Russland-/Ukraine-Konflikt: Wie das Depot absichern?
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Befindet sich (Ost-)Europa bald erneut im Krieg? Zum aktuellen Zeitpunkt steigen die Unsicherheiten - nicht nur solche politischer, sondern auch wirtschaftlicher Natur. Der Kapitalmarkt "dankt" das mit starken Abgaben: Wie solltest oder kannst du nun reagieren?
Verschiedene Strategien: für unterschiedliche Anleger
Vorweg: Niemand weiß, wie sich der Konflikt entwickeln wird - mit großer Wahrscheinlichkeit nicht einmal die politischen Mächte, die daran teilhaben. Wenn die Börse einen Umstand besonders hasst, dann ist es Unsicherheit. Davon gibt es aktuell reichlich, nicht nur an der ukrainischen Front, sondern beispielsweise auch mit Hinblick auf die grassierende Inflation in den USA und in leicht abgeschwächter Form im Euroraum.
Aktien & ETFs günstig traden bei Scalable CapitalFür Anleger ist daher insbesondere wichtig, dass sie sich gegenüber selbst verdeutlichen, was sie mit ihrem Handeln erreichen wollen. Es gibt keine Formel, die in solchen Zeiten sichere Renditen verspricht - die gibt es ja nicht einmal dann, wenn kein Krieg droht. Im Gegenzug ist aber auch keine gute Idee das Depot "auszucashen", also alle Positionen aufzulösen - Panik ist an der Börse nie ein guter Berater.
Selbstverständlich ist ebenfalls möglich, verschiedene Strategien miteinander zu verbinden. Oder aber, du machst einfach gar nichts. Was sich zwar komisch anhört, aber durchaus eine legitime Option abgibt. Nachfolgend möchten wir dir einen Überblick geben, welche verschiedenen Strategien, Möglichkeiten und Instrumente zur Absicherung und/oder Renditesteigerung in Frage kommen könnten.
#1 - Du machst so weiter wie bisher
Das Steckenpferd der Markteffizienzhypothese ist getreu ihres Namens eben, dass die Märkte effizient sind - und zudem langfristige Anleger eine Rendite einfahren, wenn sie die schlechten Zeiten nur mindestens aussitzen oder sogar für Nachkäufe nutzen.
Eine völlig legitime Strategie ist also, wenn du dich von Inflationsängsten, Zinssteigerungen und einem möglichen Krieg in der Ukraine gar nicht verunsichern lässt, sondern weiterhin dein allokiertes Kapital in verschiedene ETFs investiert. Manch einer würde gar sagen, dass der Rücksetzer bisher dieses Jahr einen guten Einstieg darstellt, wenn man sowieso Vermögen über zehn, 20 oder 30 Jahre aufbauen möchte.
Bei dieser Option bleibt alles wie gehabt: Risikofreudige Anleger könnten den jüngsten Rücksetzer sogar nutzen, um beispielsweise einen Extrakauf zu tätigen oder die Sparplan-Rate zu erhöhen. Etwas weniger risikofreudige Anleger könnten die Sparrate reduzieren und dann mehr Geld investieren, wenn sich eine Lösung in der Ukraine abzeichnet.
#2 - Du investierst in Kriegsprofiteure
Damit sind auch, aber nicht ausschließlich die Unternehmen gemeint, die aktiv an Krieg profitieren beziehungsweise deren Geschäftsmodell so robust ist, dass ihnen auch Krisenzeiten nichts anhaben können.
2.1
Bei dieser Option hast du wenigstens drei verschiedene Möglichkeiten. Einmal kannst du verstärkt in Gold investieren. Gold hat schon jeden erdenklichen Krieg der Menschheitsgeschichte überlebt, daran wird sich auch bei einer Eskalation in der Ukraine nichts ändern. Rückenwind bekommt Gold zudem von der hohen Inflation. Entsprechend konnte der Goldpreis die letzten Wochen auch schon hinzugewinnen. Ein kleiner Bonusvorteil: Hältst du einen mit physischem Gold hinterlegten ETP (wie Xetra-Gold) sind deine Gewinne nach einem Jahr sogar steuerfrei - vorausgesetzt, der Goldpreis steigt noch weiter und du hast auch Gewinne.
2.2
Eine andere Option - sofern moralisch vertretbar: Du investierst direkt in die, die Kriegswaffen herstellen. Das ist in Deutschland gar nicht so einfach, denn der eigentlich sehr attraktive Defense-ETF aus den USA ist in Deutschland nicht handelbar. Du kannst also nicht mit einem ETF alle relevanten Waffenhersteller und Unternehmen aus dem Militärsektor gebündelt kaufen, sondern müsstest dich für Einzelaktien entscheiden. Bedenke außerdem: Manche Broker erlauben keinen Handel mit solchen Werten. Gegebenenfalls musst du also noch auf einen anderen Broker ausweichen.
Deutsche Waffenhersteller spielen in internationalen Konflikten eine ebenso irrelevante Rolle wie die zusammengesparte Bundeswehr. Besser wäre also, du holst dir einfach Blue Chips aus den USA:
- Lockheed Martin
- Raytheon
- Boeing Company
- Northrop Grumman Corp
Eine solche Investition musst du außerdem natürlich mit deinem Gewissen vereinbaren können.
2.3
Alternativ könntest du in Rohstoffe investieren, denn auch diese steigen in Kriegszeiten im Preis, wie der Ölpreis die letzten Wochen und Monate ja schon eindrucksvoll vormacht. Du könntest direkt in Öl-Futures investieren, wobei eine Stagnation dann durch Rollover-Kosten deine Rendite fressen würde.
Eine Alternative ist auch hier, sich einfach die Blue Chips aus dem Sektor ins Depot zu holen. Einen relevanten ETF, der solche sinnvoll erfassen würde, gibt es in Deutschland aufgrund der europäischen Kapitalmarktrichtlinien wieder einmal nicht.
Mögliche Unternehmen wären:
- Shell
- BP
- Chevron
- Exxon Mobil
Auch hier ist zu bedenken: Bist du selbst jemand, der beispielsweise relativ strikt nach ESG-Richtlinien investiert, wird es mit den Ölförderern im Depot eher schwierig. Am ehesten käme dann wohl noch Shell in Frage, die zumindest große Anstrengungen in Richtung erneuerbare Energien unternehmen.
Bei allen drei Optionen solltest du außerdem bedenken: All diese Sektoren, Rohstoffe und Unternehmen sind in den letzten Wochen und Monaten schon ausgezeichnet gelaufen. Zuerst weil sie allesamt auch Profiteure der Inflation sind, direkt danach/parallel dazu wegen dem Ukraine-Konflikt. Du musst dir also zwangsläufig die Frage stellen, wie viel Luft/Rendite da noch nach oben ist und ob es dir um eine langfristige Investition geht oder eher einen kurzfristigen Trade.
#3 - Absicherung durch Puts
Put-Optionen können dir helfen dein Depot gegen stärkere Bewegungen nach unten abzusichern, ohne dass du Steuern bei deinen bisherigen Gewinnern im Depot realisieren musst. Du verkaufst also nichts, sondern kaufst Put-Optionen dazu. Möglichkeiten gibt es dazu reichlich:
- Puts auf den Nasdaq, denn die hochbewerteten Tech-Aktien werden bei einer Eskalation und/oder Zinsstraffung am ehesten Federn lassen
- Put-Spreads auf den deutschen DAX, da die deutschen Industrieunternehmen im Falle einer Eskalation mit enormen Problemen konfrontiert sein werden (ausbleibende Gaslieferungen aus Russland)
- Puts/Shorts auf russische Aktien, die bei einer Eskalation reihenweise aus den Depots von Institutionellen fliegen würden
#4 - Absicherung durch Devisen-Calls
Eine andere Option ist Devisengeschäfte zu nutzen, indem du auf Währungen setzt, die einen Krieg mit sehr großer Sicherheit nicht nur überleben würden, sondern gestärkt hervortreten. Genauer gesagt ist das mindestens der US-Dollar, ergänzend dazu käme der japanische Yen in Frage. Der Euro ist für Calls eher ungeeignet, denn die EZB hat mit möglicherweise notwendigen Zinserhöhungen und hochverschuldeten EU-Staaten ihre ganz eigenen Probleme, die sich bei einem Krieg in Europa nur noch intensivieren würden.
#5 - Du glaubst mehr zu wissen und gehst volles Risiko
Du denkst, du weißt schon jetzt, wo das alles hinführt? Sollte sich der Ukraine-Konflikt mit überschaubaren diplomatischen Zugeständnissen in Luft auflösen, würde das den Börsen einen enormen Aufschwung verleihen. Wenn du also glaubst, dass sich der Westen und Osten bald schon wieder gesittet "vertragen", dann kannst du zum Beispiel in abgestrafte russische Aktien oder solche in Kasachstan oder direkt in der Ukraine investieren.
Auch die unter die Räder gekommenen Tech-Werte, von großen Titeln wie PayPal bis hin zu kleineren Growth-Stocks, würden schlagartig hinzugewinnen. Für risikofreudige Anleger, die nicht an Krieg und auch nicht an ein langes Hin und Her glauben, bieten sich aktuell viesle attraktive Einstiegskurse. Auch der abgestrafte russische Aktienindex RTS käme in Frage.
Fazit: Das Depot für einen möglichen Krieg zu wappnen, ist gar nicht so einfach
... ganz besonders nicht, wenn die Welt simultan noch mit Inflation und den ersten ernstzunehmenden Zinserhöhungen seit langer Zeit kämpft. Passiv und defensiv zu bleiben, ist sicherlich nicht verkehrt. Die tatsächlichen Strategien dahingehend können sich aber sehr stark unterscheiden. Manch Anleger wird vermehrt auf Rohstoffe setzen, andere verwenden Optionen zur Verlustreduzierung im Kriegsfall und wiederum andere nutzen abgestrafte Tech-Aktien und erhoffen sich bei diplomatischer Lösung einen starken Rebound - oder investieren in Value-Dividenden-Titel aus der Militär-, Tabak- oder Ölindustrie, falls sie noch einige Jahre mit negativen Zins-, Inflations- oder Kriegseffekten rechnen.
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