Tracking Error: Eine wichtige Risikokennzahl bei ETFs
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Ein ETF bildet einen Index nach. Die Nachbildung erfolgt nicht immer 1:1. Es gibt dafür verschiedene Gründe. Diese Abweichung wird als Tracking Error bezeichnet und ist eine wichtige Kennzahl für das Risiko bei der Investition in ETFs. Sie wirkt sich auf die Rendite aus.
Was ist der Tracking Error?
ETFs werden als Geldanlage immer beliebter, da sie kostengünstig sind und eine gute Rendite versprechen. Die ETFs werden auch als Indexfonds bezeichnet, da sie einen Index und dessen Wertentwicklung nachbilden. Steigt der nachgebildete Index im Kurs, kommt es auch beim ETF auf diesen Index zu einer Kurssteigerung. Kursverluste beim abgebildeten Index führen auch zu Kursverlusten beim jeweiligen ETF.
Viele Anleger glauben, dass der Index durch einen ETF 1:1 nachgebildet wird. Das ist jedoch nicht der Fall. Es kommt zu Abweichungen, die als Tracking Error bezeichnet werden. Dieser Tracking Error tritt nicht nur bei ETFs, sondern auch bei aktiv gemanagten Investmentfonds und bei kompletten Portfolios auf. Im Gegensatz zu einem ETF weicht ein Investmentfonds oder ein Portfolio nicht von einem Index, sondern von einer Benchmark ab. Dieser Benchmark ist ein Vergleichsmaßstab zur Messung des Anlageerfolgs.
Die genaue Definition für Tracking Error lautet:
Wie kommt ein Tracking Error zustande?
Es gibt verschiedene Gründe, warum ein ETF einen Index nicht immer 1:1 nachbildet und warum es zu Abweichungen kommt. Das Ziel ist eine möglichst genaue Nachbildung des Referenzindexes. Die Nachbildung wird umso genauer, je geringer die Abweichung ausfällt. Ein geringer Tracking Error ist ein gutes Qualitätsmerkmal für einen ETF. Ein Grund für die Abweichung kann die Expertise des Emittenten sein. So namhafte Emittenten wie iShares, Lyxor oder Amundi verfügen über umfangreiche Erfahrungen. Daher ist davon auszugehen, dass die Abweichungen nur gering ausfallen.
Zu Abweichungen kann es auch aufgrund der Replikationsmethode kommen.
Weitere Gründe für einen Tracking Error sind
- Probleme mit unterschiedlichen Zeitzonen, da ETFs nahezu rund um die Uhr gehandelt werden können. Zu Problemen mit den Zeitzonen kann es auch bei ETFs kommen, die Wertpapiere aus verschiedenen Ländern enthalten.
- bereits ausbezahlte, aber noch nicht verrechnete Dividenden
- verzögerte Reinvestition von Dividenden, die wieder in Fondsvermögen angelegt werden
- Kompensationsgeschäfte zur Nachbesserung, bei denen Verwaltungskosten anfallen.
Replikationsmethode als Grund für den Tracking Error
Ein entscheidender Grund für diese Abweichung ist die Art der Indexnachbildung, die Replikationsmethode. Dabei wird zwischen der physischen und der synthetischen Replikation unterschieden. Die physische Replikation kann vollständig erfolgen. Der Emittent kauft alle im Index enthaltenen Wertpapiere. Die Gewichtung der einzelnen Wertpapiere kann sich dabei unterscheiden. Eine vollständige physische Replikation kann bei Indizes erfolgen, die nur eine geringe Zahl an Wertpapieren enthalten, beispielsweise beim DAX mit 30 Aktien. Dadurch entstehen höhere Transaktionskosten, da eine Veränderung im Index auch zu einer Veränderung im Wertpapierkorb führt. Ein Beispiel ist der Finanzdienstleister Wirecard, der aufgrund einer Insolvenz aus dem DAX ausgeschieden ist und nun nicht mehr in einem DAX ETF enthalten sein kann. Stattdessen ist jetzt der Lieferdienst Delivery Hero enthalte, der den Platz von Wirecard einnimmt.
Enthält ein Index jedoch eine Vielzahl an Wertpapieren, wie beispielsweise der MSCI World mit mehr als 1.600 Aktien oder der MSCI Emerging Markets mit knapp 1.400 Aktien aus 26 Schwellenländern, kann der Emittent nicht alle enthaltenen Wertpapiere kaufen. Er kauft nur ausgewählte Wertpapiere. In diesem Fall erfolgt die Replikation physisch durch Sampling.
Bei ETFs mit einer Vielzahl von Wertpapieren kann die Replikation auch synthetisch erfolgen. Der Emittent erwirbt dann nicht die Wertpapiere, sondern er geht ein Tauschgeschäft mit einem Finanzinstitut ein. Die Nachbildung erfolgt über ein Swap. Das Portfolio des ETFs muss nicht genau mit dem Referenzindex übereinstimmen. Das Finanzinstitut, mit dem der Emittent das Tauschgeschäft eingeht, erhält die Wertentwicklung aller Papiere des ETFs und garantiert die Wertentwicklung des Indexes. So kann der Tracking Error gering gehalten werden. Abweichungen können durch Swap- und Lizenzgebühren entstehen, die vom Emittenten zu zahlen sind.
Nachbesserung durch Kompensationsgeschäfte
Auch wenn Du bei einem ETF keinen Ausgabeaufschlag bezahlst und die laufenden Kosten gering sind, da der ETF nicht aktiv gemanagt wird, kommt er nicht vollständig ohne Verwaltung aus. Die Verwaltungsgebühren führen zu einem leichten Tracking Error. Um diese Abweichungen möglichst gering zu halten, lassen viele Emittenten Zusatzerträge aus Dividendenzahlungen oder aus Wertpapieranleihen in die Wertentwicklung einfließen. Die Wertpapiere werden zumeist an Dritte verliehen. Die Emittenten erhalten dafür Sicherheiten und verlangen eine Gebühr. Bei vollständig physisch replizierenden ETFs können die Erträge so hoch sein, dass sie nicht nur die Performance übersteigen, sondern auch die Ausgaben decken. In solchen Fällen kommt es mitunter sogar zu einem positiven Tracking Error.
Performance-Kennzahl Tracking Difference
Die Tracking Difference beschreibt die prozentuale Abweichung zum Referenzindex. Sie ist deshalb interessant, da sie gleich zwei wichtige Kennzahlen vereint: Die Gesamtkosten (TER) und Tracking Errors. Über die Lebenszeit eines Fonds ist die Tracking Difference jedoch nicht konstant. Ähnlich wie die Kursentwicklung eines Wertpapieres, kann sie immer nur eine Aussage über die Historie treffen, aber nur bedingt auch für die Zukunft von Relevanz sein. Die laufenden Kosten bei einem ETF können sich ändern - sowohl steigen als auch fallen. Tracking Errors können zunehmen oder sich reduzieren durch Veränderungen an der Index-Nachbildung.
Verzögerte Reinvestition von Dividenden
Abhängig vom ETF kann die Dividende an Anleger ausgezahlt oder in Fondsvermögen reinvestiert werden. Dividendenauszahlungen oder Zinszahlungen erhöhen die Cashquote. Eine solche erhöhte Cashquote ist unerwünscht, da sie zu Abweichungen bei starken Indexbewegungen führt. Dividenden werden zumeist erst mit zeitlicher Verzögerung reinvestiert. Das führt zu Abweichungen.
Was sagt der Tracking Error als Kennzahl aus?
Für die Berechnung des Tracking Error werden verschiedene Formeln angesetzt. Es kommt letztendlich auf das Ergebnis an. Als Faustformel gilt, dass Werte bis 1 Prozent im üblichen Toleranzbereich liegen. Liegt der Tracking Error bei mehr als 1 Prozent, führt das zu spürbaren Verlusten oder Gewinnen. Es ist durchaus möglich, dass es zu Abweichungen von mehr als 3 Prozent kommt. Ein Tracking Error von 0 Prozent ist ein Idealwert und ist so gut wie unmöglich. Eine Abbildung des Referenzindexes kann nur mit Anpassungen erfolgen. Daher treten zumindest Abweichungen von 0,5 bis 0,7 Prozent auf.
Fazit: Tracking Error ist ein Qualitätsmerkmal für einen ETF
Ein ETF bildet einen Referenzindex möglichst genau ab. Eine hundertprozentige Abbildung ist nicht möglich, da es immer zu Abweichungen kommt. Diese Abweichung wird als Tracking Error bezeichnet. Die Qualität des ETFs ist umso besser, je geringer der Tracking Error ist. Eine Abweichung von weniger als einem Prozent wird angestrebt, doch in der Praxis kann die Abweichung aus verschiedenen Gründen wesentlich höher ausfallen.
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