Kostenlose ETF-Sparpläne durch EU-Verbot bedroht?

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Kostenlose ETF-Sparpläne durch EU-Verbot bedroht?

Einleitung

Du fragst dich vielleicht, was das geplante Payment for Order Flow (PFOF) Verbot der Europäischen Union (EU) für Gratis-ETF-Sparpläne bedeutet. Ganz einfach ausgedrückt, könnten Änderungen im Geschäftsmodell der Neobroker das kostenlose Angebot von ETF-Sparplänen in Gefahr bringen. Warum ist das so und was bedeutet das für dich als Anleger? Bleib dran, wir erklären es dir.

Was ist Payment for Order Flow (PFOF)?

Bevor wir ins Detail gehen, ist es wichtig, dass wir das Konzept von Payment for Order Flow verstehen. PFOF ist ein Geschäftsmodell, bei dem Broker Aufträge ihrer Kunden an Handelsplätze weiterleiten und dafür eine Provision erhalten. Dieses Modell ermöglicht es Brokern, ihren Kunden gebührenfreie Dienste anzubieten, da sie auf diese Weise trotzdem Einnahmen generieren.

Update: Petition

Mittlerweile wurde eine Petition zur Erhalt des PFOF gestartet. Darin heißt es:

Ein Eingreifen durch die EU ist hier völlig überflüssig. Sollte das Verbot so kommen, ist dies ein klarer Nachteil für den Verbraucher. Es gibt keine Belege dafür, dass Anleger bei Neobrokern durch Exklusivverträge höhere Preise zahlen als an anderen Handelsplätzen. Mit dem Verbot machen wir die gerade zunehmende Aktienkultur wieder kaputt. Ich fordere das EU Parlament hiermit auf, keine Zustimmung zu dem Verbot zu erteilen und die bisherige Praxis beizubehalten!

Das PFOF-Verbot der EU und seine Auswirkungen

Das EU-Parlament hat sich auf ein Verbot von PFOF geeinigt, das ab 2026 wirksam werden soll. Das Hauptziel dieses Verbots ist es, Anleger vor suboptimalen Handelsentscheidungen zu schützen. Die Befürchtung besteht, dass PFOF dazu führen könnte, dass Kunden nicht das beste Angebot für den Aktienkauf bekommen, sondern das für den Broker günstigste.

Mit der heute erzielten Einigung wird ein allgemeines Verbot der "Zahlung für den Auftragsfluss" (PFOF) verhängt, einer Praxis, bei der Makler Zahlungen für die Weiterleitung von Kundenaufträgen an bestimmte Handelsplattformen erhalten", heißt es in einer Erklärung des Rates der EU-Mitgliedstaaten.

Dieses Verbot bringt eine besondere Herausforderung für Neobroker wie Trade Republic oder Scalable Capital mit sich, die PFOF als grundlegendes Geschäftsmodell nutzen. Beide bieten beispielsweise gebührenfreien Aktienhandel an und müssen ihre Geschäftsmodelle bis 2026 überarbeiten.


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Gewinner und Verlierer des PFOF-Verbots

Das geplante PFOF-Verbot der EU wird zweifellos zu einer Umgestaltung der Finanzlandschaft führen, bei der es sowohl Gewinner als auch Verlierer geben wird.

Gewinner

Auf der Gewinnerseite könnten in erster Linie die Anleger stehen. Das Verbot zielt darauf ab, die Transparenz auf den Finanzmärkten zu erhöhen und die Anleger vor potenziell suboptimalen Handelsentscheidungen zu schützen, die durch Interessenkonflikte der Broker verursacht werden könnten. Es könnte zu faireren Preisen und besseren Ausführungsqualitäten führen, da Broker nicht mehr motiviert wären, Aufträge an den Handelsplatz mit der höchsten Rückvergütung, aber nicht unbedingt der besten Ausführung weiterzuleiten. Darüber hinaus könnten traditionelle Broker, die nicht auf das PFOF-Modell gesetzt haben, profitieren, da sie in einem zunehmend ausgeglichenen Wettbewerbsumfeld agieren können.

Verlierer

Auf der Verliererseite stehen zunächst die Neobroker und andere Anbieter, die das PFOF-Modell stark genutzt haben. Sie müssen sich auf einen potenziellen Verlust von Einnahmen einstellen und ihre Geschäftsmodelle entsprechend anpassen. Einige Broker könnten gezwungen sein, zu monatlichen Abogebühren oder transaktionsbasierten Gebühren zurückzukehren, was sie weniger wettbewerbsfähig machen könnte, insbesondere gegenüber traditionellen Brokern. Dies könnte letztendlich auch zu einer Konsolidierung in der Branche führen, bei der nur die stärksten und anpassungsfähigsten Unternehmen überleben.

Auch die Kunden könnten auf der Verliererseite stehen, zumindest kurzfristig. Die Änderungen könnten zu einem Ende der Ära der Gratis-ETF-Sparpläne und anderen gebührenfreien Angeboten führen. Das würde bedeuten, dass Anleger wieder tiefer in die Tasche greifen müssen, um in den Aktienmarkt zu investieren. Allerdings könnte dieses Szenario nur vorübergehend sein, da der Markt sich anpasst und neue, kostengünstige Lösungen entwickelt werden.

Insgesamt führt das PFOF-Verbot zu einer Umverteilung der Machtverhältnisse auf dem Finanzmarkt, mit Chancen und Risiken für alle Beteiligten. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation genau entwickeln wird, aber es ist klar, dass die Branche vor großen Veränderungen steht.


Kritik am PFOF-Verbot: Ein systemisches Problem?

Es gibt jedoch auch Argumente, die gegen ein PFOF-Verbot sprechen und es als potenziell unnötig oder sogar kontraproduktiv betrachten. Ein zentrales Argument ist, dass das PFOF-System nicht auf Neobroker beschränkt ist, sondern ein systemisches Merkmal des Finanzmarkts darstellt. Viele Broker, auch traditionelle, erhalten Geld für die Weiterleitung von Orders. Darüber hinaus ist bei vielen Brokern standardmäßig eine bestimmte Börse voreingestellt, was impliziert, dass nicht zwangsläufig das beste Angebot für den Anleger gewählt wird, sondern dasjenige, das für den Broker am lukrativsten ist.

Die Kritiker argumentieren, dass das PFOF-Verbot in diesem Zusammenhang den falschen Ansatz verfolgt. Statt das gesamte System zu ändern und möglicherweise negative Auswirkungen auf die Kostenstruktur für Anleger zu haben, sollte der Fokus eher auf Transparenz und Aufklärung liegen. Broker sollten verpflichtet werden, ihre Kunden klar und deutlich über die Funktionsweise des PFOF-Systems zu informieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, zwischen verschiedenen Börsenplätzen zu wählen. Dies würde Anlegern ermöglichen, fundierte Entscheidungen zu treffen, ohne dass der Zugang zu kostenlosen oder kostengünstigen Handelsmöglichkeiten beeinträchtigt wird.

Ein PFOF-Verbot könnte insofern als ein "Hammer" gesehen werden, der auf ein "Nagel"-Problem trifft, das möglicherweise mit feiner abgestimmten Werkzeugen angegangen werden könnte. Indem sie das System ändern, ohne die tiefer liegenden Probleme zu adressieren, könnten Regulierungsbehörden unbeabsichtigte Konsequenzen hervorrufen und das Problem eher verlagern als lösen. Dies ist ein wichtiger Punkt in der Diskussion um das PFOF-Verbot und verdeutlicht, dass es keine einfache Lösung für die komplexen Herausforderungen des Finanzmarktes gibt.


Wie könnten Neobroker reagieren?

Neobroker könnten auf verschiedene Weisen auf das Verbot reagieren. Eine Möglichkeit ist die Einführung monatlicher Abo-Gebühren, in denen bestimmte Handelsaktionen enthalten sind. Ein Beispiel hierfür ist Scalable Capital, das bereits eine Prime+ Broker-Schiene für fünf Euro pro Monat anbietet, die Handeln ohne Ordergebühren ermöglicht.

Änderungen am Geschäftsmodell könnten wie folgt aussehen:

  • Trading Flatrate mit monatlicher Gebühr (macht Scalable heute schon)
  • (Neue) kreative Gebühren über andere Wege erheben
  • Trading-Gebühren einführen/erhöhen

Neobroker als Innovatoren

Es ist jedoch auch wichtig zu beachten, dass Neobroker aufgrund ihrer technologischen Orientierung oft als Innovatoren in der Finanzindustrie gelten. Sie haben bereits bewiesen, dass sie in der Lage sind, traditionelle Geschäftsmodelle zu verändern und dabei sowohl ihre Rentabilität als auch den Kundennutzen zu steigern.

Das PFOF-Verbot stellt sicherlich eine Herausforderung dar, könnte aber auch als Chance gesehen werden. Neue und alternative Einnahmequellen könnten entdeckt werden, die es ermöglichen, weiterhin wettbewerbsfähige und kundenfreundliche Angebote, einschließlich Gratis-ETF-Sparplänen, zu machen. Es wäre daher nicht überraschend, wenn diese Unternehmen kreative Lösungen finden, um die Auswirkungen des PFOF-Verbots zu bewältigen und weiterhin attraktive Dienstleistungen für ihre Kunden zu erbringen.


Die Auswirkungen auf Gratis-ETF-Sparpläne

Die wirkliche Frage ist, wie dieses PFOF-Verbot die Welt der Gratis-ETF-Sparpläne beeinflusst. Da Broker ohne die Einnahmen aus PFOF ihr Geschäftsmodell ändern müssen, könnten sie gezwungen sein, Gebühren für Dienstleistungen zu erheben, die sie bisher kostenlos angeboten haben. In diesem Fall könnten kostenlose ETF-Sparpläne bedroht sein.

Wie Anleger auf das Ende der Gratis-ETF-Sparpläne reagieren können

Falls die Ära der Gratis-ETF-Sparpläne tatsächlich ein Ende findet, müssen Anleger nicht verzweifeln. Es gibt immer noch mehrere Strategien, die man verfolgen kann, um das Beste aus der Situation herauszuholen.

Informiert bleiben

Zunächst einmal ist es wichtig, immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Verfolge die Entwicklungen der Branche, lese regelmäßig Finanznachrichten und sei auf mögliche Änderungen in den Gebührenstrukturen vorbereitet. Frühzeitiges Wissen gibt dir genug Spielraum, um deine Anlagestrategie anzupassen.

Sparpläne mit niedrigen Gebühren in Betracht ziehen

Sollten kostenlose Sparpläne wegfallen, wird es immer noch Sparpläne mit vergleichsweise geringen Gebühren geben. Dabei sollte man jedoch nicht nur die Kosten, sondern auch Faktoren wie den angebotenen Service, die verfügbaren ETFs und die Benutzerfreundlichkeit berücksichtigen.

Nutzung von Sonderaktionen

Viele Broker bieten regelmäßig Sonderaktionen an, in denen sie reduzierte oder gar keine Gebühren für bestimmte ETFs erheben. Diese können eine hervorragende Möglichkeit sein, um kostengünstig zu investieren.

Überdenken der Anlagestrategie

Ein Ende der Gratis-ETF-Sparpläne könnte auch Anlass sein, die eigene Anlagestrategie zu überdenken. Vielleicht macht es für dich Sinn, einen Teil deiner Anlagen in Einzelaktien zu investieren, oder du findest alternative Anlageklassen wie Immobilien oder P2P-Kredite interessant. Statt viele Themen-ETF vielleicht doch lieber auf einige wenige ETFs konzentrieren...



Fazit

Es ist noch nicht eindeutig, wie das PFOF-Verbot der EU die Gratis-ETF-Sparpläne beeinflussen wird. Es ist möglich, dass die derzeitigen Anbieter von kostenlosen Sparplänen gezwungen sein werden, Gebühren zu erheben, um ihre Einnahmeverluste auszugleichen. Als Anleger ist es wichtig, diese Entwicklungen im Auge zu behalten und sich darauf einzustellen, dass kostenlose Angebote möglicherweise nicht ewig bestehen bleiben. Dennoch sollte das Verbot nicht als etwas Negatives gesehen werden, da es in erster Linie dazu dient, die Interessen der Anleger zu schützen.

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"Kostenlose ETF-Sparpläne" bezieht sich auf die Ausführung der Sparpläne. Es entstehen ggfs. weitere Produktkosten und Zuwendungen. Bei Aktionsangeboten gelten die Teilnahmebedingungen des jeweiligen Anbieters.

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