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Jenseits Dollar-Dominanz: Globale ETF-Portfolios in multipolarer Währungswelt

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Die Vormachtstellung des US-Dollars schwindet und die Weltordnung verschiebt sich. Was bedeutet die Erosion der Dollar-Dominanz für dein globales ETF-Portfolio? Erfahre, wie du dein Depot strategisch an die neue, multipolare Währungswelt anpasst und von diesem Wandel profitierst.

Jenseits Dollar-Dominanz: Globale ETF-Portfolios in multipolarer Währungswelt

Jenseits der Dollar-Dominanz: Globale ETF-Portfolios in einer potenziell multipolaren Währungswelt

Seit Jahrzehnten ist der US-Dollar der unangefochtene König der Finanzwelt. Er ist die Reservewährung, die Handelswährung, die Währung, in der Schulden gemacht und Vermögen geparkt werden. Doch seit Anfang 2025 zeigt der Greenback eine Schwäche, die über blosse Bewertungsschwankungen hinauszugehen scheint. Die Weltordnung verschiebt sich, und mit ihr die Machtverhältnisse der Währungen.

Für dich als global denkender ETF-Anleger stellt sich daher eine zentrale Frage: Was bedeutet das für mein Portfolio? Panik ist hier fehl am Platz. Der Dollar wird nicht über Nacht von der Bildfläche verschwinden. Wir erleben keinen plötzlichen Kollaps, sondern eine graduelle Erosion seiner Vormachtstellung – den langsamen Übergang in eine multipolare Währungswelt. Dieser Wandel ist keine Bedrohung, sondern eine Chance für alle, die strategisch denken und ihr Portfolio intelligent anpassen. Lass uns einen Blick darauf werfen, was diese "De-Dollarisierung" antreibt und wie du dein Depot fit für die Zukunft machst.

Der Thron wackelt: Warum die Dollar-Dominanz schwindet

Die Idee einer Welt ohne den Dollar als alleinigen Anker ist nicht neu, aber sie gewinnt an Fahrt. Mehrere mächtige Kräfte wirken hier zusammen und beschleunigen einen Trend, der schon länger im Gange ist. Es ist weniger ein einzelnes Ereignis als vielmehr ein Zusammenfluss geopolitischer und ökonomischer Realitäten.

Ein entscheidender Katalysator waren die weitreichenden Finanzsanktionen, die im Zuge geopolitischer Konflikte verhängt wurden. Staaten rund um den Globus haben erkannt, wie verletzlich sie sind, wenn ihre gesamten Reserven und ihr Handel vom Zugang zum Dollar-System abhängen. Das hat viele Länder, allen voran China, aber auch andere Schwellenländer, dazu veranlasst, ihre Abhängigkeit aktiv zu reduzieren. Die Zahlen sprechen für sich: Der Anteil des US-Dollars an den globalen Währungsreserven der Zentralbanken ist in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken und liegt nun auf einem Mehrjahrzehnttief.

Gleichzeitig erleben wir eine Zunahme globaler Instabilität. Die weltweiten Verteidigungsausgaben sind allein 2024 um massive 9,4 % auf 2,72 Billionen US-Dollar gestiegen. Dieses Wettrüsten ist ein klares Zeichen für wachsende Spannungen und den Wunsch grosser Nationen, ihre Einflusssphären zu sichern – auch währungspolitisch. Die USA sehen sich mit wachsenden Staatsschulden und politischer Polarisierung konfrontiert, was das Vertrauen in die langfristige Stabilität des Dollars nicht gerade stärkt.

Die neuen Herausforderer im Währungs-Ring

Wenn der Dollar an Boden verliert, wer füllt dann die Lücke? Die Antwort lautet nicht "ein einziger Nachfolger", sondern "mehrere". Wir steuern auf eine Welt zu, in der mehrere Währungen eine wichtige globale Rolle spielen könnten. Das ist die Essenz der multipolaren Währungswelt.

Zu den Hauptkandidaten gehören:

  1. Der Euro (€): Trotz eigener Herausforderungen wie bürokratischer Hürden und uneinheitlicher Fiskalpolitik bleibt der Euro die zweitwichtigste Währung der Welt. Die Eurozone ist ein riesiger Wirtschaftsblock mit einem tiefen, liquiden Kapitalmarkt. Für viele Länder ist er die logische erste Alternative zum Dollar.
  2. Der chinesische Renminbi (RMB): Chinas wirtschaftliche Macht ist unbestreitbar. Der Renminbi gewinnt im internationalen Handel stetig an Bedeutung, insbesondere im Handel mit Rohstoffen und innerhalb Asiens. Seine grösste Hürde bleiben jedoch die strengen Kapitalkontrollen und die mangelnde Transparenz der chinesischen Politik. Ein freier Aufstieg zur globalen Leitwährung ist damit vorerst gebremst.
  3. Ein Korb weiterer Währungen: Auch andere Währungen wie der japanische Yen, das britische Pfund oder der Schweizer Franken werden in einer diversifizierteren Welt an relativer Bedeutung gewinnen. Hinzu kommen Rohstoffwährungen wie der australische oder kanadische Dollar, die von der steigenden Nachfrage nach realen Gütern profitieren könnten.

Die Kernbotschaft für dein Portfolio ist klar: Die Fixierung auf den US-Markt und den Dollar könnte in den kommenden Jahren zu einer unterdurchschnittlichen Performance führen. Diversifikation wird vom klugen Ratschlag zur absoluten Notwendigkeit.

Dein ETF-Portfolio im Wandel: Konkrete Strategien für die neue Ära

Okay, die Welt verändert sich. Aber wie reagierst du darauf, ohne dein bewährtes ETF-Portfolio komplett über den Haufen zu werfen? Es geht um gezielte Anpassungen, nicht um eine Revolution. Hier sind drei praxistaugliche Strategien.

1. Geografische Diversifikation neu denken

Ein MSCI World ETF ist ein fantastischer Startpunkt, aber er hat einen Haken: ein US-Gewicht von aktuell rund 70 %. In einer Welt, in der die USA wirtschaftlich an relativem Gewicht verlieren, ist das ein Klumpenrisiko. Du solltest deine Allokation bewusster steuern.

Überlege dir, ETFs auf andere Regionen gezielt beizumischen. Ein ETF auf den europäischen STOXX 600 oder den japanischen Nikkei 225 kann dein Portfolio ausbalancieren. Besonders interessant sind Schwellenländer. Statt nur auf einen breiten MSCI Emerging Markets ETF zu setzen, könntest du gezielt in Regionen investieren, die vom neuen geopolitischen Umfeld profitieren, etwa Indien oder südostasiatische Länder. So reduzierst du nicht nur dein US-Risiko, sondern positionierst dich auch für das Wachstum von morgen.

2. Währungsrisiko: Freund oder Feind?

Wenn du in internationale ETFs investierst, gehst du immer ein Währungsrisiko ein. Fällt der Dollar gegenüber dem Euro, verlieren deine US-Aktien an Wert, wenn du sie in Euro umrechnest. Bisher war das für europäische Anleger oft ein Vorteil, da ein starker Dollar die Renditen aufpolierte. Doch was, wenn der Trend dreht?

Hier kommen währungsgesicherte (gehedgte) ETFs ins Spiel. Ein "MSCI World EUR Hedged" ETF sichert die Fremdwährungen gegen den Euro ab und eliminiert das Währungsrisiko. Der Haken: Diese Absicherung kostet Geld (typischerweise zwischen 0,5 % und 1,5 % pro Jahr, je nach Zinsdifferenz) und kappt auch mögliche Währungsgewinne. Ein permanenter Hedge ist daher selten die beste Lösung. Sinnvoller kann es sein, einen Teil deines Portfolios (z. B. den US-Anteil) zu hedgen, wenn du eine klare Meinung zur zukünftigen Dollar-Schwäche hast. Für die meisten langfristigen Anleger bleibt ein nicht-gehedgtes, breit diversifiziertes Portfolio aber der pragmatischste Weg.

3. Die Renaissance der "harten" Werte

In Zeiten wackelnder Papierwährungen rücken reale Werte wieder in den Fokus. Allen voran Gold. Das Edelmetall ist der klassische Schutz vor Inflation und Währungsabwertung. Nicht ohne Grund haben die Zentralbanken ihre Goldkäufe in den letzten Jahren massiv hochgefahren. Auch für Privatanleger ist Gold eine sinnvolle Beimischung zur Stabilisierung.

Die Performance im Jahr 2025 unterstreicht diesen Punkt eindrucksvoll: Gold hat in den ersten Monaten bereits eine Rendite von über 15 % erzielt, angetrieben von der Dollar-Schwäche und geopolitischen Unsicherheiten. Mit physisch hinterlegten Gold-ETCs (Exchange Traded Commodities) wie Xetra-Gold oder dem iShares Physical Gold ETC kannst du einfach und kostengünstig in das Edelmetall investieren. Eine Beimischung von 5-10 % des Gesamtportfolios gilt als vernünftige Grösse.

Neben Gold können auch breiter aufgestellte Rohstoff-ETFs eine Rolle spielen. Sie investieren in einen Korb aus Energie, Industriemetallen und Agrargütern und bieten so einen Inflationsschutz und profitieren von einem tendenziell schwächeren Dollar, da Rohstoffe meist in US-Dollar notiert sind.

Fazit: Pragmatisch in die multipolare Zukunft

Die Ära der unangefochtenen Dollar-Dominanz neigt sich langsam ihrem Ende zu. Das ist keine Weltuntergangsprophezeiung, sondern eine nüchterne Analyse der globalen Machtverschiebungen. Für dich als Anleger bedeutet das nicht, in Aktionismus zu verfallen. Es bedeutet, die Augen offen zu halten und strategisch zu handeln.

Ein robustes ETF-Portfolio für die kommende Dekade ist globaler, bewusster diversifiziert und berücksichtigt Währungsdynamiken stärker als bisher. Überprüfe dein US-Klumpenrisiko, denke über eine breitere geografische Streuung nach und erwäge eine Beimischung von realen Werten wie Gold. Die multipolare Währungswelt ist komplexer, aber sie bietet auch neue Chancen für alle, die bereit sind, über den Tellerrand des Dollars hinauszublicken.

Bleib am Ball und überprüfe deine Allokation regelmässig. Die Welt bleibt in Bewegung – und dein Portfolio sollte es auch sein. Für tiefere Analysen und wöchentliche Updates zu den wichtigsten Trends an den Märkten, abonniere unseren Newsletter.

Krypto als Alternative? Die Rolle digitaler Assets

In einer Welt, in der das Vertrauen in staatliche Währungen erodiert, rücken unweigerlich auch digitale Assets in den Fokus. Kryptowährungen wie Bitcoin sind per Design dezentral und unabhängig von der Geldpolitik einzelner Staaten oder Zentralbanken. Ihre Befürworter sehen sie daher als das "digitale Gold" – eine potenzielle Absicherung gegen Systemrisiken und die Entwertung von Fiat-Geld.

Anders als der Euro oder der Renminbi konkurrieren sie nicht darum, eine andere staatliche Reservewährung zu werden. Sie bieten ein alternatives, grenzenloses Wertaufbewahrungssystem. Natürlich ist das Spielfeld hochvolatil und mit erheblichen Risiken verbunden. Eine grosse Allokation wäre fahrlässig. Als kleine, spekulative Beimischung von 1-2 % könnte ein Krypto-ETP (Exchange Traded Product) für risikobereite Anleger jedoch eine interessante Ergänzung sein, um das Portfolio um eine weitgehend unkorrelierte Anlageklasse zu erweitern.

Unser Tipp: Bei Scalable Capital kannst Du rund 2000 ETFs von iShares, Lyxor, Xtrackers, WisdomTree und Amundi von 7:30 bis 23 Uhr für nur 0,99 € handeln und dauerhaft kostenlos besparen. Monatliche Sparraten schon ab 1 €.

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