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Risiko: Kann bei einem ETF ein Totalverlust eintreten?

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Investierst Du in einen ETF, profitierst Du von einer breiten Risikostreuung. Verluste bei einigen Wertpapieren können durch Gewinne bei anderen Wertpapieren abgefedert werden. Bei Einzelaktien kann es zu einem Totalverlust kommen, wenn das Unternehmen insolvent wird. Wie sieht es bei ETFs aus?

Risiko: Kann bei einem ETF ein Totalverlust eintreten?

Grundsätzlicher Blick auf das Risiko bei ETFs

Viele Privatanleger überlegen, in ETFs (Exchange Traded Funds) zu investieren, zögern jedoch aus Angst vor einem Totalverlust. Diese Sorge beruht oft auf negativen Erfahrungen aus der Vergangenheit, vor allem während der globalen Finanzkrise 2007/2008. Tatsächlich mussten ETFs in Krisenzeiten teils heftige Kursrückschläge hinnehmen. Dennoch haben sie sich gerade in den letzten Jahren als eine widerstandsfähige und langfristig attraktive Anlageform etabliert.

Warum gelten ETFs trotz Kursschwankungen als solide?

  1. Breite Diversifikation: Die meisten ETFs verteilen das Risiko über eine Vielzahl von Aktien oder Anleihen.
  2. Regulatorische Sicherheit: UCITS-ETFs unterliegen strengen Richtlinien der Europäischen Union.
  3. Langfristiger Anlagehorizont: Wer geduldig investiert, gleicht kurzfristige Schwankungen meist durch langfristige Markterholung aus.

Noch während der Corona-Krise im Jahr 2020 erlebten einige ETFs deutliche Drawdowns (Kursrückgänge), doch die Märkte erholten sich wieder. Inzwischen sind zahlreiche Indizes – darunter der MSCI World, der S&P 500 oder diverse Branchenindizes – weiter gewachsen. Während Einzelaktien in Krisen durchaus pleitegehen können, ist ein gesamter Index-Totalverlust unwahrscheinlich.


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Was macht ETFs so sicher?

1. Sondervermögen

ETFs gelten als Sondervermögen. Das bedeutet, dass die Vermögenswerte – die Aktien oder Anleihen, die im Fonds enthalten sind – im Falle einer Insolvenz des Emittenten nicht an die Gläubiger gehen. Stattdessen stehen sie separat, sodass Investoren ihr Geld nicht komplett verlieren können. Dies ist ein zentrales Unterscheidungsmerkmal gegenüber Zertifikaten oder anderen Derivaten, bei denen ein Emittentenrisiko besteht.

2. Regulierung und Transparenz

In der Europäischen Union müssen UCITS-ETFs (Undertakings for Collective Investment in Transferable Securities) mindestens 15 verschiedene Wertpapiere enthalten. Darüber hinaus unterliegen sie regelmäßigen Prüfungen, müssen Transparenz hinsichtlich ihrer Holdings (Portfoliobestandteile) bieten und strengen Vorgaben zu Liquiditätsmanagement und Risikostreuung folgen.

Diese strengen Vorschriften machen ETFs zu einer der transparentesten und am besten regulierten Anlageformen am Markt. Anleger können also auf einen klaren und öffentlich einsehbaren Regelkatalog vertrauen.

3. Breite Risikostreuung

Ein ETF bildet im Normalfall einen Index nach. Bei einem breit gefassten Index wie dem MSCI World sind sogar über 1.600 Einzelwerte enthalten – das reduziert das Risiko, weil Verluste einzelner Titel durch die Gewinne anderer Unternehmen ausgeglichen werden können.

Selbst bei Sektoren- oder Themen-ETFs (z. B. Tech-ETFs, Gesundheits-ETFs) ist immer eine gewisse Streuung gegeben. Zwar können diese Themenindizes auch stärker schwanken, dennoch minimieren sie das Klumpenrisiko im Vergleich zum Kauf weniger Einzeltitel.


Risikofaktoren bei ETFs

Obwohl ein Totalverlust als sehr unwahrscheinlich gilt, sind ETFs dennoch nicht völlig risikofrei. Hier sind die wichtigsten Risikofaktoren:

  1. Marktrisiko:
    Wie bei allen Anlagen, die am Kapitalmarkt gehandelt werden, schwankt der Kurs eines ETFs mit der allgemeinen Börsenlage. Bei Rezessionen, geopolitischen Spannungen oder Zinsänderungen können sämtliche Aktien-ETFs in Mitleidenschaft gezogen werden.
  2. Währungsrisiko:
    Investiert ein ETF in einen Index außerhalb des Euroraums, kommt ein Wechselkursrisiko hinzu. Steigt oder fällt beispielsweise der US-Dollar, wirkt sich das auf die Rendite für Anleger aus dem Euro-Raum aus.
  3. Liquiditäts- und Klumpenrisiko:
    Besonders bei sehr spezialisierten ETFs kann es zu Liquiditätsengpässen kommen. Fokussiert sich ein ETF z. B. nur auf einen eng gefassten Themenbereich, kann ein starker Einbruch in diesem Sektor zu größeren Verlusten führen.
  4. Unternehmensrisiko:
    Jedes Unternehmen im Index kann insolvent werden oder deutlich an Wert verlieren. Allerdings verteilt sich dieses Risiko aufgrund der Diversifikation im ETF auf viele Schultern.
  5. Replikationsmethode:
    • Physisch replizierende ETFs kaufen die enthaltenen Wertpapiere tatsächlich.
    • Synthetisch replizierende ETFs setzen Swap-Geschäfte ein. Zwar ermöglicht das eine exaktere Index-Abbildung, birgt aber das sogenannte Kontrahentenrisiko (siehe weiter unten).

Historische Bärenmärkte und ihre Auswirkungen auf ETFs

In den letzten 50 Jahren gab es mehrere schwere Bärenmärkte, in denen die Kurse massiv nachgaben:

  • Ca. 34 % Rückgang von Februar bis März 2020 (Corona-Crash)
  • Ca. 57 % von 2007 bis März 2009 (Finanzkrise)
  • Ca. 49 % von 2000 bis 2002 (Dotcom-Blase)
  • Ca. 34 % im Jahr 1987 (Schwarzer Montag)
  • Ca. 27 % von 1980 bis 1982
  • Ca. 48 % von 1973 bis 1974

Trotz dieser Einbrüche konnten sich die meisten breiten Aktienindizes nach einiger Zeit wieder erholen. Wer langfristig investiert war und nicht in Panik verkaufte, hatte später häufig wieder Gewinne. Das zeigt, dass ETFs als Langzeitinvestment in vielen Fällen krisenfester sind als oft angenommen.


Kontrahentenrisiko bei synthetischen ETFs

Bei synthetisch replizierenden ETFs schließt der Emittent ein Tauschgeschäft (Swap) mit einem Kontrahenten, häufig einer Bank oder sogar der Konzernmutter. Dabei verpflichtet sich der ETF-Anbieter, dem Kontrahenten die Rendite eines Referenzportfolios zu zahlen. Im Gegenzug erhält er die Rendite des abzubildenden Index.

Das Risiko: Wird die Bank zahlungsunfähig, könnte der ETF Teile seines Vermögens verlieren. Gesetzlich ist jedoch festgelegt, dass maximal 10 % des Fondsvermögens in Gefahr sein dürfen. Einen kompletten Totalverlust gibt es also nicht.


Schutzmechanismen bei Online-Brokern und Depotbanken

  1. Einlagensicherung:
    Das Guthaben auf Deinem Verrechnungskonto ist in der Regel bis zu 100.000 Euro pro Kunde über die gesetzliche Einlagensicherung geschützt. Manche Banken bieten darüber hinausgehende Sicherungsfonds.
  2. Wertpapiersicherheit:
    Wertpapiere sind Eigentum des Anlegers und fallen nicht in die Insolvenzmasse einer Bank oder eines Online-Brokers. Auch falls der Broker scheitert, können Deine Anteile auf ein anderes Depot übertragen werden.
  3. EU-weit einheitliche Vorgaben:
    Innerhalb der EU gelten gemeinsame Standards, die den Schutz von Privatanlegern besonders hoch ansetzen. Als Investor profitierst Du von diesem Regelwerk, da Broker und Fondsgesellschaften strenge Richtlinien befolgen müssen.

Risikostreuung bei einem ETF als Schutz vor Totalverlust

Ein zentrales Merkmal von ETFs ist, dass sie auf einen Index setzen, der in der Regel aus vielen verschiedenen Wertpapieren besteht. Selbst wenn einige Unternehmen im Index insolvent gehen, bleiben immer noch andere übrig, die Verluste auffangen oder zumindest mindern können.

Bei breit diversifizierten Indizes wie dem MSCI World, der über 1.600 Einzelwerte umfasst, muss schon eine globale Wirtschaftskrise biblischen Ausmaßes eintreten, damit alle Unternehmen im Index insolvent werden. Daher ist ein Totalverlust praktisch ausgeschlossen.


Wie wählt man den richtigen ETF, um Risiken zu minimieren?

  1. Fondsvermögen: Achte auf ein möglichst hohes Fondsvolumen (> 200 Millionen Euro). Dies deutet auf einen liquiden und etablierten Fonds hin, der nicht so schnell vom Markt genommen wird.
  2. Fondsalter: ETFs, die mindestens drei Jahre bestehen, haben sich bereits etwas bewährt.
  3. Volatilität: Eine Volatilität von unter 15–20 % spricht für eine vergleichsweise stabile Wertentwicklung.
  4. Indexzusammensetzung: Je breiter die Streuung in einem Index (z. B. MSCI World, FTSE All-World), desto geringer das Klumpenrisiko.
  5. Replikationsmethode: Physisch oder synthetisch – physische ETFs wirken auf viele Anleger “greifbarer”, synthetische können jedoch in manchen Märkten kostengünstiger und genauer sein.

Wenn Du das Risiko weiter reduzieren möchtest, kannst Du Dein Portfolio über mehrere Anlageklassen und Regionen streuen. Beispielsweise mischt Du einen Aktien-ETF mit einem Anleihen-ETF oder einem Rohstoff-ETF. So verteilt sich das Gesamtrisiko auf unterschiedliche Märkte.


Was tun, wenn ein ETF vom Markt genommen wird?

Manchmal werden ETFs mangels Wirtschaftlichkeit liquidiert oder mit einem anderen Fonds verschmolzen. Für Dich als Anleger bedeutet das:

  • Liquidation: Du erhältst ein Angebot zum Rückkauf Deiner Anteile. Das Geld wird Deinem Verrechnungskonto gutgeschrieben.
  • Verschmelzung: Deine Anteile gehen automatisch in den neu entstehenden oder übernehmenden ETF über, ohne dass Du handeln musst.

In beiden Fällen erleidest Du keinen Totalverlust, da Du entweder Dein Geld zurückbekommst oder vergleichbare Anteile in einem neuen Fonds erhältst.


ETF-Sparpläne und der Durchschnittskosteneffekt

Besonders für langfristig orientierte Anleger sind ETF-Sparpläne sinnvoll. Du investierst dabei regelmäßig (z. B. monatlich) einen festen Betrag. So kaufst Du bei hohen Kursen weniger und bei niedrigen Kursen mehr Anteile. Dieser Durchschnittskosteneffekt (Cost-Average-Effekt) kann langfristig helfen, Kursschwankungen abzufedern.

Zwar ist die Rendite nicht automatisch höher als beim Einmalkauf, doch sorgt ein Sparplan für Disziplin und vermeidet den “perfekten Einstiegszeitpunkt” suchen zu müssen. Gerade Einsteiger schätzen zudem, dass sie mit kleinen Beträgen (z. B. 50 oder 100 Euro pro Monat) ein globales Portfolio aufbauen können.


Sind Short-ETFs oder gehebelte ETFs gefährlich?

Short-ETFs und gehebelte ETFs (z. B. 2x oder 3x Hebel) gelten als risikoreiche Varianten, die eher für erfahrene Trader konzipiert sind. Sie zielen darauf ab, bei fallenden Märkten Gewinne zu realisieren oder die Rendite eines Index mit einem Hebel zu vervielfachen. Damit geht jedoch ein erhöhtes Verlustrisiko einher, insbesondere wenn sich der Markt gegen Deine Position entwickelt.

Obwohl das klassische ETF-Prinzip von Diversifikation und Langfristigkeit etwas verwässert wird, ist auch hier ein kompletter Totalverlust selten, da die Produkte dennoch den Regularien unterliegen. Allerdings können sehr starke Hebelprodukte in extremen Marktphasen wertlos werden. Für die meisten Privatanleger ist diese Art ETF weniger geeignet.


Langfristige Strategie: Krisen aussitzen und Chancen nutzen

Die langfristige Betrachtung ist einer der wichtigsten Bausteine der ETF-Philosophie. Märkte können sich oft schneller erholen, als man denkt, vor allem dann, wenn Du in weltweite Indizes investierst. Historisch betrachtet (z. B. nach der Dotcom-Blase, der Finanzkrise 2008 oder dem Corona-Crash 2020) kam es nach einiger Zeit immer wieder zu neuen Höchstständen an den Märkten.

Eine Krise kann also eine Gelegenheit sein, preiswerter in den Markt einzusteigen oder den Sparplan weiterlaufen zu lassen. Allerdings können Zeiten der Unsicherheit auch sehr anstrengend sein, weshalb Du Deine persönliche Risikotoleranz kennen solltest.


Risiken und Schutzmechanismen bei ETFs

  1. Kein Totalverlust durch Sondervermögen
    ETFs gelten als Sondervermögen. Wird der Emittent oder der Broker zahlungsunfähig, bleibt Dein Kapital geschützt und Du kannst Deine Anteile übertragen oder verkaufen.
  2. Risikostreuung
    Dank UCITS-Richtlinien und breiter Indexstreuung sind Verluste einzelner Wertpapiere selten katastrophal fürs Gesamtportfolio.
  3. Begrenztes Kontrahentenrisiko
    Bei synthetischen ETFs wird das Ausfallrisiko auf 10 % des Fondsvermögens gedeckelt.
  4. Marktrisiko und Volatilität
    ETFs schwanken mit den Märkten. Langfristig zeigt die Erfahrung, dass viele Indizes sich von Krisen erholen können.
  5. Liquiditäts- und Klumpenrisiko
    Eine breite Diversifizierung senkt das Risiko von Engpässen oder übermäßiger Konzentration auf einen Sektor.
  6. Währungsrisiko
    Bei internationalen ETFs kann der Wechselkurs für zusätzliche Schwankungen sorgen – insbesondere gegenüber dem US-Dollar.
  7. Schutz durch Einlagensicherung
    Guthaben auf dem Verrechnungskonto sind bis 100.000 Euro pro Kunde gesetzlich geschützt. Wertpapiere unterliegen separaten Sicherungssystemen bis 20.000 Euro (je nach Land zusätzlich auch andere Sicherungsmechanismen).
  8. Langfristige Anlagestrategie
    Ein ETF-Sparplan nutzt den Durchschnittskosteneffekt und hilft, Marktschwankungen langfristig zu glätten. Wer regelmäßig investiert, profitiert von diszipliniertem Verhalten anstatt vom Versuch, den Markt zu timen.

Fazit: Kein Totalverlust bei einem ETF – aber gründliche Vorbereitung ist entscheidend

Wer in einen ETF investiert, braucht sich um einen kompletten Totalverlust praktisch keine Sorgen zu machen. Die Struktur als Sondervermögen, die gesetzliche Regulierung und die breite Risikostreuung machen ETFs zu einer der sichersten Anlagen im Wertpapierbereich. Dennoch gilt:

  1. Mach Dich mit den Grundlagen vertraut: Wie funktioniert ein ETF? Welche Indizes kommen für Dich infrage?
  2. Diversifiziere: Setze nicht alles auf eine Karte. Streue Dein Geld über mehrere ETFs, Regionen und Branchen.
  3. Behalte Deine Strategie bei: Investiere langfristig und lass Dich nicht von kurzfristigen Krisen zu Panikverkäufen verleiten.
  4. Achte auf Kosten: Beim Kauf und Halten von ETFs fallen Gebühren an (TER, Ordergebühren, Depotgebühren). Vergleiche unterschiedliche Broker und ETF-Anbieter.
  5. Verstehe Deine Risikotoleranz: Nur wenn Du Dich mit zwischenzeitlichen Kursschwankungen wohlfühlst, kannst Du gelassen langfristig investieren.

Insbesondere für Privatanleger, die eine verlässliche und nachvollziehbare Methode zur Vermögensbildung suchen, sind ETFs eine hervorragende Wahl. Mit der richtigen Vorbereitung und einer vernünftigen Strategie kannst Du nachhaltige Erfolge erzielen, ohne Dich dem Risiko eines Totalverlusts auszusetzen.

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