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Value Faktor (ETF)
Was ist der Value Faktor?
Der Value-Faktor steht für Unternehmen, die am Kapitalmarkt besonders niedrig bewertet sind und basiert auf der Beobachtung, dass günstig bewertete Aktien in der Vergangenheit tendenziell höhere Renditen erzielten als der breite Markt. Value-ETFs ermöglichen Anlegern, kostengünstig und breit gestreut in solche Substanzunternehmen zu investieren. Der Begriff stammt aus dem Value Investing.
Historische Performance von Value-ETFs
Value-ETFs haben in bestimmten Marktphasen eine bessere Performance als traditionelle Indizes gezeigt. In den letzten zwölf Monaten übertrafen einige globale Value-ETFs ihre Pendants, die den MSCI World Index abbilden. Allerdings ist die Performance von Value-Investments zyklisch und eng mit wirtschaftlichen Bedingungen verknüpft. Historisch betrachtet erzielten Value-Titel laut verschiedenen Studien langfristig eine deutliche Überrendite, wobei sie seit der Finanzkrise hinter Wachstumsaktien zurückblieben. Dies verdeutlicht, dass Risikoprämien auch längere Durststrecken haben können und die vergangene Entwicklung keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellt.
Vergleich von Value-ETFs und Growth-ETFs
Value-ETFs und Growth-ETFs verfolgen unterschiedliche Anlagestrategien und weisen entsprechend abweichende Performance-Muster auf. Während Value-ETFs auf unterbewertete Unternehmen mit solider Substanz setzen, fokussieren sich Growth-ETFs auf wachstumsstarke Firmen, oft aus Technologie- und Innovationsbranchen. In den letzten Jahren schnitten Growth-ETFs tendenziell besser ab - ein iShares S&P 500 Growth ETF erzielte beispielsweise über 10 Jahre eine kumulierte Rendite von 241%, verglichen mit 148% beim Value-Pendant. Allerdings zeigen Value-ETFs in Abschwungphasen oft eine stabilere Performance.
So verzeichnete ein MSCI World Value Factor ETF im Jahresvergleich nur -0,8% Verlust, während der breite MSCI World ETF -3,07% einbüßte. Die Wahl zwischen Value und Growth hängt letztlich von individuellen Anlagezielen und Markteinschätzungen ab, da keine Strategie dauerhaft überlegen ist.
Funktionsweise
Der Value-Faktor basiert auf der Annahme, dass Aktien mit niedrigen fundamentalen Bewertungen langfristig höhere Renditen erzielen als der Gesamtmarkt. Diese Strategie wurde maßgeblich von Eugene Fama und Kenneth French entwickelt, die in ihrem Dreifaktormodell zeigten, dass neben dem Marktrisiko auch der Value-Faktor (gemessen durch ein hohes Buch-zu-Marktwert-Verhältnis) signifikant mit Aktienrenditen korreliert. Value-Aktien sind typischerweise Unternehmen aus weniger wachstumsstarken oder unpopulären Branchen. Die Funktionsweise des Value-Faktors beruht darauf, systematisch unterbewertete Aktien zu identifizieren, wobei verschiedene Kennzahlen wie das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV), Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) oder Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) verwendet werden. Allerdings ist zu beachten, dass die Wirksamkeit des Value-Faktors zeitlich variieren kann und in verschiedenen Marktphasen unterschiedlich stark ausgeprägt ist.
Vorteile und Nachteile
Value-ETFs bieten mehrere Vorteile für Anleger. Ein entscheidender Vorteil ist die Diversifikation, da sie in eine Vielzahl von Wertpapieren investieren und somit das unsystematische Risiko einzelner Aktien minimieren. Dies ist besonders wichtig in volatilen Marktphasen. Zudem ermöglichen Value-ETFs einen kostengünstigen und einfachen Zugang zu einem breit gestreuten Portfolio unterbewerteter Unternehmen, ohne dass eine aufwendige Einzelaktienanalyse nötig ist. Allerdings gibt es auch Nachteile: Value-ETFs können in "Wertfallen" geraten, also in Unternehmen investieren, deren Aktien dauerhaft niedrig bewertet bleiben. Zudem ist ihre Performance zyklisch und eng mit wirtschaftlichen Bedingungen verknüpft, was zu längeren Phasen der Unterperformance führen kann. Es ist wichtig zu beachten, dass die historische Entwicklung keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellt.
Vorteile:
- Langfristige Anlagestrategie, die auf Wachstum setzt
- Breite Streuung des Portfolios, um Risiken zu minimieren
- Kosteneffizienter als aktive Fonds
Nachteile:
- Risiko, dass die unterbewerteten Unternehmen nicht wie erwartet wachsen
- Langfristige Anlage, keine kurzfristigen Gewinne
Beispiele
Für Anleger in Deutschland stehen mehrere Value-ETFs zur Auswahl, die auf verschiedene Märkte und Regionen ausgerichtet sind. Zu den populären Optionen gehören:
- Der iShares Edge MSCI World Value Factor UCITS ETF, der in Value-Aktien aus Industrieländern weltweit investiert und eine Gesamtkostenquote von 0,25% p.a. aufweist.
- Der iShares Edge MSCI Europe Value Factor UCITS ETF, der sich auf europäische Value-Aktien konzentriert.
- Der Xtrackers MSCI World Value Factor UCITS ETF von der Deutsche-Bank-Tochter DWS, der ebenfalls in globale Value-Aktien investiert und mit einer Gesamtkostenquote von 0,25% p.a. etwas günstiger ist als das iShares-Pendant.
- Der Invesco MSCI Europe Value UCITS ETF, der sich auf europäische Value-Aktien fokussiert.
Diese ETFs bieten Anlegern die Möglichkeit, breit gestreut in Value-Aktien zu investieren.
Alternativen
Eine interessante Alternative zu reinen Value-ETFs sind ETFs, die einen breiteren Ansatz verfolgen und qualitativ hochwertige Aktien mit moderaten Bewertungen enthalten. Ein Beispiel dafür ist der ETF, der auf Shillers CAPE-Ratio basiert, oder Dividenden-ETFs, die oft mehr attraktive Value-Titel enthalten als reine Value-ETFs. Diese flexibleren Ansätze ermöglichen es, auch langfristige Gewinner im Portfolio zu behalten, anstatt sie aufgrund steigender Bewertungskennzahlen auszusortieren.
Zudem gibt es spezialisierte ETFs für bestimmte geografische Regionen, die eine gezieltere Ausrichtung ermöglichen. Für Anleger, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, bieten sich nachhaltige Value-ETFs an, die neben Wertkriterien auch auf das ESG-Profil der Unternehmen achten. Letztendlich hängt die Wahl der passenden Alternative von den individuellen Anlagezielen und der persönlichen Risikotoleranz ab.
Weiterführende Themen/Begriffe
Wenn Sie mehr über Anlagestile und ETFs erfahren möchten, sollten Sie sich mit den folgenden Begriffen auseinandersetzen:
- Growth-Ansatz
- Dividenden-Ansatz
- Nachhaltige Investments
- Passive vs. aktive Fonds
Wir hoffen, dieser Artikel hat Ihnen geholfen, den Value Faktor (ETF) besser zu verstehen. Wenn Sie weitere Fragen haben, sollten Sie sich an einen Finanzberater wenden.
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