Börsengänge 2023: Diese IPOs stehen im aktuellen Jahr an
Auch im Jahr 2023 möchten viele Unternehmen wieder den Gang an die Börse wagen. In Stein gemeißelt sind diese zwar nicht, da sie auch immer von der Marktlage abhängen, trotzdem lohnt es sich einen Blick darauf zu werfen - vor allem wenn du Einzelaktien-Investitionen nicht abgeneigt bist.
Die aktuelle IPO-Situation im Überblick
Das Jahr 2023 könnte durchaus, das steht aber noch in den Sternen, zu einem erfolgreichen IPO-Jahr werden. Ganz anders als 2022, das vor allem durch abgesagte Börsengänge auffiel. Die enttäuschende IPO-Bilanz hat der Wirtschaftsberater EY treffend in Zahlen zusammengefasst: 2022 gab es lediglich ein IPO-Volumen von 180 Milliarden US-Dollar, was im direkten Vergleich zum Jahr 2021 einem Börsengang-Volumen-Rückgang von satten 61 % entspricht.
Überraschend ist das natürlich nicht. Weltweit war das Börsenjahr 2022 enttäuschend, sowohl die asiatischen als auch die westlichen Märkte büßten ordentlich ein, was wiederum für Unternehmen, die einen Börsengang planten, zum großen Hindernis wurde. Deren Ziel ist schließlich mit dem Börsengang möglichst viel Geld einzusammeln, was nicht möglich ist, wenn Investoren sich zurückhalten oder hauptsächlich als Verkäufer auftreten. Simultan bringen die meisten Börsengänge ein gesundes Maß an Unsicherheit mit - auch das brauchten vor allem institutionelle Anleger nicht, wenn die Märkte sich, unter anderem aufgrund von Inflation, Ukraine-Krieg und Rohstoffknappheit, sowieso schon durch enorme Unsicherheit charakterisieren.
Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass es gar keine IPOs gab. Den einen oder anderen Börsengang gab es selbstverständlich, auch zum aktuellen Zeitpunkt meldet der NASDAQ allein rund 10 Börsengänge für den Januar - nur handelt es sich dabei im Regelfall um hochspekulative Pharma-Unternehmen oder generell solche mit kleiner Marktkapitalisierung, die nur für Anleger interessant sein dürften, wenn sie spezialisierte Kenntnisse in der Branche oder über das Unternehmen mitbringen.
Erwartete Börsengänge in Deutschland in 2023
Deutschlands Börsengänge erhalten für gewöhnlich ein überschaubares globales Interesse. Hierzulande gibt es wenige Innovationstreiber, viele große, umsatzstarke Unternehmen, von Otto bis Rewe, haben zudem gar nicht vor jemals an die Börse zu gehen - ebenso wenig der Großteil des starken deutschen Mittelstandes. Die vielbeachteten Technologie-Innovationstreiber haben wir in der Bundesrepublik hingegen nicht.
Trotzdem gab es gerade im schwierigen Börsenjahr 2022 einen Lichtblick in der deutschen IPO-Welt: Mit der Abspaltung von Porsche gelang der Bundesrepublik erstmals seit vielen Jahren wieder ein enorm erfolgreicher und hochvolumiger Börsengang. Wie wichtig der Börsengang Porsches für die Bundesrepublik war, zeigt eine Erhebung vom Analyseinstitut Berenberg. Hätte es den Porsche-IPO nicht gegeben, wäre das Emissionsvolumen in Deutschland gegenüber dem Vorjahr um 93 % eingebrochen. Damit hätte sich das IPO-Volumen Deutschlands zugleich ins Jahr 2009 zurück katapultiert.
Während der Börsengang von Porsche also durch und durch ein Erfolg war, kann man das über andere deutsche IPOs nicht unbedingt sagen. Auto1 und Mister Spex 2021 und 2020 enttäuschten primär Anleger und charakterisierten sich seither vor allem dadurch, dass sie seit ihrem Börsengang mehr als 80 % des Anlegerkapitals erodierten.
Was könnten die Unternehmen der BRD 2023 in den Ring werfen?
Lamborghini
Zwar ist Lamborghini natürlich durch und durch eine italienische Marke, der Sportwagenhersteller gehört aber bereits seit dem Ende der 90er-Jahre zu Audi und damit wiederum zu Volkswagen. Beflügelt durch den erfolgreichen Börsengang von Porsche, ebenfalls Bestandteil von VW, plant man Insidergerüchten nach vielleicht schon in 2023 eine Abspaltung von Lamborghini.
VW könnte durch den separaten Börsengang, ebenso wie bei Porsche, Wertschöpfung betreiben. Bisher gibt es aber keinerlei konkrete Pläne oder Erstbewertungen.
Wintershall DEA
Die BASF-Tochter könnte sich in den letzten Jahren eigentlich jedes Jahr auf dieser Liste wiederfinden, denn der geplante Wintershall-Börsengang charakterisiert sich vor allem dadurch, dass er letztlich dann doch nie stattfindet und weiter verschoben wird. Zuletzt galt der IPO im Jahr 2022 als sicher, dann kamen aber der Ukraine-Krieg und die Schädigung des Wintershall-Russlandgeschäfts. Ob man nun 2023 einen neuen Versuch im Hause BASF wagt, steht ebenfalls noch in den Sternen. Maßgeblich entscheidend dafür dürfte auch sein, wie und ob man die russischen Wintershall-Geschäfte vom Rest getrennt bekommt und wie sich der Krieg in der Ukraine generell entwickelt. Wintershall hat es aufgrund des russischen Kriegs gegen die Ukraine gleich doppelt schwierig, denn auch Banken und Institutionelle üben sich in Zurückhaltung - schließlich möchte niemand auf irgendeine Weise in eine Lage kommen, sich unfreiwillig für eine indirekte Investition in Russland zu engagieren.
Für 2022 ihren Börsengang geplant, hatten ihn diese Unternehmen dann doch abgesagt:
- Best Secret
- Chrono24
- Parship
- Stepstone
Es gilt als unwahrscheinlich, aber nicht vollends ausgeschlossen, dass diese Unternehmen in 2023 einen Neuversuch wagen. Näher geprüft, aber ebenfalls ohne konkret zu werden, werden Börsengänge beispielsweise bei Solaris und Autodoc. Ebenso plant United Internet mit "Ionos" einen Börsengang. Der Cloud-Anbieter, zugehörig zu 1&1, richtet sich vor allem an KMUs und Freiberufler. Das Unternehmen bringt Wachstumsraten jenseits der 10 % mit und soll mittelfristig eine operative Marge von rund 30 % erreichen.
Ein Blick in die IPO-Welt Europas und Asiens
Auch in Europa und Asien steht die IPO-Welt nicht still. Aber auch hier herrscht große Unsicherheit, weshalb keiner der gleich genannten Börsengänge schon konkretisiert wurde. Die meisten europäischen Unternehmen fahren die Taktik sich alle Optionen offenzuhalten. Sollte es 2023 zu einem Bullenmarkt kommen, steigern sich die Chancen für IPOs, bei einer Fortsetzung des Bärenmarkts reduzieren sie sich hingegen. Wir haben eine kleine Auswahl relevanter Kandidaten für dich.
Stripe
Der Zahlungsdienstleister hat seinen operativen Sitz in San Francisco, der Hauptsitz befindet sich aber im irländischen Dublin. Trotzdem würde Stripe ohne jeden Zweifel natürlich ein lukratives Nasdaq-Listing anstreben. Stripe gilt weltweit seit Jahren schon als einer der meisterwarteten Börsengänge, bisher hatte das Unternehmen dafür aber gar keinen Bedarf - denn auch im Private-Equity-Sektor "schlägt" man sich quasi um Unternehmensanteile.
Bitcoin Suisse
Der auf Kryptowährungen spezialisierte Zahlungsdienstleister mit Sitz in Zug (Schweiz) wollte eigentlich schon 2022 an die Börse, dann kam es aber zum großen Krypto-Einbruch - und damit war der IPO Geschichte. Angesichts der aktuellen Bitcoin- und Co.-Kurse ist nicht davon auszugehen, dass man 2023 einen neuen Versuch startet - aber sicher weiß man es ja nie.
Klarna
Der bekannte Zahlungsdienstleister aus Schweden etablierte das "Buy now, pay later" Prinzip und bot vielen Händlern damit die Möglichkeit Bestellungen auf Rechnung anzubieten, ohne selbst auf das Geld warten zu müssen - das schießt Klarna denen nämlich vor. Zum Anfang des Jahres 2022 wurde Klarna mit rund 45 Milliarden US-Dollar bewertet, zum Ende des Jahres waren es nur noch rund 6 Milliarden US-Dollar. Vor allem Kreditausfälle katapultierten das Unternehmen in tiefrote Zahlen. So braucht man zwar frisches Kapital, ob man sich das zu der stark reduzierten Bewertung am öffentlichen Kapitalmarkt holen wird, ist aber anzuzweifeln.
ARM
Arm (Sitz in Großbritannien) sollte eigentlich von NVIDIA aufgekauft werden, was die Wettbewerbsbehörden aber untersagten. Die Arm-Technologie kommt vor allem in mobilen Endgeräten zum Einsatz, künftig will man auch vermehrt Chips für die Automobilbranche fertigen. Nachdem die Übernahme durch NVIDIA geplatzt ist, besteht eine reelle Chance, dass man sich stattdessen 2023 an die Börse wagt.
Bytedance/Tik Tok
Der Betreiber des wohl schon bald größten und aktivsten Social Media Portals könnte 2023 den Schritt an die Börse wagen, wenn es nicht zu neuen Eskalation zwischen China und den USA kommt. Die Bewertung würde sich sicherlich oberhalb der 50 Milliarden US-Dollar ansiedeln, weshalb Bytedance unter den bisher gelisteten Unternehmen wohl das wertvollste, neu gelistete Unternehmen wäre - außer Stripe laufen ihnen den Rang ab. Konkretes gibt es aber auch hier nicht.
IPOs 2023 in den USA
Der IPO-Markt, der die größte Aufmerksamkeit erhält, ist natürlich die USA. Aber auch hier ist nichts wirklich sicher und hängt davon ab, wie sich die Märkte im aktuellen Jahr entwickeln werden. Eine kleine Auswahl möglicher US-IPO-Kandidaten haben wir für dich zusammengestellt.
Discord Inc.
Der Betreiber der gleichnamigen "Discord"-App wird auf einen Marktwert von rund 15 Milliarden US-Dollar geschätzt. Discord wollte eigentlich 2022 an die Börse, hat den IPO aufgrund der schwierigen Marktverhältnisse aber abgesagt. 2023 könnte das Unternehmen einen neuen Anlauf starten.
Das soziale Netzwerk, das ein Hybrid aus Netzwerk und Forum ist, wollte ebenfalls 2022 an die Börse, aber auch das wurde abgesagt. Reddit wird auf einen Marktwert von etwa 20 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Plaid
Die gleiche Geschichte: 2022 wurde anvisiert, dann aber verschoben. Das Finanzdienstleistungsunternehmen könnte 2023 einen neuen Versuch wagen, aber mit den jüngsten Bewertungsreduzierungen im FinTech-Sektor wird Plaid keine Eile haben.
Impossible Foods
Beim Konkurrenten Beyond Meat gab es seit dem Börsengang 2020 Bewertungsverluste jenseits der 90 %. Denkbar schlechte Voraussetzungen für Impossible Foods, selbst einen Börsengang zu wagen - aber ausgeschlossen ist er nicht. Mit den eigenen Fleischersatzprodukten wird man auf rund fünf bis sieben Milliarden US-Dollar bewertet. Das Unternehmen bräuchte definitiv einen deutlichen Bullenmarkt, um einen IPO zu wagen.
Die wichtigsten IPOs der letzten Jahre
In den letzten Jahren haben viele Unternehmen ihre Aktien erstmals an der Börse angeboten und damit frisches Kapital erhalten. Einige der bedeutendsten Börsengänge sind:
- Alibaba - Der chinesische Online-Händler hat im Jahr 2014 an der Börse debütiert und hatte einen Umsatz von 25 Milliarden US-Dollar. Mit einem Marktwert von über 500 Milliarden US-Dollar gehört Alibaba zu den wertvollsten Unternehmen weltweit.
- Facebook - Im Mai 2012 hat der Sozial-Medien-Riese seinen Börsengang durchgeführt und erzielte einen Umsatz von 16 Milliarden US-Dollar. Seitdem hat sich der Aktienkurs kontinuierlich gesteigert und Facebook ist jetzt eines der wertvollsten Unternehmen der Welt.
- Uber - Der Fahrdienstvermittler hat im Mai 2019 an der Börse debütiert und erzielte einen Umsatz von 8,1 Milliarden US-Dollar. Obwohl die Aktienkurse nach dem Börsengang stark schwankten, hat sich Uber zu einem der am schnellsten wachsenden Unternehmen der Welt entwickelt.
- Lyft - Der Konkurrent von Uber hat im März 2019 an der Börse debütiert und erzielte einen Umsatz von 2,3 Milliarden US-Dollar. Obwohl die Aktienkurse ebenfalls stark schwankten, hat sich Lyft zu einem führenden Anbieter von Fahrdienstleistungen in den USA entwickelt.
- Airbnb - Der Online-Vermittler für Unterkünfte hat angekündigt, im Jahr 2020 an die Börse zu gehen und erwartet einen Umsatz von 3 Milliarden US-Dollar. Das Unternehmen hat in den letzten Jahren stark zugenommen und gilt als einer der wichtigsten Akteure in der Tourismusbranche.
Diese Börsengänge zeigen, dass Unternehmen aus verschiedenen Branchen erfolgreich an die Börse gehen können und dass sie nicht nur ihr Wachstum finanzieren, sondern auch attraktive Investitionsmöglichkeiten für Anleger darstellen. Es bleibt abzuwarten, welche Unternehmen in Zukunft ebenfalls den Schritt in die Öffentlichkeit wagen werden.
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