Wirecard implodiert und reißt auch ETFs ins Minus

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Wirecard implodiert und reißt auch ETFs ins Minus

Kurz vor der eigentlich stattfindenden Pressekonferenz hat die Wirecard AG erneut mehrere Bomben platzen lassen. Der Jahresabschluss 2019 sowie Quartalszahlen für Q1 2020 müssen schon wieder verschoben werden.

Der 18. Juni 2020 geht als das Wirecard Crash Datum in die Geschichtsbücher ein.

Die Wirecard AG (ISIN DE0007472060) ist ein deutscher Zahlungsabwickler und Finanzdienstleister, der an der Deutschen Börse notiert ist und seinen Hauptsitz in Aschheim, Landkreis München hat. Das Unternehmen bietet seinen Kunden Dienstleistungen im Bereich des elektronischen Zahlungsverkehrs und des Risikomanagements sowie die Ausgabe und Verarbeitung von physischen und virtuellen Karten an. Das Unternehmen ist damit eines der wenigen Unternehmen, die den amerikanischen Payment-Giganten Visa, Mastercard, Stripe und Paypal etwas entgegensetzen können.

Was ist geschehen?

Die Wirtschaftsprüfer EY bemängeln, dass in der Bilanz für 1,9 Milliarden Euro keine Nachweise geliefert wurden. Hinzu kommen Hinweise auf eine Bilanzmanipulation:

Es bestehen Hinweise, dass dem Abschlussprüfer von einem Treuhänder bzw. aus dem Bereich der Banken, welche die Treuhandkonten führen, unrichtige Saldenbestätigungen zu Täuschungszwecken vorgelegt wurden, damit dieser ein unrichtiges Vorstellungsbild über das Vorhandensein der Bankguthaben bzw. die Führung von Bankkonten zugunsten der Wirecard-Gesellschaften erhalte. (Quelle)

Eine solche Manipulation wird seit Jahren vermutet. Neben dem enormen Vertrauensverlust in die Führung des Unternehmens könnte sich das Übel aber noch deutlich verschlimmern:

Mögliche Konsequenzen

Der gestrige Tag könnte eine ganze Kaskade von weiteren Schlagzeilen auslösen:

  • Sollte bis heute (19. Juni 2020) kein Jahresabschluss für Wirecard vorliegen, könnten Kredite im Volumen von rund 2 Milliarden Euro durch die Banken gekündigt werden. Ob das Unternehmen dadurch in die Insolvenz schlittert, ist fraglich.
  • Der österreichische Vorstandsvorsitzende Markus Braun wird sehr wahrscheinlich die Konsequenzen tragen müssen und seinen Posten räumen.
  • Die Wirtschaftsprüfer E&Y müssen sich die Frage gefallen lassen, warum der Betrug nicht schon im Jahr davor aufgefallen ist.
  • Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hatte am 18. Februar 2019 eine Allgemeinverfügung erlassen, wonach es verboten war, neue Netto-Leerverkaufspositionen in Aktien der Wirecard AG einzugehen. Rückblickend wird wahrscheinlich geprüft werden müssen, wie die BaFin sich hat derart täuschen lassen, dass sie sogar das Short-Selling verboten hat.
  • Es gibt bereits Sammelklagen in den USA und Deutschland gegen die Wirecard. Nach den gestrigen historischen Ereignissen werden das wohl bei weitem nicht die einzigen bleiben. Die Anwaltskanzlei Tilp hatte bereits im Mai Klage erhoben.
  • BaFin und Staatsanwaltschaft werden ihre Ermittlungen ausweiten.
  • Wirecard könnte aus dem DAX und TecDAX fliegen.
  • Das Unternehmen benötigt in vielen Ländern Banklizenzen, um Geschäfte ausführen zu können. Einige Länder könnten diese nun wieder entziehen.

Warum auch ETF-Anleger unter Wirecard leiden

Schaden erlitten haben keinesfalls nur Wirecard-Aktionäre. Schaden genommen haben die deutsche Aktionärskultur und auch ETF-Besitzer. Die Wirecard ist sowohl im DAX als auch im TecDax vertreten mit folgenden Gewichtungen:

  • DAX: 1,41%
  • TecDAX: 8,03%

Der TecDax verlor ca. -6,5% und fiel unter die wichtige 3000er Punkte-Marke. Somit sind auch ETFs auf den TecDAX ins Minus gerutscht.

Wieder einmal stellt sich die Frage, ob ETFs auf deutsche Indizes überhaupt ausreichend diversifiziert sind. Auch wenn die Ereignisse rund um Wirecard einen historisch einmaligen Charakter haben könnten, sollten ETF-Sparer prüfen, ob sie ein Klumpenrisiko im Depot haben. DAX, MDAX, SDAX und TecDAX bilden alle jeweils nur wenige Dutzend Aktien ab. Einzelaktien können dadurch schnell die Gesamtperformance stark beeinflussen.

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