Mit ETFs bequem in Gold investieren
In wirtschaftlich turbulenten Zeiten wie heute setzen viele Anlegerinnen und Anleger auf Sachwerte als Stabilisierung fürs eigene Depot. Gold kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Mit sogenannten ETFs profitieren Käufer direkt vom Wertzuwachs, ohne sich ein Bankfach für Münzen oder Barren mieten zu müssen. Doch ganz ohne Risiken ist die ETF-Anlage nicht, sagt Edelmetallexperte und Gastautor Ronny Wagner.
„Zum Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Ach wir Armen!“ Den Nachsatz hätte sich Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe einst sparen können. „Arm“ ist mit der Anlage in Gold kaum jemand geworden in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten. Gerade in diesen Tagen, da sich die Weltwirtschaft launig und wechselhaft wie ein Teenager präsentiert, erfreuen sich Sachwerte großer Beliebtheit – allen voran das glänzende Edelmetall Gold.
Gold ist von Aktien oder Anleihen komplett unabhängig
Es wäre grundfalsch, nun alle Anlagen in Gold umzuwandeln. Ein gut strukturiertes Depot aber enthält neben Festzinspapieren und Aktien auch Sachwerte. Gold hat den großen Vorzug, dass es eine geringe Korrelation zu anderen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen aufweist, weshalb es als Diversifikationsinstrument immer mehr an Bedeutung gewinnt. Im Klartext: Die Wertentwicklung von Barren oder Münzen schert es wenig, wenn etwa die Aktien von Konsumartikelherstellern wegen einer schwachen Verbrauchernachfrage in den Keller rutschen. Auch Zinserhöhungen, die für bestehende Anleihen wahres Kursgift bedeuten, prallen an Gold ab wie eine Fliege an der Fensterscheibe.
Interessant für Käufer ist zudem die Tatsache, dass beim Goldkauf keine Mehrwertsteuer anfällt. Auch die Abgeltungsteuer entfällt – und Kursgewinne sind nach Ablauf eines Jahres ohne Steuerabzug realisierbar. Zum Boom am Goldmarkt und zur Nachfragesteigerung gerade durch Privatanleger haben in den vergangenen Jahren vor allem die Gold-ETFs entscheidend beigetragen. Das Buchstabenkürzel steht für „Exchange Traded Funds“, also börsengehandelte Indexfonds. Diese spiegeln nahezu eins zu eins die Wertentwicklung des Goldpreises oder bestimmter Goldaktien ab. Seit ihrer Einführung im Jahr 2003 haben Gold-ETFs das Investieren in Gold radikal vereinfacht – und dem Markt dadurch eine neue Dimension der Liquidität und Zugänglichkeit verschafft. Im Vergleich zum traditionellen Besitz von Gold in Form von Münzen oder Barren oder der Nutzung von Finanzderivaten sind Gold-ETFs sehr leicht zu handhaben und vergleichsweise kostengünstig.
Gold-ETFs bieten mit Blick auf die Liquidität und die tägliche Handelbarkeit eine Flexibilität, die es sonst fast nur bei Aktien gibt. Je lockerer die Geldpolitik in den vergangenen Jahren war, desto mehr Anlegerinnen und Anleger setzten auf die Attraktivität und Sicherheit alternativer Investmentmöglichkeiten wie denen von Gold-ETFs. Längst nicht mehr nur Privatanleger in Deutschland und anderen westlichen Industrieländern setzen auf das Anlagevehikel. Auch in Schwellenländern entdeckt die wachsende, investitionsfreudige Mittelschicht die Vorzüge der indirekten Goldanlage über ETFs.
20 Jahre nach dem Marktstart ist die ETF-Vielfalt riesig
Seit dem Start der ersten Gold-ETFs vor nun 20 Jahren haben sich die Produkte zunehmend verfeinert. Eine der auffälligsten Innovationen der jüngeren Vergangenheit ist die Einführung währungsgesicherter Produkte. Damit können Anlegerinnen und Anleger zusätzlich Wechselkursrisiken minimieren. Ein Faktor, der nicht zu unterschätzen ist: Gold notiert in US-Dollar. Für Anleger aus dem Euro-Raum ist daher nicht nur die Entwicklung des Goldpreises, sondern stets auch die des Greenback von Bedeutung für die eigene Rendite.
Auch der Megatrend Nachhaltigkeit hat längst Einzug gehalten in die Gold-ETFs: Anlegerinnen und Anleger können heute etwa in ESG-konforme Gold-ETFs investieren. Diese legen ihr Kapital in ökologisch und ethisch verantwortungsvolle Goldminen an. Verbesserte Risikodiversifizierung bieten zudem Gold-ETFs, die global investieren und nicht nur in die Minen eines einzigen Landes.
Anleger mit einer höheren Risikobereitschaft können sogar auf Gold-ETFs mit Hebelwirkung setzen. Diese bieten Preisbewegungen in beide Richtungen – je nachdem, ob man als Anleger von einem weiteren Gold-Boom oder eher einem Preisrückgang ausgeht. Im Gegensatz zu traditionellen, passiv verwalteten Gold-ETFs, die lediglich einen Index nachbilden, gibt es heute auch aktiv verwaltete Varianten. Diese versprechen potenziell höhere Renditen durch ein geschicktes Portfoliomanagement.
Doch das ist noch längst nicht alles beim Ideenreichtum der Produktanbieter: Einige ETFs bieten sogar steuereffiziente Strukturen an, um die steuerliche Belastung für Anleger zu reduzieren. Zudem existieren kombinierte oder gemischte ETFs, die in Gold sowie andere Edelmetalle oder sogar in verschiedene Assetklassen investieren, um eine ausgewogenere Diversifizierung zu ermöglichen.
Drittparteirisiken dürfen nicht ausgeblendet werden
Doch bei aller berechtigen Euphorie nach 20 Jahren Gold-ETF-Erfolgsgeschichte: Anlegerinnen und Anleger sollten die Augen nicht vor den Gefahren verschließen. Auch hier gilt die alte, im wahrsten Wortsinn goldene Regel der Geldanlage: Jeder Chance steht ein vergleichbar großes Risiko entgegen.
Am Ende handelt es sich bei den Gold-ETFs immer noch um Finanzinstrumente, die sogenannte Gegenparteirisiken mit sich bringen. Nur der physische Besitz von Gold bietet den direkten Schutz eines Sachwerts, der vor Risiken durch Drittparteien geschützt ist. In einem Szenario, in dem das globale Finanznetzwerk destabilisiert wird, könnten auch Gold-ETFs betroffen sein – Banken und andere Emittenten von Gold-ETFs könnten schlicht Pleite gehen. Trotz der Vorteile in Bezug auf Diversifikation und Anlegerschutz, die Gold-ETFs bieten, sollten Anleger die Risiken dieser Finanzinstrumente verstehen. Nur auf Gold-ETFs zu setzen, wäre falsch und viel zu riskant. Daher sollte ein ausgewogenes Portfolio sowohl Finanzinstrumente wie Gold-ETFs als auch physische Sachwerte beinhalten.
Über den Autor
Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers „Noble Metal Factory“ und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“ Seit 2008 widmet er sich dem Thema „Finanzbildung“. Sein Ziel ist es, Menschen durch finanzielle Bildung mehr persönliche Sicherheit, Wohlstand, Freiheit und Unabhängigkeit zu ermöglichen.
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