Uran Aktien: Bringen sie eine verstrahlt gute Rendite?
Atomkraft als "Energie von gestern"? Das sah Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel so, als sie vor einigen Jahren den Zwangsausstieg Deutschlands aus der Atomkraft besiegelte - der Rest der Welt aber nicht. Der Uran-Markt steht bereits seit 2 Jahren verstärkt im Fokus der Anleger - aber warum?
Veränderungen und Entwicklungen auf dem Uran-Markt
Gleich mehrere Veränderungen waren für die jüngste Renaissance von Uran-Werten verantwortlich. Einerseits ist da natürlich die immer noch anhaltende Energiekrise, die speziell Deutschland wohl noch einige Zeit in Atem halten und die Geldbörsen seiner Bewohner signifikant leichter werden lassen wird. Deutschland hat, ironischerweise als wohl prominenteste Industrienation weltweit, ein akutes Energieproblem. Die gedrosselten Gaslieferungen aus Russland spielen natürlich eine Schlüsselrolle, aber auch die Abkehr von Kohle als Energieträger wird zusehends problematisch. Mittlerweile steht sogar eine Verlängerung im Raum - sowohl von Kohlewerken als auch den noch verbleibenden Atommeilern.
Diese Probleme mag die Welt in solch dringlicher Form zwar nicht haben, auch begründet dadurch, dass sich kein anderes Land für einen derartigen Harakiri-Kurs wie Deutschland entschied, trotzdem ist die Kernkraft ein immer stärker werdendes Thema. Frankreich setzt bekanntlich darauf, auch aus anderen Ländern sind die Meiler nicht wegzudenken. Dazu kommt der SPROTT-Fonds, der im letzten Jahr aufgelegt wurde und physisches Uranium sowie damit assoziierte Werte hält - was zu einer signifikanten Verknappung des Angebots und damit zu gestiegenen Preisen führte. Zudem gilt Atomenergie nun quasi als "grüne Energie" - eine 180-Grad-Wende von Zeiten, in denen noch "Atomkraft? Nein Danke"-Sticker an Autos klebten.
Befürworter von Uran-Werten sehen all das lediglich als Anfang eines viel größeren und länger andauernden Zyklus. Der weltweit gestiegene Energiebedarf führt in deren Augen zu einer Situation, wo das Uran-Angebot nicht einmal ansatzweise mit der künftigen Nachfrage mithalten kann. Im Ergebnis stünde dann ein Wettbieten unter Ländern und Unternehmen, die auf Uran angewiesen sind.
Grund genug also, sich die eine oder andere Aktie einmal genauer anzuschauen - zumal der Markt für Laien nur schwer durchschaubar ist und adäquate ETF-Produkte hierzulande nur in sehr überschaubarer Ausprägung existieren.
Die zwei Platzhirsche: Cameco (ISIN: CA13321L1085) und National Atomic Co Kazatomprom JSC (ISIN: US63253R2013)
Cameco gilt in westlichen Gefilden als der Platzhirsch, NAK Kazatomprom hingegen in Osteuropa.
Ursprünglich galt unter Uran-Anlegern Kazatomprom als der große Liebling. Nicht nur weil die so ziemlich ganz Europa und ebenso den Osten belieferten, sondern auch weil das Unternehmen seit jeher ein starker Dividendenzahler und einer der wenigen, dauerhaft profitablen Uran-Unternehmen war. Mittlerweile hat aber das Image von Kazatomprom ein wenig gelitten, wenn das auch nicht dem Unternehmen selbst anzulasten ist. Zunächst kam es in Kasachstan zu den Volksaufständen und der Zwangsabsetzung der Regierung, im Anschluss zu Russlands Einfall in die Ukraine. Damit haben zwar weder Kasachstan noch Kazatomprom viel zu tun, aber die geografische Nähe und das damit verwandte Russland-Risiko schlagen voll auf die Aktie durch. Deshalb konnte das Unternehmen im Jahresvergleich auch nur um rund 5 % zulegen, während der Uran-Spotpreis um 60 % stieg.
Cameco ist die zweite "große" Aktie, wobei der Term "groß" in der Uran-Welt nicht unbedingt viel zu sagen: Kanadas Vorzeigeunternehmen kommt auch nur auf eine Marktkapitalisierung von rund 10 Milliarden US-Dollar. Im direkten Vergleich zu Kazatomprom zeigt sich deutlich, warum die Cameco-Aktie immer etwas stiefmütterlich von Anlegern behandelt wurde. Die Dividende ist typischerweise nicht vorhanden oder sehr niedrig, zudem profitiert das Unternehmen aufgrund seiner langfristigen Belieferungsstruktur nur wenig von imminent hohen Uranpreisen. Gewinne gibt es traditionell ebenfalls nur wenig - aber genau das sollte sich ja in Zukunft ändern, wenn die Urannachfrage wieder drastisch steigt.
Beide Unternehmen sind eine feste Größe mit ganz eigenen Risiken, hier noch einmal im direkten Vergleich dargestellt:
- Cameco sitzt in Kanada, trägt also ein weitaus geringeres geografisches Risiko als Kazatomprom in Kasachstan
- Kazatomprom ist zweifelsfrei das lukrativere, womöglich auch besser geführte Unternehmen
- Kazatomprom hat eine weitaus höhere Dividendenrendite
- der Kurs von Cameco hat sich seit dem Uran-Run besser entwickelt
Mindestens eine der beiden Aktien sollte sich in einem Uran-Portfolio schon befinden, schließlich sind das die zwei größten und stabilsten Vertreter der Branche, wobei sie sich auch so stark voneinander unterscheiden, dass eine Kombination beider keinesfalls abwegig ist.
Die zweite Riege: Nexgen Energy (ISIN: CA65340P1062), Paladin Energy (ISIN: AU000000PDN8) und Uranium Energy (ISIN: US9168961038)
Vorweg: Der Uran-Markt ist, gemessen an seinen Marktkapitalisierungen, nicht unbedingt ein Schwergewicht. Mit der zweiten Riege der Unternehmen begeben wir uns nun also schon in die Riege der Small Caps, die dritte Riege könnte man gut und gerne auch als Pennystocks (je nach Definition) bezeichnen.
Hervorzuheben sind in der zweiten Riege die drei oben genannten Unternehmen: Nexgen aus Kanada, Paladin aus Australien und Uranium Energy aus den USA.
Bei Nexgen, mit einer Marktkapitalisierung von rund 2 Milliarden US-Dollar, wird ebenfalls die schlechte Rentabilität deutlich, die viele Aktien aus dem Sektor plagt. Obwohl sich der Uranpreis exzellent entwickelte, steht die Aktie auf 1-Jahres-Sicht selbst mit positiven Währungseffekten nur bei rund +11 %. Besondere Bedeutung erlangt Nexgen als Lieferant für hochgradiges Uranium, die eigenen Projekte liegen in Kanada. Als führender Lieferant für hochgradiges Uran konnte aber auch Nexgen, aufgrund langfristiger Lieferverträge und Preisbindungen, kaum von dem Spotpreis-Anstieg profitieren.
Paladin hält seinen Sitz in Australien, die größte Mine liegt in Namibia. Das Unternehmen ist weitaus flexibler aufgestellt, was sich auch an der Kursentwicklung zeigt. Mehr als 71 % konnte die Aktie bis dato zulegen. Damit entspricht der währungsbereinigte Anstieg ziemlich genau dem des Spotpreises im identischen Zeitraum. Dafür ist das Risiko aber natürlich auch höher: Australische Aktien sind weniger liquide, auch die Mine liegt im Herzen von Afrika - hat sich aber schon seit langer Zeit als verlässlicher Lieferant bewährt.
Uranium Energy Corp. ist liquide und unproblematisch zu handeln, natürlich weil es sich hier um eine US-Aktie handelt. Auf Jahressicht hat sich der Kurs exzellent entwickelt, aktuell dürfen sich Anleger über etwas mehr als 125 % Kursrendite freuen. Damit verdoppelte das Unternehmen zugleich seine Marktkapitalisierung auf aktuell rund 1,22 Milliarden US-Dollar. Dividenden und Gewinne gibt es hier aber ebenfalls nicht. Trotzdem wird das Unternehmen immer -irgendwie- von Bedeutung sein: Sei es nur, um zumindest einen heimischen Uran-Lieferant in den USA zu haben.
Die dritte Riege: Yellow Cake (ISIN: JE00BF50RG45) und Boss Resources (ISIN: AU000000BOE4)
Yellow Cake ist noch ein reines Uran-Unternehmen, Boss Resources ein flexibel aufgestellter Rohstofflieferant, der nicht ausschließlich Uran abträgt. Letzteres hat sich auf 1-Jahres-Sicht mit 120 % Kursplus ebenfalls sehr gut entwickelt, wobei die Mischerträge für Anleger, die speziell nach Uran-Förderern suchen, nicht unbedingt ideal sind.
Yellow Cake ist mit einer Marktkapitalisierung von etwa 780 Millionen US-Dollar ebenfalls mehr Pennystock als Small Cap. Der Förderer ist in London notiert und hat seinen Hauptsitz im Steuerparadies Jersey. Die Aktie soll ein direktes Engagement zum Spotpreis von Uran ermöglichen, wobei man das mit den gerade einmal rund 35 % auf Jahressicht nicht unbedingt vermuten würde.
Allgemeine Tipps für ein Investment in Uran
Wer nicht gerade in der Branche ausgebildet wurde und da seinen Beruf hat, wird zwischen den einzelnen Unternehmen und deren Förderungen kaum Unterschiede feststellen. Deshalb ist ein Investment in Uran auch immer mit einem sehr hohen Risiko verbunden. Viele Unternehmen machen aktuell gar keine Gewinne, wirklich sprudeln die Erträge erst dann, wenn der Uranpreis noch weiter deutlich steigt. Dann gilt die Faustregel: Je kleiner das Unternehmen, desto größer der Hebel. Kaza und Cameco werden sich immer weniger volatil bewegen als die zweite und dritte Riege, welche ein weitaus höheres Risiko mitbringen.
Wer den Markt deshalb breiter gestreut erfassen möchte, könne sich auch für die zwei in Deutschland verfügbaren ETFs entscheiden: Der Global X Uranium UCITS ETF (ISIN: IE000NDWFGA5) oder der HANetf Sprott Uranium Miners UCITS ETF (ISIN: IE0005YK6564). Letztere ist mit einer TER von 0,85 % noch etwas teurer als der von Global X mit 0,65 % TER. Beide sind ausgesprochen illiquide und kommen zusammen nicht einmal auf mehr als 30 Millionen Fondsgröße. Ob und wie lange diese wirklich existieren werden, hängt daher zwangsläufig auch an der (positiven) Entwicklung des Uransektors generell.
Wer sein Depot bei einem Broker mit Anbindung an ausländische Marktplätze hat, könnte auch die Sprott Physical Uranium Trust Aktie (ISIN: CA85210A1049) kaufen. Das ist der physisch hinterlegte Uran-Trust, der eifrig Uran aufkauft und die ganze positive Preisentwicklung erst so richtig in Bewegung brachte. In Deutschland ist er aber nur eingeschränkt (beziehungsweise gar nicht) handelbar, dafür erhältst du damit ein direktes Engagement in den aktuellen Uran-Spotpreis und bist nicht mehr auf die Unternehmensentwicklung einzelner Förderer und Zulieferer angewiesen.
Immer ist zu berücksichtigen: Die Wette auf Uran ist enorm risikobehaftet. Steigt der Uranpreis nicht weiter, werden alle genannten Unternehmen noch größere Verluste als sowieso schon schreiben. Hier gilt also umso mehr: Investiere nur das, was du bereit bist komplett zu verlieren.
Fazit
Uran Aktien sind eine riskante, aber möglicherweise lukrative Anlage. Der Preis für den Rohstoff Uran ist sehr volatil und in den letzten Jahren stark gesunken. Experten sind sich jedoch einig, dass der Preis für Uran in den kommenden Jahren steigen wird, da die Nachfrage nach Kernenergie weltweit weiter wächst. Daher könnten Uran-Aktien für Anleger, die bereit sind, das Risiko einzugehen, eine gute Wahl sein.
Die Weltbank schätzt, dass der weltweite Bedarf an Atomenergie bis 2030 um das Dreifache steigen wird. China, Indien und Russland sind die Länder mit dem größten Bedarf an Kernenergie. Kernenergie hat den Vorteil, keine Emissionen zu verursachen und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren. Kernenergie ist eine saubere Energiequelle, die immer mehr an Bedeutung gewinnt.
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