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Derivate

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Der Begriff "Derivate" entstammt dem Lateinischen "derivare" - was so viel wie "Ableitung" bedeutet. Eben das sind diese oftmals hochkomplexen Finanzmarktinstrumente: Sie bilden einen bestimmten Basiswert unter Berücksichtigung ihrer eigenen Charakteristika ab. Im folgenden Artikel erfährst du mehr!

Derivate

Zur Definition: Was ist ein Derivat?

Eingangs haben wir dir bereits die Wortabstammung dargelegt, aus der sich im nächsten Schritt zugleich die Funktionsweise ableiten lässt. Das Derivat selbst ist ein Produkt, das unter anderem von Emittenten aufgelegt wird und einen Basiswert unter bestimmten Bedingungen abbildet. Folglich wird sich die Kursentwicklung des Derivats auch im Zusammenhang mit dem Basiswert entwickeln, wobei das keinesfalls der einzige kursbildende Aspekt ist - Stichwort: Zeitwert.

Gehandelt werden solche Derivate sowohl an den gängigen Börsen und Finanzmarktplätzen, aber auch außerbörslich im OTC-Handel. Aufgrund der individuellen Ausgestaltung dieser Produkte erlauben sie dem Anleger auf vielfältige Art und Weise auf eine bestimmte Entwicklung eines spezifischen Basiswerts zu spekulieren. Trotzdem kommen Derivate nicht nur als reines Spekulationsobjekt, sondern auch als Absicherung zum Einsatz - wobei diesen natürlich dann ebenfalls ein spekulativer Charakter untersteht.

Ein gravierender Unterschied gegenüber Aktien: Du bist mit einem Derivat nicht unmittelbar in das Unternehmen selbst investierst, hältst also keine Anteile von diesem, sondern lediglich den "Schein" (des Emittenten/Inhabers). Je nach Ausgestaltung des Derivats ist es aber möglich, zu bestimmten Preisen später tatsächlich reelle Aktien (oder andere Waren) zu beziehen. Außerdem erlaubt dir die individuelle Ausgestaltung mehr Freiheiten: Anders als mit Aktien, kannst du mit Derivaten auf Aktien (den Basiswert) beispielweise sogar auf fallende Kurse setzen.

Für welche Anlageklassen existieren Derivate?

Prinzipiell gibt es am heutigen, riesigen Derivatemarkt dahingehend keine Einschränkungen. Emittenten und Inhaber können prinzipiell jedes denkbare Produkt und jeden beliebigen Basiswert damit abbilden.

Denkbar sind beispielsweise Derivate auf:

Hast du den Film "The Big Short" gesehen? Da lässt sich einer der Protagonisten, Michael J. Burry, gespielt von Christian Bale, sogar von Großbanken eigene Derivate "zusammenbauen", mit denen er auf den Zusammenfall der "Mortgage-backed securities" und "Credit default swaps" spekuliert. Für uns Kleinanleger werden die US-amerikanischen Großbanken natürlich keine individuellen Derivate basteln, das ist aber auch gar nicht notwendig. Trotzdem ist der Film, ungeachtet seiner eigenen exzellenten Qualität, auch ein interessanter Exkurs in die Welt der Derivate - und damit eine Filmempfehlung für ruhige Tage und gemütliche Abende!


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So funktionieren Derivate

Vereinfacht ausgedrückt, erhältst du damit die Möglichkeit in bestimmte Werte zu investieren, ohne diese tatsächlich zu besitzen. In den allermeisten Fällen werden Derivate auf zwei verschiedene Weisen genutzt: Um einen Hebel in das eigene Investment zu bringen oder um auf fallende Kurse zu wetten.

Vor allem der Hebel ist ein wichtiger Punkt: Damit bist du, je nach Konditionen des Produkts, in der Lage deine Investition um einen bestimmten Faktor zu hebeln - von zweifach bis beispielsweise 60-fach. Mit steigendem Hebel erhöht sich natürlich auch das Risiko. Des Weiteren kann ein Derivat wertlos verfallen, wenn dessen Ablaufdatum gekommen ist. Folglich sind mit Derivaten immer auch Totalverluste denkbar.

Kurze Erklärung zu eingebauten Hebeln: Nehmen wir an, du hast ein Derivat auf den Ölpreis gekauft. Steigt dieser um 5 %, würde sich auch der Wert deines Derivats im Regelfall um 5 % steigern, die genaue Entwicklung wäre aber noch vom Theta/Zeitwert abhängig. Hat das Derivat nun einen Hebel von 10x, steigert sich der Wert um satte 50 %, obwohl die Entwicklung des Basiswerts eben nur 5 % betrug. Folglich ist es mit Derivaten sehr gut möglich die eigene Investitionssumme künstlich zu steigern - beispielsweise weil schlicht nicht mehr Kapital für diese Spekulation vorhanden ist oder, im Falle von vielen Institutionellen, weil diese liquider bleiben möchten.

Die verschiedenen Arten von Derivaten

Wie bereits eingangs dargelegt, handelt es sich um einen Sammelbegriff, der die verschiedenen Finanzmarktinstrumente untereinander bündelt.

Die wichtigsten Derivate in der Kapitalmarktwelt sind:

  • Optionen
  • Zertifikate
  • Differenzkontrakte (CFDs)
  • Futures beziehungsweise Terminkontrakte
  • Swaps

Wer Derivate verstehen möchte, muss also auch diese einzelnen Instrumente verstehen. Deshalb möchten wir dir zu den wichtigsten Derivaten nachfolgend jeweils eine kurze Erklärung geben.

Optionen

Optionen räumen dem Anleger das Recht ein, den jeweiligen Basiswert der Option zu einem späteren Zeitpunkt (festgelegt) zu einem bestimmten Preis zu erwerben. Wahlweise können Anleger ihr Bezugsrecht ausüben und die Basiswertanteile dann eingebucht bekommen oder sie verkaufen zuvor die Option an jemand anderen mit geringem Abschlag. In jedem Fall besteht keine Verpflichtung das Bezugsrecht, das immer in der Zukunft liegt, tatsächlich auszuüben. Diese Instrumente haben keinen Emittenten.

Zertifikate

Zertifikate sind vor allem, aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit "echter" Optionen, in Deutschland ein beliebtes Finanzmarktinstrument. Diese Scheine werden von Emittenten/Banken ausgegeben, folglich gibt es einen Emittenten und damit auch ein Emittentenrisiko. Zertifikate stellen häufig ein größeres Risiko für Anleger dar, da es keinesfalls eine seltene Praxis ist, dass der Emittent bei ungünstigen Konditionen kurzzeitig die Aktualisierung seines Zertifikats aussetzt oder erst auf Nachfrage aktualisiert. Auch bei diesen Instrumenten wettest du auf die künftige Entwicklung eines Basiswerts. Zertifikate können außerdem mehrere Futures ineinander bündeln.

Differenzkontrakte (CFDs)

CFDs sind am ehesten mit Sportwetten vergleichbar. Während du bei Sportwetten gegen den Buchmacher wettest, platzierst du mit CFDs eine Wette gegen den jeweiligen Anbieter/Broker. Es wird erneut die Kursentwicklung eines Basiswerts abgebildet. Lagst du mit deiner Wette richtig, schuldet dir der Broker die Differenz gegenüber dem zuvor erworbenen CFD. Lagst du falsch, schuldest du ihm die Differenz (beziehungsweise der Kurs der CFDs ist dann niedriger). CFDs werden ausschließlich außerbörslich und nicht bei klassischen Brokern gehandelt.

Futures beziehungsweise Terminkontrakte

Die Funktionsweise von Futures ist nahezu identisch mit denen der Optionen, der Unterschied hier ist, dass eine Pflicht zur Abnahme besteht. Ist dein Bezugsrecht bei Optionen also optional, daher auch der Name, musst du es bei Futures zwangsläufig beziehungsweise verpflichtend ausüben. Umgehen kannst du das nur, wenn du einen Käufer für deinen Terminkontrakt findest. Anderenfalls musst du die Ware zum Ablaufdatum übernehmen. Vor allem für Rohstoffe kommen Futures zum Einsatz, auch um die eigene (Long-)Position zu hedgen, wie es beispielsweise Ölkonzerne machen.

Swaps

Swaps haben für Privat- und Kleinanleger keine nennenswerte Bedeutung. Bei diesem Instrument vereinbaren zwei Parteien ein Tauschgeschäft über einen vorher definierten Zeitraum, dessen finale Tausch-Ratio sich an der bis dato stattgefundenen Preisentwicklung des Basiswerts orientiert.

Unterscheidung nach bedingten und unbedingten Termingeschäften

Diese Differenzierung ist entsprechend den Konditionen möglich. Futures und Swaps sind unbedingte Tauschgeschäfte, Parteien können später also nicht von dem Vertrag zurücktreten. Das kann im schlimmsten Fall ein hohes Risiko bedeuten: Stell dir beispielsweise vor, du hast einen Future-Kontrakt über 15 Tonnen Orangen. Findest du für den Kontrakt später keinen Käufer, musst du die 15 Tonnen Orangen dann tatsächlich abnehmen, da es eben ein unbedingtes Termingeschäft ist.

Bei bedingten Termingeschäften existiert keine derartige Verpflichtung. Wer sich beispielsweise eine Option gesichert hat 15 Tonnen Orangen zu einem fixen Preis zu verkaufen, muss diese Option später nicht tatsächlich ziehen. Ist der tatsächliche Marktpreis der Orangen mittlerweile höher als der Optionswert, können die Orangen für mehr am freien Markt verkauft werden. Für das Recht, die Option nicht zwangsläufig ausführen zu müssen, müssen die Inhaber der Optionen eine Optionsprämie zahlen.

Einsatz von Derivaten zum Hedging

Zuvor im Text haben wir bereits darauf hingewiesen, wie sich mit Derivaten potenziell enorm hohe Gewinne realisieren lassen, wenn die Derivate wiederum einen großen Hebel haben. So suchen auch vermehrt viele Kleinanleger das große Geld mit überschaubarem Einsatz, indem sie einfach einen möglichst großen Hebel wählen und dann auf das Beste hoffen - was selbstredend einigermaßen ein Himmelfahrtskommando ist.

Wie funktioniert Hedging? Alles, was du über Hedging-Strategien wissen musst!
Sicherlich hast du schon einmal von Hedgefonds gehört, wenn sie als aktive Fonds sicherlich auch nicht zu den präferierten Anlagevehikeln für passive ETF-Anleger zählen. Die haben ihren Namen deshalb bekommen, weil sie Hedging-Strategien einsetzen. Aber was ist das? Wir zeigen es dir!

Traditioneller können Derivate aber ebenso zum Hedgen einer Position genutzt werden, dann dienen sie der Risikoabsicherung. Bei Rohstoffen ist Hedging gang und gäbe, da die jeweiligen Unternehmen damit verhindern möchten, dass ihre eigenen Kapitalzu- und abflüsse den oftmals enorm großen Schwankungen am Rohstoffmarkt unterliegen. Ölkonzerne haben beispielsweise immer eine Long-Position auf Öl - da sie ja Öl verkaufen und das am liebsten für einen möglichst hohen Preis. Simultan nutzen diese aber auch Terminkontrakte und Optionen, um sich gegen einen plötzlichen Einbruch des Ölpreises abzusichern. Trat diese Situation doch nicht ein, hat der Ölkonzern zwar Gebühren und gegebenenfalls Optionsprämien gezahlt, aber die Volatilität in seinen eigenen Büchern deutlich reduziert und damit den Fortbestand des Unternehmens auch in volatilen Zeiten gesichert.

Eine weitere beliebte Methode im Derivate-Hedging ist das Wechselkursrisiko. Das können Anleger ebenso mit währungsabgesicherten ETFs oder indem sie beispielsweise eine Short-Derivate-Position auf den US-Dollar nutzen, wenn der Löwenanteil des eigenen Depots, Aktien wie ETFs, in Dollar notiert. Unternehmen nutzen solche Devisenabsicherungen vor allem dann, wenn sie am globalen Handel partizipieren und folglich konsequent einem Wechselkursrisiko ausgesetzt sind.


Video: Was sind Derivate?


Fazit: Derivate sind für Kleinanleger meist nicht geeignet

Die Welt der Derivate ist hochkomplex, nicht grundlos sitzen in den US-Großbanken im Regelfall Physiker und Mathematiker, die sich mit dem Handel dieser beschäftigen. Für Anleger, die etwas mehr spekulieren möchten, könnte das eine oder andere Zertifikat mit großem Hebel einen Reiz ausüben. Hedging ist bei Kleinanleger-Depots hingegen meist gar nicht notwendig, zumal die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass man mit seiner eigenen Einschätzung oder der Mathematik hinter dem Derivat sowieso falsch liegt.

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