Floater-Anleihen: Welche Zinsen und welches Risiko bringen sie?

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Anleihen sind als Geldanlage ziemlich unattraktiv, da die Zinsen nur niedrig sind. Eine Alternative können Floater als variabel verzinsliche Anleihen sein. Der Zinssatz orientiert sich meistens an einem Referenzzinssatz. Wie sieht es mit dem Risiko aus und wie können Experten den Zins berechnen?

Floater-Anleihen: Welche Zinsen und welches Risiko bringen sie?

Was sind Floater?

Floater sind Anleihen mit variablen Zinsen, die auch als Floating Rate Notes bezeichnet werden. Im Gegensatz zu festverzinslichen Anleihen, bei denen der Zinssatz über die gesamte Laufzeit gleich bleibt, passen sich die Zinsen bei Floatern regelmäßig an das aktuelle Marktzinsniveau an. Das bedeutet, dass Du als Anleger von steigenden Zinsen profitieren kannst, aber auch das Risiko hast, dass die Zinsen sinken.

Der Zinssatz eines Floaters orientiert sich an einem Referenzzinssatz, wie dem Euribor (European Interbank Offered Rate) oder dem SOFR (Secured Overnight Financing Rate). Der SOFR hat den Libor (London Interbank Offered Rate) seit Ende 2021 weitgehend ersetzt, da der Libor aufgrund von Manipulationsskandalen und regulatorischen Bedenken aus dem Markt genommen wurde. Der SOFR gilt als robuster und manipulationssicherer, da er auf tatsächlichen Transaktionen basiert. Für europäische Floater bleibt der Euribor jedoch weiterhin der wichtigste Referenzzinssatz.

Investierst Du in einen Floater, gibst Du dem Emittenten – also dem Herausgeber der Anleihe – einen Kredit. Der Emittent zahlt Dir dafür Zinsen, die von seiner Bonität und dem Marktzins abhängen. Floater bieten eine flexible Möglichkeit, von Zinsänderungen zu profitieren, sind jedoch nicht ohne Risiko, insbesondere in Zeiten fallender Zinsen.

Wie werden die Zinsen für Floater berechnet?

Die Zinsen für Floater setzen sich aus dem Referenzzinssatz (z. B. Euribor oder SOFR) und einem Aufschlag zusammen, der von der Bonität des Emittenten abhängt. Hat der Emittent eine gute Bonität, ist das Risiko eines Zahlungsausfalls gering, und der Aufschlag fällt entsprechend niedriger aus. Umgekehrt bedeutet eine schlechtere Bonität höhere Zinsen, da das Risiko für den Anleger steigt.

Ein Beispiel: Wenn der Euribor bei 3,5 % liegt und der Emittent einen Aufschlag von 0,85 % bietet, beträgt der Zinssatz für den Floater 4,35 %. Dieser Zinssatz wird regelmäßig angepasst, je nachdem, wie sich der Referenzzinssatz entwickelt. Steigt der Euribor, steigen auch die Zinsen für den Floater. Fällt der Euribor, sinken die Zinsen entsprechend.

In der aktuellen Marktsituation, in der die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen aufgrund der anhaltend hohen Inflation mehrfach angehoben hat, sind Floater besonders attraktiv. Anleger können von den steigenden Zinsen profitieren, da sich die Zinszahlungen der Floater regelmäßig anpassen. Der Euribor hat sich seit Anfang 2022 deutlich erhöht, was Floater zu einer interessanten Anlageoption macht.

Welche Arten von Floatern gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Floatern, die sich in der Zinsstruktur und im Risiko unterscheiden:

  • Normale Floater: Der Zinssatz steigt oder fällt mit dem Referenzzinssatz. Steigt der Marktzins, steigen auch die Zinsen für den Floater. Sinkt der Marktzins, sinken die Zinsen.
  • Gemischte Floater: Zu Beginn der Laufzeit gibt es einen festen Zinssatz, der später in einen variablen Zinssatz umgewandelt wird. Diese Art von Floater bietet eine gewisse Planbarkeit zu Beginn, bevor die Zinsen variabel werden.
  • Reverse Floater: Hier verhält sich der Zinssatz umgekehrt zum Marktzins. Sinkt der Referenzzinssatz, steigt der Zins für den Floater. Diese Anleihen können als Absicherung gegen fallende Zinsen dienen, sind jedoch in der aktuellen Phase steigender Zinsen weniger gefragt.
  • Capped Floater: Der Zinssatz ist nach oben hin begrenzt. Das bedeutet, dass der Emittent nicht mehr als einen bestimmten Maximalzinssatz zahlen muss, auch wenn der Referenzzinssatz stark steigt. In Zeiten stark steigender Zinsen kann dies die Rendite für Anleger begrenzen.
  • Floor Floater: Hier gibt es eine Zinsuntergrenze. Selbst wenn der Referenzzinssatz stark fällt, sinkt der Zinssatz des Floaters nicht unter ein bestimmtes Niveau. Diese Art von Floater bietet Schutz in einem Umfeld fallender Zinsen, ist jedoch in der aktuellen Phase steigender Zinsen weniger relevant.

Sonderformen von Floatern: Komplexe Finanzinstrumente

Einige Floater sind sehr komplex und für Einsteiger schwer verständlich. Diese Sonderformen beinhalten oft zusätzliche Mechanismen, die das Risiko erhöhen können. Ein Beispiel sind sogenannte "Leveraged Floater", bei denen der variable Zinssatz mit einem Hebel versehen wird. Das bedeutet, dass sich die Zinszahlungen überproportional zum Referenzzinssatz verändern. Solche Produkte sind besonders risikoreich und sollten nur von erfahrenen Anlegern genutzt werden.

Ein weiteres Beispiel sind "Step-up Floater", bei denen der Zinssatz in regelmäßigen Abständen erhöht wird, unabhängig von der Entwicklung des Referenzzinssatzes. Diese Anleihen bieten eine gewisse Planbarkeit, sind jedoch oft mit niedrigeren Anfangszinsen verbunden.

Wenn Du in solche Anleihen investieren möchtest, solltest Du sicherstellen, dass Du die Funktionsweise vollständig verstehst. Ein hoher Zinssatz allein sollte Dich nicht dazu verleiten, in ein Produkt zu investieren, das Du nicht durchblickst. Gerade in der aktuellen Marktphase, in der die Zinsen stark schwanken, ist es wichtig, die Risiken solcher komplexen Produkte genau zu kennen. Mehr über Risikomanagement erfährst Du hier.

Vorteile von Floatern

Der größte Vorteil von Floatern ist, dass sie das Risiko von Zinsänderungen abmildern. Bei festverzinslichen Anleihen sinkt der Kurs, wenn die Zinsen am Markt steigen, da neue Anleihen höhere Zinsen bieten. Bei Floatern hingegen passen sich die Zinsen regelmäßig an, sodass das Risiko eines Kursverlusts geringer ist. Dies macht Floater in der aktuellen Phase steigender Zinsen besonders attraktiv.

Ein weiterer Vorteil ist, dass Floater in der Regel eine geringere Zinssensitivität aufweisen als festverzinsliche Anleihen. Das bedeutet, dass sie weniger stark auf Zinsänderungen reagieren, was sie zu einer stabileren Anlageform in volatilen Märkten macht. Allerdings besteht auch das Risiko, dass die Zinsen sinken, wenn der Referenzzinssatz fällt. In einem solchen Fall könnten die Zinszahlungen des Floaters deutlich geringer ausfallen.

Darüber hinaus bieten Floater eine gewisse Flexibilität, da sie in der Regel eine kürzere Duration aufweisen als festverzinsliche Anleihen. Dies bedeutet, dass sie weniger anfällig für langfristige Zinsänderungen sind, was sie in einem Umfeld steigender Zinsen besonders attraktiv macht.

Investieren in einen ETF auf Floater

Wenn Du nicht in einzelne Floater investieren möchtest, kannst Du auch in einen ETF auf Floater setzen. Ein Beispiel ist der Invesco Euro Floating Rate Note UCITS ETF. Dieser ETF investiert in variabel verzinsliche Unternehmensanleihen, die in Euro notiert sind. Der Vorteil eines ETFs ist die breite Streuung, die das Risiko reduziert.

Der Invesco ETF wurde 2018 aufgelegt und hat eine Gesamtkostenquote von 0,12 %. Er zahlt die Zinsen quartalsweise aus und ist sparplanfähig. Während der Corona-Krise 2020 musste der ETF Verluste hinnehmen, hat sich aber inzwischen wieder erholt und profitiert aktuell von den steigenden Zinsen in der Eurozone. Die jüngsten Zinserhöhungen der EZB haben die Attraktivität dieses ETFs weiter gesteigert.

Beide ETFs bieten eine gute Möglichkeit, von den Vorteilen von Floatern zu profitieren, ohne das Risiko einer Einzelanleihe tragen zu müssen. Sie sind besonders in der aktuellen Phase steigender Zinsen eine interessante Option für Anleger, die von variablen Zinsen profitieren möchten. Mehr über ETF-Sparpläne erfährst Du hier.

Fazit: Floater – Flexibel, aber nicht ohne Risiko

Floater bieten eine interessante Möglichkeit, von steigenden Zinsen zu profitieren, da sich ihre Zinsen regelmäßig an das Marktniveau anpassen. Sie sind besonders in Zeiten steigender Zinsen attraktiv, bergen aber auch das Risiko sinkender Zinsen. In der aktuellen Phase, in der die Zentralbanken weltweit die Zinsen anheben, sind Floater eine attraktive Alternative zu festverzinslichen Anleihen.

Wenn Du das Risiko streuen möchtest, kann ein ETF auf Floater eine gute Wahl sein. Achte jedoch darauf, die Funktionsweise der verschiedenen Floater-Typen zu verstehen, bevor Du investierst. Gerade in der aktuellen Marktphase, in der die Zinsen stark schwanken, ist es wichtig, die Risiken und Chancen von Floatern genau abzuwägen. Floater bieten Flexibilität, aber auch Unsicherheiten, die Du als Anleger im Blick behalten solltest. Mehr über Anleihen und ihre Funktionsweise erfährst Du hier.

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