Nuri Insolvenz: Was sollten Kunden beachten?
Das Berliner Fintech-Unternehmen Nuri ist insolvent. Von Investoren hat das Unternehmen kein Geld mehr erhalten. Grund für die Insolvenz ist der Einbruch am Kryptomarkt. Kunden können nicht mehr auf ihre Bitcoin-Ertragskonten zugreifen. Welche Auswirkungen hat die Pleite noch für die Kunden?
Insolvenz der Nuri Bank
Die Nuri Bank ist ein Berliner Fintech-Unternehmen, das aus der 2015 gegründeten Bitwala-Bank hervorging. Das erste Krypto-Bankkonto der Welt wurde 2018 herausgebracht. Die Umbenennung in Nuri sollte für die Kunden einige Verbesserungen bringen, beispielsweise eine App für das Smartphone und ein einfacheres Banking. Der Name leitet sich von new reality für neue Realität ab. Am 9. August 2022 meldete das Unternehmen Insolvenz an und ist damit pleite. Das Unternehmen hat ungefähr 500.000 Kunden und verwaltet ein Kundenvermögen von ca. 500 Millionen Euro in 32 Ländern.
Es ist keine richtige Bank, da es keine Vollbank-Lizenz besitzt. Der Bankbetrieb wird über die Solarisbank abgewickelt. Die Bankkonten der Kunden werden daher bei der Solarisbank geführt. Das betrifft die Bankeinlagen in Euro ebenso wie die Krypto-Einlagen. Das Fintech-Unternehmen arbeitet lediglich als Vermittler. Kunden können dort zwar ein Girokonto oder andere Produkte beantragen, doch steckt hinter den Konten und anderen Bankprodukten die Solarisbank.
Welche Gründe hat die Insolvenz?
Nuri hat auf seiner Webseite über die Insolvenz informiert. Auch in den Medien wurde darüber berichtet. Das Fintech-Unternehmen gibt in seiner Mitteilung an, dass die Geschäftsentwicklung stark belastet sei. Als Hauptgrund nennt Nuri die Probleme an den Kryptomärkten, denn die Kurse vieler digitaler Devisen sind schon seit einiger Zeit stark in den Keller gerutscht. Ein weiterer Grund ist der Ukraine-Krieg, verbunden mit wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten. Auch die Nachwirkungen der Corona-Pandemie und die Abkühlungen an den Kapitalmärkten setzen dem Startup stark zu.
Nuri begründet die Insolvenz als notwendigen Schritt, um einen Weiterbetrieb der App zu sichern und die Verbindlichkeiten zu erfüllen. Einige Finanzexperten sehen in der dramatischen Entwicklung ein zu schnelles Wachstum des Unternehmens, um viele Neukunden zu gewinnen. Dabei wirtschaftet das Fintech-Unternehmen nicht profitabel. Der signifikante Rückgang der Bewertungen und der weiterhin hohe Finanzbedarf führen zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Auch in den USA sind einige Unternehmen mit solchen Geschäftsmodellen bereits insolvent.
Einlagen der Kunden nicht betroffen
Kunden von Nuri sind angesichts der Insolvenz verunsichert und fragen sich, was mit ihren Einlagen passiert. Du musst Dir um Deine Einlagen keine Sorgen machen, da Dein Konto bei der Solarisbank geführt wird. Die Solarisbank verfügt über eine Vollbanklizenz und wird von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) reguliert. Die Solarisbank ist Mitglied im Einlagensicherungsfonds, der die Einlagen der Kunden schützt.
Da die Kundenkonten bei der Solarisbank geführt werden, musst Du Dir keine Sorgen um die Insolvenz machen. Die Solarisbank ist von der Insolvenz nicht betroffen. Es spielt daher keine Rolle, wie hoch die Einlagen der Kunden sind. Nur dann, wenn auch die Solarisbank insolvent wird, können Einlagen, die über 100.000 Euro liegen, in die Insolvenzmasse der Solarisbank einfließen.
Ergeben sich im Rahmen der Insolvenz von Nuri keine neuen Perspektiven, da das Unternehmen nicht saniert werden kann oder sich kein Käufer findet, bleiben die Einlagen der Kunden bei der Solarisbank. Die Solarisbank führt keine direkten Kundenbeziehungen. Eine andere Bank oder ein Vermittler müsste die Rolle von Nuri übernehmen und die Kunden informieren. Verluste für die Kunden sind dadurch aber nicht zu befürchten.
Zugriff auf Konten und Zahlung mit Kreditkarte weiterhin möglich
Als die Nuri Bank ihre Insolvenz bekanntgab, konnten Kunden zeitweilig über die App für mobile Geräte nicht auf ihre Konten zugreifen. Das beunruhigte die Kunden. Schon einen Tag nach der Insolvenz war der Zugriff auf die Konten bei Nuri wieder gewährleistet. Das Fintech-Unternehmen spricht von einem technischen Problem als Grund dafür, dass die Kunden nicht auf ihre Konten zugreifen konnten.
Das technische Problem ist inzwischen behoben. Kunden können wieder auf ihr Girokonto zugreifen und Überweisungen vornehmen. Einschränkungen sind auch nicht bei Daueraufträgen, Lastschriftzahlungen und anderen Zahlungsfunktionen zu befürchten. Du kannst also weiterhin Überweisungen vornehmen und mit der Kreditkarte bezahlen. Die App ermöglicht Dir Zugriff auf Dein Bankkonto. Lastschriften und Daueraufträge funktionieren ebenfalls weiterhin.
Wie sieht es mit dem Krypto-Konto von Nuri aus?
Nuri bietet den Kunden nicht nur ein Girokonto an. Für die Investition in Kryptowährungen konntest Du auch ein Krypto-Konto nutzen. Dabei handelt es sich um ein Bitcoin-Ertragskonto, das beim US-amerikanischen Kreditinstitut Celsius geführt wird. Auf dieses Ertragskonto ist der Zugang nicht möglich. Celsius ist ein Kryptoverleiher und hat bereits im Juni 2022 die Auszahlungen gestoppt. Das betrifft auch die Einlagen von deutschen Kunden. Bereits vor Nuri hat das US-amerikanische Unternehmen Celsius Insolvenz angemeldet.
Im Zuge der Insolvenz teilte Nuri mit, dass daran gearbeitet wird, den Kunden den Zugang zum Ertragskonto wieder zu gewährleisten. Die Situation soll so schnell wie möglich gelöst werden. Kunden, die über ein Bitcoin-Ertragskonto verfügen, sollen informiert werden, sobald Auszahlungen wieder möglich sind. Die Einlagen der Kunden auf den Bitcoin-Ertragskonten sind also quasi eingefroren. Noch vor einiger Zeit, vor der Insolvenz, erklärte Nuri, dass Einlagen auf dem Ertragskonto niemals eingefroren werden würden. Kunden könnten das Fintech-Unternehmen daher also rechtlich belangen, wenn sie keine Auszahlungen beantragen können.
Kryptowährungen auf Wallets
Bei Nuri können Kunden die digitalen Devisen Bitcoin und Ethereum kaufen und auf einer hauseigenen Wallet aufbewahren. Du musst Dir auch hier keine Sorgen machen, wenn Du über eine Wallet verfügst. Die Wallet wird ebenfalls bei der Solarisbank geführt, die nicht von der Insolvenz betroffen ist. Du hast also noch Zugriff auf diese Wallet. Auch die sogenannten Vaults, die Non-Custodial-Wallets, sind sicher. Das Fintech-Unternehmen hat keinen Zugriff darauf, da diese Vaults einen vollprivaten Schlüssel haben. Du kannst Bitcoin und Ether auf Wallets oder Vaults jederzeit abheben und handeln.
Tipp: Hast Du Bitcoin oder Ether auf einer Wallet oder Vault, solltest Du die digitalen Devisen auf eine andere Wallet transferieren. Am sichersten ist eine Hardware-Wallet, da sie wie ein USB-Stick funktioniert und vom Internet getrennt werden kann. Nur während des Transfers ist die Wallet kurzzeitig mit dem Internet verbunden. Sie kann also nicht gehackt werden.
Wie sieht es mit den anderen Finanzprodukten von Nuri aus?
Nuri bietet die Visacard nicht als echte Kreditkarte, sondern als Debitkarte an. Anders als bei einer echten Kreditkarte wird Dir kein Kredit eingeräumt, mit dem das Geld erst einige Zeit später vom Girokonto abgebucht wird oder Du Deinen Kredit in Raten ausgleichen kannst. Bei einer Debitkarte erfolgt die Abbuchung des in Anspruch genommenen Betrags vom Girokonto zeitnah. Du kannst die Visacard weiterhin nutzen und
- Geld vom Automaten abheben
- im Geschäft bargeldlos bezahlen
- im Onlineshop bezahlen
- Reservierungen für Hotels oder Mietwagen vornehmen.
Mit der App auf deinem Smartphone kannst Du Deine Karte sperren, wenn sie abhanden gekommen ist.
Als Geldanlage bietet der Anbieter sogenannte Nuri Pots an, die ebenfalls nicht in die Insolvenzmasse einfließen können. Diese Pots werden vom Bankhaus Heydt zur Verfügung gestellt. Bist Du Dir nicht sicher, was Du im Zuge der Insolvenz tun solltest, kannst Du sie verkaufen.
Auch Sparpläne werden von Nuri angeboten. Nuri schreibt auf seiner Webseite, dass die Sparpläne weiterhin aktiv bleiben und ausgeführt werden. Anders als bei anderen Anbietern investierst Du nicht in Aktien oder ETFs, sondern in Bitcoin oder Ethereum. Auch hinter diesen Sparplänen steckt die Solarisbank. Die Sparpläne sind von der Insolvenz also nicht betroffen.
Wie geht es nach der Insolvenz weiter?
Noch ist nicht sicher, wie es nach der Insolvenz weitergeht. Nuri ist das erste deutsche Fintech, das aufgrund der Turbulenzen und Kursverluste am Krypto-Markt insolvent ist. Bislang ist es dem Fintech aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage nicht gelungen, neue Geldgeber oder Käufer zu finden.
Dennoch gibt sich CEO Christina Walcker-Mayer optimistisch. Sie spricht davon, dass das Insolvenzkonzept die beste Grundlage zur Entwicklung eines langfristig tragbaren Sanierungskonzepts darstellt. Ob es gelingt, Käufer oder Investoren zu finden, die zumindest Teile des Fintechs übernehmen, ist noch völlig offen.
Es ist unwahrscheinlich, dass auch die Solarisbank aufgrund der Insolvenz von Nuri in eine wirtschaftliche Schieflage gerät. Die Solarisbank ist auf das technische Geschäft fokussiert und betreut auch Konten von Kunden anderer Banken. Die Ausfallsicherheit ist daher hoch.
Fazit: Einlagen der Kunden trotz Insolvenz sicher
Das Fintech Nuri hat Insolvenz angemeldet. Die Gelder der Kunden auf den Konten sind nach wie vor sicher, da die Konten bei der Solarisbank geführt werden, die über eine Vollbanklizenz verfügt. Lediglich auf die Bitcoin-Ertragskonten ist aktuell kein Zugriff möglich. Sparpläne werden weiterhin ausgeführt. Auch Zahlungen mit der Kreditkarte sind noch möglich.
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