rebalancing zufällig ein sehr gutes Timing bewiesen hat, was sich aber kaum auf die Zukunft übertragen lässt. Diese Gründe für die Tracking Difference werden also mehr oder weniger deine Performance beziehungsweise die des ETF verringern - im Regelfall aber nur in äußerst geringen, relativen Werten.
Zu verdanken ist das auch einem weiteren, sehr positiven Grund: Dem der Wertpapierleihen, vor allem wenn der ETF-Emittent zugleich Optionen und andere Kapitalmarktprodukte emittiert. Der Emittent beleiht die im ETF enthaltenen Wertpapiere und verdient damit Geld, dieser "Premium" wiegt einen Teil der zuvor genannten, aus deiner Sicht negativen Gründe für die TD auf. Ebenso ist das der Grund, warum ein ETF den abzubildenden Index sogar outperformen kann - trotz der TER und den anderen Faktoren.
Welche Rolle spielt der Tracking Error?
Ins Deutsche als "Abbildungsfehler" übersetzt, ist der Tracking Error gegenüber der Tracking Difference zwar verwandt, bildet aber doch einen anderen Umstand ab. Es wäre demnach falsch, beide Begriffe synonym zueinander zu verwenden. Der Tracking Error erfasst alle Ausschläge der TD, sowohl nach oben als auch nach unten, und übertragt diese auf eine Jahresdarstellung. Damit zeigt der Tracking Error an, wie häufig eine Abweichung nach oben oder unten stattfindet und wie groß diese in beide Richtungen ist. Da der Umstand auf das Jahr extrapoliert wird, stellt er die TD außerdem in direktem Zusammenhang zur Volatilität. Bei einem Vergleich zweier ETFs könnte der Tracking Error ebenfalls berücksichtigt werden. Im Interesse von Anlegern ist stets ein möglichst niedriger Wert.
Tracking Difference berechnen: Wie geht das?
So wird die TD grundsätzlich berechnet:
Rendite Index (Benchmark) - Rendite ETF = Tracking Difference
Hat ein Index, wie z. B. der MSCI World 15% in einem Jahr zugelegt, und ein ETF aber nur 14%, so ist die Tracking Difference -1%.
Eine Kennzeichnungspflicht dahingehend gibt es nicht, trotzdem geben mittlerweile einige Emittenten die TD zumindest indirekt im KIID oder Factsheet an. Hilfreich ist an dieser Stelle ein Beispiel mit dem beliebten und sehr großen iShares Core MSCI World ETF (ISIN: IE00B4L5Y983).
Selbiger hat eine TER von 0,2 %, die annualisierte Performance gegenüber dem Vergleichsindex ist im Factsheet zu finden. während der Fonds auf drei Jahre eine Rendite von 7,80 % erzielte, kam der Index nur auf 7,74 %. Auf ein Jahr betrachtet hat der ETF eine Performance von 10,42 % und der Index 10,41 %. Was sagen diese beiden Werte?
Die Rendite des Fonds ist trotz seiner TER von 0,2 % höher als die des abgebildeten Index. Die Tracking Difference fällt zum Index negativ aus, der ETF outperformt den Index also, was für Anleger vorteilhaft ist. Denkbar wäre beispielsweise, da es sich um einen iShares von Blackrock emittiert handelt, dass die TER durch lukrative Wertpapierleihen ausgeglichen wird.
Die ETFs mit den niedrigsten Gebühren sind in der Regel die "Plain Vanilla", die einen bekannten Index wie FTSE 100 oder S&P 500 abbilden. Wenn der ETF einen esoterischeren Index verfolgt, sagen wir die peruanische Börse, dann sind die Gebühren deutlich höher, da die Abbildung des Indizes komplizierter wird für den Emittenten.
Wenn die Tracking-Differenz eines ETFs groß ist, kann das als versteckte Kosten betrachten werden, weil die Rendite weiter von dem Index entfernt sind.
Kann ein ETF den eigenen Index outperformen?
ETFs sind unterschiedlich aufgebaut und manche bilden ihren Index gut oder schlecht ab. Einige sind dabei so gut unterwegs, dass sie ihren Index (nach Kosten) sogar übertreffen und einen Outperform erzielen. Z. B. der Lyxor -100 UCITS ETF kostet laut Anbieter 0,25% TER. Die Tracking Difference betrug aber in Jahr 2017 -0,90%, d. h. er hat nach Abzug der Kosten die Indexentwicklung immer noch deutlich übertroffen. Wow! Unserer Erfahrung nach sind die Outperformer aber die risikoreicheren Swap-ETFs.
Die Fondsgesellschaft ComStage weist eine Gesamtkostenquote (TER) von 0.25% pro Jahr aus. Die durchschnittliche jährliche Abweichung von der Indexentwicklung (Tracking Difference) seit 2009 betrug -0.62% pro Jahr. Damit war der ETF für den Anleger deutlich günstiger als es die TER suggeriert und hat sogar die Indexentwicklung übertroffen.
Leider gibt es aber auch eine ganze Reihe von ETFs, die ihre eigene TER übertreffen. So soll z. B. der Xtrackers DAX UCITS ETF 1C eigentlich nur 0,09% pro Jahr kosten, die durchschnittliche jährliche Abweichung vom DAX seit 2008 betrug allerdings 0,31% pro Jahr. Damit war der ETF bis jetzt also deutlich teurer.
Der Tracking-Differenz ist eine sehr hilfreiche Metrik, die Ihnen helfen kann herauszufinden, ob wie gut ein ETF seinen Referenzindex abbilden kann oder nicht.
Die meisten ETFs verfolgen einen Index wie den FTSE 100 Index. Bei einem FTSE 100 ETF zielt der ETF also darauf ab, die Performance des FTSE 100 so nah wie möglich zu replizieren. Wenn der FTSE 100 über ein Jahr hinweg um zehn Prozent steigt, dann will der ETF so nah wie möglich an einen Anstieg von 10% herankommen.
Wenn der FTSE 100 über ein Jahr hinweg um 10% und der FTSE 100 ETF nur um 9% steigt, dann beträgt die Tracking-Differenz 1%. Um es anders auszudrücken, die Verfolgung von Unterschieden ist die Diskrepanz zwischen ETF-Performance und Index-Performance. Die Tracking-Differenz ist selten Null, der ETF hinkt dem Index normalerweise ein wenig hinterher.
Weitere ETF Kosten für Anleger im Überblick
Handelskosten
Wenn Du einen ETF kaufst oder verkaufst, musst Du eine Handelsgebühr an den Broker zahlen. Der beste Weg, die Handelskosten zu minimieren, ist, so wenig wie möglich zu handeln. Broker wie Trade Republic oder Scalable Capital nehmen nur sehr geringe Gebühren.
Spreads
Im Idealfall sollte die Differenz zwischen dem Kauf- und Verkaufspreis für einen ETF so gering wie möglich sein. In der Regel sind die Spreads für größere ETFs tendenziell niedriger als für kleinere ETFs. Die Liquidität beeinflusst auch die Höhe des Spreads. Wenn an den meisten Tagen eine ziemlich große Anzahl von Aktien des ETF gehandelt wird, erleichtert dies Käufern und Verkäufern die Durchsetzung ziemlich großer Trades und der Spread kann sehr eng sein.
Fazit
ETFs mögen deutlich günstiger sein als andere Finanz- und Versicherungsprodukte. Dennoch sollten Anleger sich vorher über die Kosten und Gebühren bei Kauf und Verkauf eines ETFs informieren und was die Nutzung des Depots kostet (z. B. Depotführungsgebühr). Wer beim Depot Geld sparen möchte, kann gerne in unserem Depotvergleich schauen. Wer mit echten ETF-Renditen rechnen möchte, kann unseren Sparplan-Rechner nutzen.
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