E-Commerce Aktien: Welche bieten Potential?
Der Online-Handel ist gekommen, um zu bleiben - das dürfte mittlerweile jedem klar sein. Trotzdem ist eine Wette auf Titel des Sektors nicht automatisch ein Erfolgsgarant. Welche Aktie ist im Depot oder zumindest auf der Watchlist gut aufgehoben? Wir verraten es dir in diesem Artikel!
Genauer hingeschaut: Die Situation im Online-Handel aktuell
Dass es sich weiterhin um einen Wachstumsmarkt handelt, steht außer Frage und ist keinesfalls eine steile These. Trotzdem mussten zahlreiche Online-Händler erst kürzlich ihre Prognosen herunterschrauben, haben eher durchwachsene Quartalsergebnisse vorgelegt und sind entsprechend in vielen Fällen deutlich von ihren ehemaligen Hochs heruntergekommen.
Sowohl der Handelsverband Deutschland (HDE) als auch der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (bevh) zeigten sich in einer bis zum Jahr 2021 erhobenen Studie [1], die den Verlauf des Jahres 2022 prognostizieren sollte, sehr optimistisch. Demnach ging man, getreu der historischen Entwicklung, von weiteren Umsatz-Wachstumsraten von rund 10 bis 15 % aus.
Dass es real, zumindest in Deutschland, dann doch anders gekommen ist, zeigt eine Untersuchung [2] der Umsatzentwicklung zwischen 2018 und Juli 2022. Demnach verzeichnete der Online-Handel im ersten Halbjahr 2022 sogar ein Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr. Ebenfalls gut deutlich wird in der Grafik der massive Wachstumsausbruch zwischen dem Anfang und dem Zenit der Corona-Pandemie. Nicht wenige E-commerce-Unternehmen sahen da schon einen Zeitenwechsel, hin zu noch mehr Ecommerce und noch höheren Wachstumsraten.
Diese Annahme, wie wir nun wissen, war falsch.
Nicht nur veränderte sich das Konsumentenverhalten durch die Corona-Pandemie eben nicht dauerhaft, zugleich drücken Inflation und explodierte Energiepreise die Kauflust der Deutschen. Das ist wenig überraschend, denn wird mehr Geld für das Notwendige und den Lebensunterhalt aufgebracht, ist automatisch auch weniger Geld für Konsum, ob online oder offline, vorhanden.
Der Aktienmarkt spiegelt die aktuellen Entwicklungen bereits ab
Auch in den USA und den Schwellenländern sieht es aktuell nicht viel besser, wenn auch keinesfalls schlecht aus. Der Vorteil für dich: Der Aktienmarkt hat den Umstand, dass die Corona-Pandemie eben doch kein Paradigmenwechsel war, bereits zu weiten Teilen eingepreist. Das wirst du bei der anschließenden Vorstellung der einen oder anderen Aktie ebenfalls bemerken, denn Korrekturen vom Corona-Hoch um etwa 40 bis 70 % sind mehr Normalität als Ausnahme. Wenn du bis dahin noch nicht im ECommerce-Sektor investiert warst, kannst du dich also glücklich schätzen - die rasante Korrektur nach den Corona-Hochs hast du so umschifft, nun kannst du manche Aktie sogar zu sehr attraktiven Einstandskursen erwerben.
Die Grundregeln des Investierens gelten aber natürlich auch in solchen Zukunftsbranchen. Möchtest du eine Aktie als Beimischung zu deinem weltweit gestreuten ETF-Depot kaufen, musst du eine potenzielle Übergewichtung berücksichtigen, vor allem bei den Large- und Mega-Caps. Das träfe beispielsweise auf Amazon zu, die in jedem weltweit gestreuten ETF wegen ihrer hohen Marktkapitalisierung schon sehr prominent vertreten sind. Möchtest du den Bereich in seiner Ganzheit abdecken, wird es eine Aktie allein nicht tun. Dafür solltest du aus Diversifikationsgründen mindestens drei bis vier Aktien einplanen, darunter auch solche, die aus der Branche zwar nicht wegzudenken sind, aber gar nicht an Endverbraucher verkaufen - hier könnte Shopify als Beispiel dienen.
Nachfolgend möchten wir dir einige Investment-Ideen für den E-Commerce-Sektor mit auf den Weg geben. Wie immer gilt: Jedem Kauf sollte eine gründliche Due Diligence vorausgehen, zudem können die aktuelle Konjunktur, Diskontierungen aufgrund höherer Zinssätze und potenzielle Überbewertungen, die noch teilweise aus der Corona-Pandemie vorhanden sind, die Kurse durchaus noch einige Zeit drücken.
Überlege dir vor dem Kauf daher vorab:
- Mit wie vielen Titeln möchtest du den E-Commerce-Sektor abbilden? (Einer ist nie ausreichend!)
- Planst du nur Direktinvestitionen in den Westen oder kommen auch Titel aus den Schwellenländern in Frage?
- Welche Positionsgröße strebst du für deine E-Commerce Aktien insgesamt sowie für jeden einzelnen Titel an?
- Möchtest du die Positionsgröße mit einem größeren Einmalkauf erreichen oder legst du lieber Tranchen zurück, um bei weiteren Rückgängen günstiger nachkaufen zu können?
Nun aber direkt zur Auswahl der Aktien!
Amazon - der Riesenkonzern mit dem (wieder einmal) schwächelnden ECommerce-Geschäft
Amazons Erfolgsstory bekam zuletzt die eine oder andere Delle. Rein finanziell läuft es, angesichts der Milliardengewinne, zwar immer noch rund, aber der "runde Ball" ist symbolisch gesprochen schon etwas lädiert. Tatsächlich avancierte das ECommerce-Geschäft, also der eigentlichen Amazon-Shop, mal wieder zum Verlustbringer. Eine durchaus erstaunliche Tatsache, wenn man bedenkt, dass das Handelsgeschäft damit auch nach mehr als zwei Jahrzehnten noch nicht profitabel ist.
Der Kurs hat sich mittlerweile etwa halbiert, was angesichts der massiven Marktkapitalisierung schon ein Statement für sich selbst ist. Nun könnte man günstige Bewertungen vermuten, dem ist aber ebenfalls nicht so. Denn zusammen mit der Kurshalbierung ist eben auch das E-Commerce-Geschäft der Aktie lädiert. Im laufenden Jahr steht daher ein KGV von 80, im nächsten Jahr immer noch von 47 und angesichts des verlangsamten Wachstums ist auch das PEG von über 3 nicht unbedingt ein großer Wurf. In erster Linie verdient Amazon mittlerweile mit seinen Cloud-Diensten Geld.
Trotzdem sind sich die Analysten einig, dass sich der Konzern, der mittlerweile nicht mehr von Jeff Bezos geführt wird, aus dieser Misere herausarbeiten kann. Sie sehen Kursziele von rund 125 bis 160 US-Dollar, was beim aktuellen Kurs von rund 86 US-Dollar einer Upside von 50 % und mehr entspricht. Nicht geeignet ist die Aktie für dich, wenn große Teile deines Portfolios aus ETFs bestehen, die ebenfalls Amazon beinhalten. Dann generierst du nur ein Klumpenrisiko für ein Mega-Cap, das du anteilig sowieso schon zu hohen Anteilen im Depot hast.
Shopify
Shopify galt einst als der Star am ECommerce-Himmel. Hohe Wachstumsraten verdeckten, dass der Konzern sein Wachstum hauptsächlich durch eine schlechte oder keine Profitabilität erkaufte. Vor allem in Corona-Zeiten explodierte die Aktie, als immer mehr Menschen sich an einem eigenen Online-Shop versuchten. Obgleich Shopify natürlich ein ECommerce-Titel ist, richtet er das eigene Geschäft primär auf B2B-Kunden aus - also aktuelle und künftige Shopbetreiber. Daher ist die Aktie interessant, denn du bist zwar immer noch, aber nicht ausschließlich auf die Konsumentenlaune angewiesen.
Der Kursverlauf seit Corona ist erschreckend: Von etwa 31 US-Dollar vor Corona schoss die Aktie zwischenzeitlich auf rund 170 US-Dollar, nur um nun doch wieder bei rund 30 US-Dollar zu stehen - was einem Kursverfall in der Spitze von mehr als 80 % entspricht. Simultan produziert Shopify wieder hohe Verluste, nachdem man in den Jahren 2020 und 2021 kurzzeitig hochprofitabel war.
Die Aktie ist eigentlich nur deshalb so interessant, weil sie so massiv ausblutete. Shopify ist mittlerweile eine Turnaround-Wette, denn bisher ist der Konzern den Beweis schuldig, dass er tatsächlich beständig Gewinne einfahren kann. Daher nur für risikobereite Anleger geeignet, die an das Konzept hinter Shopify und den einfachen "DIY-Shops" glauben.
Zalando
Der größte deutsche Onlinehändler hat ebenfalls mit massiven Verlusten zu kämpfen, sowohl bei der Aktie als auch im operativen Geschäft. Wie du an dieser Stelle schon bemerkt haben wirst, traf der Abschwung den Sektor also in seiner Ganzheit. Jüngst erfolgreiche Aktien mit großen Kursgewinnen werden wir dir hier nicht vorstellen können.
In der Spitze war die Aktie noch vor 1-2 Jahren mehr als 100 Euro wert, heute steht sie bei etwa 25 Euro. Zalandos Profitabilität litt jüngst sogar so stark, dass man einen Mindestbestellwert für den versandkostenfreien Versand einführte. Weil sich die führenden Köpfe im Unternehmen gefühlt regelmäßig die Klinke in die Hand geben, ist die eher durchwachsene operative Entwicklung ebenfalls nicht überraschend. Trotzdem ist Zalando immer noch eine Größe, wenn die Aktie auch nach wie vor nicht billig ist. Für 2022 erwartet man ein KGV von rund 106, das Ergebnis je Aktie viertelte sich fast gegenüber 2021. Ab 2024 soll es wieder bergauf gehen.
Mit Zalando bekommst du also eine Turnaround-Wette innerhalb des deutschen Marktes. Der (kleinere) Konkurrent AboutYou wäre eine Alternative, auch die Aktie hat sich mit mehr als -80 % seit Listing nicht mit Ruhm bekleckert. Das Unternehmen hat ebenfalls mit der Konjunktur und schwacher Konsumentenstimmung zu kämpfen.
Mercado Libre
Das "Amazon der Schwellenländer" hat immer noch ein deutliches Wachstum zu verzeichnen und erwirtschaftet sogar Gewinne, die sich gemessen am Kurs aber eben nur auf ein KGV von aktuell mehr als 180 summieren. Nächstes Jahr sollen es zumindest nur noch etwa 75 sein. Der Kurs hat sich seit dem Hoch etwa halbiert, Analysten sehen noch eine Upside von rund 20 bis 30 %. Der Titel wäre aufgrund seiner Größe und der gesicherten Marktstellung eine gute Option, wenn du die Schwellenländer, vor allem Südamerika, erfassen möchtest.
Übrigens kannst du dir natürlich auch viele weitere Titel anschauen, die reichlich Federn gelassen haben: Coupang oder Alibaba zum Beispiel oder Dienstleister, die ihr Geld indirekt mit E-Commerce erwirtschaften, wie Adyen oder PayPal - massive Kurseinbrüche haben sie alle bereits hinter sich, was aber nicht heißt, dass es von an nur noch aufwärts gehen wird.
Video: Megatrend E-Commerce
E-Commerce ETFs bieten Streuung
E-Commerce-ETFs bieten Investoren eine einfache Möglichkeit, in die gleichnamige Branche zu investieren. Diese ETFs bündeln die Aktien verschiedener Unternehmen und bieten so eine breitere Streuung.
Anleger sollten neben der Zusammensetzung auch die Kosten im vergleichen. Einige ETFs verlangen mit 0,50% TER und mehr vergleichsweise saftige Gebühren.
E-Commerce Aktien sind eine gute Wahl für Investoren, die in die Zukunft investieren wollen. Die Branche ist die Zukunft des Handels und wird immer mehr Menschen dazu bringen, online einzukaufen.
FAQ
Welche Vorteile können E-Commerce-Aktien haben?
E-Commerce-Aktien beziehen sich auf die Aktien von Unternehmen, die im Bereich des elektronischen Handels tätig sind. Einige der möglichen Vorteile, die Investitionen in E-Commerce-Aktien bieten können, sind:
- Hohes Wachstumspotential: Der E-Commerce-Markt wächst schnell, und viele Analysten erwarten, dass dieses Wachstum in den kommenden Jahren anhält. Dies könnte bedeuten, dass E-Commerce-Unternehmen gute Wachstumschancen haben und ihre Aktienkurse entsprechend steigen könnten.
- Konstante Einnahmen: Da E-Commerce-Unternehmen immer mehr Konsumenten online erreichen, können sie konstante Einnahmen generieren, was für Investoren attraktiv sein kann.
- Geringere Einstiegskosten: Im Vergleich zu traditionellen Geschäftsmodellen, bei denen Unternehmen physische Läden betreiben müssen, sind die Einstiegskosten für E-Commerce-Unternehmen in der Regel geringer. Dies kann dazu beitragen, dass E-Commerce-Unternehmen profitabler sind und ihre Aktien attraktiv für Investoren machen.
Natürlich sollten Sie immer sorgfältig recherchieren und Ihre eigene Due Diligence durchführen, bevor Sie in irgendeine Art von Aktien investieren.
Welche Nachteile haben E-Commerce-Aktien?
Wie bei jedem Investment gibt es auch bei E-Commerce-Aktien einige mögliche Nachteile, die berücksichtigt werden sollten. Einige der möglichen Nachteile von E-Commerce-Aktien sind:
- Höhere Volatilität: Der E-Commerce-Markt ist wettbewerbsintensiv und schnelllebig, was bedeuten kann, dass die Aktien von E-Commerce-Unternehmen volatiler sein können als die von Unternehmen in anderen Sektoren. Dies bedeutet, dass die Kurse von E-Commerce-Aktien stärker schwanken und schneller steigen oder fallen können, was für manche Investoren riskanter sein könnte.
- Wettbewerbsdruck: Da der E-Commerce-Markt hart umkämpft ist, müssen E-Commerce-Unternehmen ständig darum kämpfen, neue Kunden zu gewinnen und bestehende Kunden zu halten. Dies kann zu Preiskriegen und anderen Formen des Wettbewerbs führen, die das Wachstum und die Gewinnmargen von E-Commerce-Unternehmen beeinträchtigen können.
- Abhängigkeit von Technologien: E-Commerce-Unternehmen sind stark von der Entwicklung und Verbreitung von Technologien abhängig, die für die Bereitstellung und Nutzung ihrer Dienste erforderlich sind. Wenn sich die Technologien ändern oder neue Technologien entstehen, könnten E-Commerce-Unternehmen gezwungen sein, ihre Geschäftsmodelle und ihre Dienste anzupassen, was Zeit und Geld kosten kann.
Wie immer sollten Sie sorgfältig recherchieren und Ihre eigene Due Diligence durchführen, bevor Sie in irgendeine Art von Aktien investieren.
In welchen Regionen wird E-Commerce wachsen?
Es ist schwierig, pauschale Aussagen darüber zu treffen, in welchen Regionen der E-Commerce am stärksten wachsen wird, da das Wachstum des E-Commerce-Marktes von vielen Faktoren abhängt, darunter die Entwicklung der Technologien, der Wettbewerb im Markt, die wirtschaftliche Lage und die Verbrauchergewohnheiten.
Quellen:
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