Sicherheit im Depot: Mit Digital Security Aktien und ETFs?
Digital Security ist in den vergangenen Jahren eine zusehends größere Bedeutung zu Teil geworden: Nicht nur aufgrund beispielsweise russischer Hackangriffe während des US-Wahlkampfs, sondern auch wegen der zunehmenden Digitalisierung. Aber welche Aktie oder welcher ETF empfiehlt sich für Anleger?
Digitale Sicherheitsexperten sind gefragt
... und das keinesfalls nur auf dem Arbeitsmarkt, sondern auch in vielen Depots. Mit einer ständig voranschreitenden Digitalisierung und immer mehr Bereichen unseres Lebens, die teilweise oder sogar vollständig auf automatisierte Prozesse sowie eine kontinuierliche Konnektivität zum Internet zurückgreifen, ist Sicherheit im Netz zum höchsten Gut geworden. Computer, Server, mobile Endgeräte, Netzwerke und Co. gehören abgesichert und das keinesfalls nur von Privatpersonen, sondern allen voran auch von staatlicher und gewerblicher Seite.
Entsprechend groß ist der Bedarf an Dienstleistern aus der Branche der Digital Security. Die entwickeln beispielsweise hochspezialisierte Firewalls, sichere Cloud-Lösungen, ermöglichen eine fortlaufende Überwachung oder konzeptionieren und realisieren andere Maßnahmen, um Hackern und Cyberkriminellen erst gar keine Angriffsfläche zu bieten. Für Unternehmen ist das Thema nicht zuletzt auch deshalb so wichtig, weil durch erfolgreiche Hackerangriffe Schäden in Milliardenhöhe und ein nie mehr wettzumachender Vertrauensverlust entstehen können.
Das Internet, mitsamt allen einzelnen Teilnehmern, ist heute auch keine Nischen-Zielscheibe mehr. Ganz im Gegenteil: Es gibt keinen Lebensbereich mehr, der nicht auf die eine oder andere Weise direkt oder indirekt mit dem Internet kommuniziert. Eine Zukunftsbranche, schließlich wird die Digitalisierung in den kommenden Jahren und Jahrzehnten nur noch mehr Fahrt aufnehmen, ist das also allemal. Für Anleger sollte zugleich wichtig sein, in welche Aktie oder welchen ETF sie zu einer möglichst attraktiven Bewertung kommen - schließlich zählt am Aktienmarkt nicht "nur" der Unternehmenserfolg, sondern vor allem der Einstandskurs.
Digital Security in Zahlen
Bevor wir uns einzelne Unternehmen und mögliche ETFs anschauen, möchten wir an dieser Stelle einmal die Welt der Digital Security in Zahlen ausdrücken:
- zuletzt wurden weltweit mehr als 29.000 Fälle von digitalen Angriffen gemeldet
- am häufigsten ist die Finanzbranche betroffen
- selbst große und bekannte Seiten, wie Yahoo oder Facebook, sind betroffen
- die Kosten pro erfolgreichem Hack steigen rasant an, von ehemals rund 3,50 Millionen US-Dollar im Mittel 2006 auf rund 8,60 Millionen US-Dollar im Mittel in 2020
Argumente für eine Investition in eine Digital Security Aktie oder ETF
- die Fälle von durch Hacker und Datenlecks entstandenen Schäden nehmen zu
- die Branche wird künftig nur noch wichtiger werden
- die Branche gilt als ausgesprochen attraktiv, da bewährte Expertise teuer ist
- das Geschäft ist relativ krisensicher, auch in Rezessionszeiten können Unternehmen nicht auf ihre digitale Sicherheit verzichten
Argumente gegen eine Investition
- der Sektor ist noch relativ jung, entsprechend finden sich da viele kleine Unternehmen mit hohem Risiko
- es ist aktuell noch nicht absehbar, welche Unternehmen sich wirklich als Platzhirsch durchsetzen
- für IT-fremde Anleger dürfte schwer zu durchschauen sein, welche Unternehmen wirklich einen Wettbewerbsvorteil und MOAT haben
- die Bewertungen der einzelnen Unternehmen nehmen schon einiges an Zukunft vorweg
- der Sektor ist aktuell noch sehr volatil
Die besten Aktien aus dem Digital Security Sektor
Bevor wir uns die ETF-Optionen ansehen, möchten wir eine Auswahl von Aktien vorstellen, die für eine Investition in Frage kommen. Davon gibt es reichlich, teilweise kommen die Digital Security ETFs auf mehr als 100 Werte. Branchenführer ist auch hier die USA, entsprechend werden viele Unternehmen da beheimatet sein und damit dein Depot US-lastiger machen - das ist zu berücksichtigen, vor allem wenn du schon US-lastige ETFs hast, was die Allermeisten sein dürften.
Übrigens: Natürlich sind auch die großen Konzerne, ob sie Alphabet, Microsoft oder Amazon heißen, indirekt in diesem Sektor aktiv. Diese sollen hier aber ausgeklammert werden, damit wir uns stattdessen auf die Kandidaten fokussieren können, die tatsächlich ausschließlich ihr Geld mit Digital Security verdienen.
Palo Alto Networks, Inc. Aktie
Palo Alto dürfte als so etwas wie der Marktführer verstanden werden, wobei das streitbar ist. Zumindest aber ist das Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von rund 56 Milliarden US-Dollar ein Schwergewicht der Branche. Das Unternehmen bietet seinen Kunden eine detaillierte Echtzeitüberwachung des Netzwerks an, die fortlaufend den Datenverkehr auf Auffälligkeiten überprüft und rechtzeitig vor Fremdzugriffen oder Attacken warnt.
Das Unternehmen ist schon so etwas wie ein alter Hase, zumindest in dieser jungen Branche: Die Aktie wird seit dem Sommer 2012 am NASDAQ gehandelt. Seit dem Listing konnte sich die Aktie etwa verneunfachen - wer also früh genug investiert hat, der darf sich über eine exzellente Rendite freuen. Trotz des fast 10-jährigen Börsenjubiläums ist Palo Alto aber nach wie vor nicht profitabel, tatsächlich sind die Verluste zuletzt eher synchron mit dem Umsatzwachstum gestiegen.
Ein KGV gibt es demnach nicht, auch in absehbarer Zeit wohl nicht. Die Umsätze wurden in den letzten Jahren im Mittel um rund 15 bis 20 % gesteigert, was ein solides, gutes Wachstum, aber auch nicht herausragend ist. Anders als viele andere NASDAQ-Unternehmen, wurde Palo Alto zuletzt nicht wirklich abgestraft. Die Aktie ist nur wenige Prozentpunkte von ihrem Allzeithoch entfernt. Analysten sehen aktuell noch Kurssteigerungen von bis zu 15 %.
Crowdstrike Aktie
Crowdstrike ist zwar ein wesentlich jüngeres Unternehmen, versucht dem Platzhirsch aber fortlaufend Marktanteile abzugewinnen und hat mit einer Marktkapitalisierung von rund 47 Milliarden US-Dollar mittlerweile ebenfalls eine stolze Bewertung. Die Besonderheit bei Crowdstrike ist, dass das Unternehmen maschinelles Lernen einsetzt, um den eigenen Algorithmus fortlaufend zu verbessern. Der soll also mit jedem versuchten Angriff hinzulernen und so immer klüger werden, die Angriffsflächen im Gegenzug fortwährend minimieren.
Interessant ist das deshalb, weil Crowdstrikes Mechanismus damit immer sicherer werden sollte, umso mehr Kunden in dem Netzwerk partizipieren - je mehr Daten, desto klüger wird also der "Crowd"-Lerneffekt. Einen operativen Gewinn gibt es hier ebenfalls nicht, dafür ist das Umsatzwachstum zuletzt explodiert. In den letzten drei Jahren wurde da jeweils ein Wachstum von etwa 80 % generiert. Seit dem Allzeithoch ist die Aktie um rund 30 % nach unten korrigiert, wer zum US-Listing im Sommer 2019 eingestiegen ist, darf sich trotzdem über mehr als 300 % Rendite freuen.
Mit einem winzigen EPS und keinem operativen Gewinn, sowie auch am Umsatz gemessen, ist die Aktie selbst bei rund 200 US-Dollar immer noch ambitioniert bewertet. Andererseits ist das in der Branche eben keine Seltenheit: Schließlich wissen auch die Institutionellen nur zu gut, wie wichtig Digital Security in Zukunft sein wird.
Fortinet Aktie
Bereits seit 2009 an der Börse, handelt es sich hierbei tatsächlich um einen echten alten Hasen. Fortinet kommt ebenfalls auf rund 50 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung. Anders als die bisherigen zwei Kandidaten, erwirtschaftet das Unternehmen aber bereits seit vielen Jahren einen Gewinn. Wachstum gibt es dennoch, wenn auch nicht so stark ausgeprägt. Zuletzt stand ein Umsatzwachstum von etwa 15 % zu Buche. Die Gewinne sind ebenfalls, aber eher marginal, gestiegen.
Da es hier nun einmal tatsächlich einen Gewinn gibt, lässt sich auch ein KGV bilden: Das mit rund 83 eher in luftigen Höhen angesiedelt ist. Überraschend ist das nicht unbedingt, die Aktie hat sich seit dem Listing vor etwa 12 Jahren fast ver-40-facht. Solch eine Hammer-Rendite wird es für Anleger, die erst jetzt einsteigen, nicht mehr geben. Analysten sehen vom aktuellen Kurs ausgehend aber noch ein Potential von etwa 20 %. Auch hier gilt aber: Alle Bewertungsmetriken sind ausgesprochen ambitioniert und die Aktie hat sich allein in den letzten zwei Jahren verdreifacht. Volatilität und gegebenenfalls starke Korrekturen muss man also aushalten können.
Fortinet arbeitet übrigens ebenfalls mit künstlicher Intelligenz, wie nahezu jedes Unternehmen der Digital Security Branche. Kunden des Unternehmens haben den Vorteil, dass Fortinet eine Reihe von Software- und Cloudlösungen anbietet, sie also alles aus einer Hand und aufeinander abgestimmt bereitgestellt bekommen. Fortinet zählt zudem mehr als 550.000 Kunden und ist zumindest dahingehend der größte Digital Security Dienstleister der Welt.
Varonis Systems Aktie
Varonis ist ein wesentlich kleinerer Dienstleister, wie schon die Marktkapitalisierung von knapp 5 Milliarden US-Dollar zeigt. Die Aktie wurde vor einigen Monaten noch heiß unter Analysten gehandelt, seither haben diese ihre Kursziele aber deutlich nach unten reduziert. Varonis leidet vor allem unter einem stagnierenden Wachstum, das zeitweise sogar rückläufig war, während die Verluste von Jahr zu Jahr größer werden. Hier handelt es sich also vor allem um eine Turnaround-Aktie, wobei Anleger darauf spekulieren, dass der Cloud-Spezialist sich mittelfristig gegen die Konkurrenz durchsetzt. Varonis ist nämlich auf Enterprise-Data und Cloud-Security spezialisiert, mit allem was dazugehört.
Weitere Titel:
- Splunk: Ehemals ein Anleger-Darling, seit dem Abgang des CEOs aber hart abgestraft. Leidet zudem unter rückläufigem Wachstum, bisher wachsen lediglich die Verluste konstant an.
- Tenable: Konnte zuletzt ausgezeichnete Wachstumsraten vorweisen, auch der operative Gewinn rückte zuletzt in greifbare Nähe. Auf den ist das Unternehmen aufgrund mehr als moderater Schulden auch angewiesen - vor allem wenn nun schlagartig und deutlich die Zinsen steigen.
- Cloudflare: Seit dem Allzeithoch um etwa 60 % korrigiert, möchte sich als Hybrid für Digital Security und Cloud-Lösungen positionieren. Zuletzt ein sehr starkes Wachstum, aber auch die Verluste wachsen. Gemessen am Umsatz zudem ziemlich hoch bewertet, Analysten sehen aber noch ein Kurspotential von aktuell rund 50 %.
Breitgestreut, statt einzeln gekauft: Die besten ETFs für den Digital Security Sektor
Wachstums- und Zukunftsmärkte, wie der der Digital Security, bergen immer ein so hohes Risiko wie Renditepotential. Wer sich für einen künftigen Gewinner entscheidet, kann gut und gerne einen "Tenbagger" erzielen. Wer hingegen (zufällig) eine Aktie wählt, deren Unternehmen sich dann nicht durchsetzt, sitzt mitunter auf einem (fast) Totalverlust. Daher kann es sinnvoll sein, mit einem geeigneten ETF lieber in die Breite zu streuen.
L&G Cyber Security UCITS ETF (ISIN: IE00BYPLS672)
Der größte ETF für Digital Security kommt von L&G und hat aktuell etwas mehr als 2,8 Milliarden Euro investiert. Zunächst die allgemeinen Kennzahlen:
- enthält 43 Positionen
- thesauriert Erträge, bildet Werte physisch ab
- TER von 0,69 %
- TD von zuletzt 0,87 %
- Top-10 macht etwa 41 % vom ETF aus
Auffällig ist bei diesem ETF die überschaubare Anzahl von Werten. Der Emittent nutzt den NASDAQ ISE Cyber Security UCITS NR USD Index, trotzdem sind auch Einzelwerte aus anderen Ländern enthalten. Auf die USA entfallen dennoch knapp 80 %. In 5 Jahren konnte der ETF eine Performance von rund 114 % generieren, was etwa 16,5 % p.a. entspricht. Bisher war jedes Jahr seit Auflage erfolgreich für Anleger verlaufen, im laufenden Jahr steht aber aktuell ein Minus von 4,7 %. Was angesichts der generellen Schwäche der Kapitalmärkte und speziell des NASDAQs aber kaum verwundern dürfte.
Auffällig ist die eigenwillige Gewichtung, die interessierte Anleger berücksichtigen sollten. Aktuell hält die Spitzenposition mit einer Gewichtung von 4,25 % zum Beispiel NetScout, die lediglich eine Marktkapitalisierung von rund 2 Milliarden auf die symbolische Waage bringen. Das Unternehmen ist eines der ganz alten Hasen und listete noch vor dem NASDAQ-Crash in den 00er-Jahren an der Börse: Ein klassischer, ehemaliger DotCom-Liebling also.
iShares Digital Security UCITS ETF (Acc) (ISIN: IE00BG0J4C88)
Zunächst: Den ETF gibt es auch noch in der ausschüttenden Variante, für einen besseren Performancevergleich betrachten wir hier aber die thesaurierende Option. Zunächst die allgemeinen Fakten:
- enthält 119 Positionen
- thesauriert Erträge, bildet Werte physisch ab
- TER von 0,40 %
- TD von zuletzt -0,06 %
- Top-10 macht etwa 18 % vom ETF aus
Die Unterschiede werden hier schon sehr deutlich. Der Sektor Digital Security wird nicht so eng gefasst, folglich sind viel mehr Werte enthalten, wodurch wiederum auch die Top-10-Gewichtung wesentlich geringer ausfällt. Der ETF ist für einen Sektor-ETF mit rund 1,5 Milliarden Euro investiertem Kapital zudem nicht unbedingt klein. Da er noch keine fünf Jahre existiert, können wir hier nur die Performance der letzten drei Jahre nehmen: 38 % rund bei etwa 11,46 % p.a.
Auffällig ist, dass der ETF insgesamt deutlich schlechter als die L&G-Option performt. So mussten Anleger beispielsweise in 2018 Verluste hinnehmen und im laufenden Jahr stehen nicht wie beim ersten ETF knapp 5 % Verlust, sondern rund 12,33 %. Die Gewichtung der einzelnen Werte ist hier nachvollziehbarer, mit den Branchengrößen Palo Alto und Fortinet auf Rang 1 und 2. Auffällig ist, dass beispielsweise Crowdstrike unter den Top-10 fehlt. Die USA ist zudem mit "nur" 65 % niedriger gewichtet, Japan und Indien weitaus höher.
Für eine breitere Streuung, sowohl in Anzahl der Werte als auch geografisch, ist dieser ETF also eine bessere Wahl. Für eine stärkere Fokussierung der erste ETF von L&G. Da sich beide teilweise sehr unterschiedlich zusammensetzen und auch die Performance weit auseinandergeht wäre es sogar nicht einmal verkehrt, das Kapital einfach gleichmäßig auf beide zu streuen.
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