Bank Aktien: Welche profitieren von der Zinswende?

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Banken gehören vielmals zu den Profiteuren der Zinswende und damit einem gestiegenen Zinsniveau - gesichert müssen Kursgewinne dadurch aber nicht unbedingt sein. Einfach "blind" Banken zukaufen ist also keine gute Idee. Du solltest dich eher fragen: Welche Banken sind tatsächlich Zins-Profiteure?

Bank Aktien: Welche profitieren von der Zinswende?

Die Aufstellung der Bank, Konjunktur- und Zinseinwirkung

Diese drei Eckpfeiler entscheiden, ob eine Bank tatsächlich von gestiegenen Zinsen profitiert. Die teils erheblichen Unterschiede dahingehend lassen sich bereits anhand eines innereuropäischen Vergleichs sehr gut feststellen. Während die deutsche Commerzbank zuletzt zu den großen Gewinnern zählte, ebenso wie beispielsweise die niederländische ING, läuft es auf der Insel (Großbritannien) weniger rund - aufgrund einer kontinuierlich schwächelnden Konjunktur. Anhand des Kursverlaufs von Titeln wie Barclays ist schwer erkennbar, dass überhaupt eine Zinswende stattfand, auch die HSBC erreicht nicht einmal die gemittelte Markt-Performance.

Jenseits des Atlantiks sind die Unterschiede ebenfalls deutlich erkennbar. Citigroup ist zum Problemkind der Branche avanciert, Bank of America performt ebenso unterdurchschnittlich und Titel wie Goldman oder JP Morgan halten sich zumindest mehr oder weniger auf Marktniveau. Währenddessen ist in der Schweiz die Credit Suisse in freiem Fall und die Deutsche Bank, seit jeher stellvertretend sowohl für Licht als auch Schatten innerhalb Europas, zeigt erste Erfolge ihres Umbaus. Steigende Zinsen sind also keinesfalls gleichbedeutend mit Kursgewinnen bei einer Aktie, letztlich braucht es doch etwas mehr als einen nur höheren Einlage- oder Leitzins. Der Unterschied zwischen beidem ist übrigens zu berücksichtigen, denn für das Gros der Banken dürfte der Einlagezins wichtiger als der Leitzins sein - und allesamt sind sie auf eine anständige Konjunktur angewiesen.


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Konjunkturentwicklung berücksichtigen!

Wir möchten es an dieser Stelle noch einmal unterstreichen: Die Zentralbanken, von der EZB bis zur FED, versuchen aktuell gezielt die konjunkturelle Aktivität zu reduzieren, um im Gegenzug wiederum die explosive Inflation in den Griff zu bekommen. Hohe Zinsen bringen einer Bank aber nur wenig, wenn kontinuierlich eine Rezession am Horizont lauert und die Geschäftsaktivität allgemein (stark) rückläufig ist.

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Die größte Gefahr für Banken ist einleuchtend: Schwächelt die Konjunktur, geraten viele Unternehmen in Schieflage, wodurch diese schlimmstenfalls ihre Kredite nicht mehr bedienen können und aus Bankensicht eine milliardenschwere Abschreibung droht. 

Der Idealfall aus Sicht der Geldhäuser wäre folglich, wenn es zu dem vielfach erwähnten "Soft Landing" der amerikanischen Zentralbank FED kommt. Dann wäre die wirtschaftliche Aktivität weiterhin stabil, während die Bank selbst von dem seither gestiegenen Zinsniveau profitiert.

Ebenfalls zu beachten: Sowohl die fallenden Aktienkurse als auch noch stärker die eingebrochenen Anleihenkurse belasten die Bilanz der Banken und im zweiten Schritt ebenso die der Vermögensverwalter. Nachfolgend möchten wir dir einmal die eine oder andere Aktie aus dem Bankensektor vorstellen. Berücksichtige aber stets, dass weder eine scheinbar günstige Bewertung noch die Zinswende Garanten für künftige Renditen oder Renditen oberhalb des Marktmittels sind.


Blick nach Deutschland

Zunächst ein kurzer Blick auf die hierzulande zwei größten Banken, die Deutsche und die Commerzbank.

Deutsche Bank

Nachdem sich bei der Deutschen über die letzten Jahre vor allem Skandale und Enttäuschungen stapelten, scheint man nun den ersten Schritt in Richtung alter Stärke gegangen zu sein. Der Konzernumbau kommt gut voran, das Bankgeschäft läuft ebenfalls sehr gut. Zwar hat die Deutsche den Aktienhandel und damit einen großen Teil ihres Investmentbankings gänzlich aufgegeben, trotzdem konnte selbst diese Sparte bei den letzten Quartalszahlen überzeugen.

Vor allem die zuletzt hohe Volatilität an den Märkten war für die Aktie der Deutschen Bank ein Kurstreiber - im Handel mit Devisen und Anleihen lief es blendend. Durch die höheren Zinsen erzielte man zwar ein gestiegenes Ergebnis, aber auch die Anforderungen an die Deutsche wachsen. Das zeigt der Blick in die Bilanz auf die Risikovorsorge gegenüber Kreditausfällen, die mittlerweile 1,2 Milliarden Euro beträgt und auch durch den Ukraine-Krieg maßgeblich beeinflusst wurde.

Deutsche Bank Konzernchef Sewing möchte Aktionäre an der verbesserten Aufstellung teilhaben lassen und steigert die Dividende auf 30 Cent pro Aktie nach zuletzt 20 Cent. Mit einem forward P/E von 5,55 ist die Aktie zudem günstig bewertet.

Commerzbank

Auch bei der Commerzbank läuft es, nicht zuletzt aufgrund der vollständigen Integration der früher eigenständigen Comdirect, blendend. Auf 3-Jahres-Sicht steht ein Kursgewinn von mehr als 75 % zu Buche, anders als am breiten Aktienmarkt lief es auch 2022 exzellent für den Titel.

Commerzbank

Analysten sehen gemittelt immer noch Potenzial von rund 15 %, wobei sich die Buy- und Hold-Ratings ungefähr die Waage halten. Mit einem forward P/E von etwas über 7 ist die Commerzbank mittlerweile sogar teurer als ihre große Schwester der Deutschen.

Beide Titel könnten demnächst noch weiter anziehen, sofern die EZB an ihren künftigen Zinserhöhungen festhält und der europäische Zinsgipfel höher als bisher erwartet liegt.


Der Blick nach Amerika

Wie schlagen sich die großen Geldhäuser in den USA? Unterschiede gibt es auch hier - sowohl bei den aktuellen Bewertungsmultiplen als auch hinsichtlich der Aufstellung der Banken und ihrer angekündigten Dividende.

Bank of America

Die Bank of America empfehlen Analysten aktuell mehrheitlich zum Kauf, durch ihre Ausrichtung auf Konsumenten kann sie das aktuell hohe Zinsniveau gut weitergeben, Aktien- und Anleihenverluste spielten bei ihr hingegen keine sonderlich große Rolle, da dort auf dem Investmentbanking auch nicht der Fokus liegt. Im abgelaufenen Jahr 2022 konnte man den Gewinn gegenüber 2020 um rund 70 % steigern, mit einem P/E von rund 10 ist der Titel zudem günstiger als das Gros der anderen Schwergewichte in den USA bewertet. Vor allem JP Morgan und Goldman stechen hier mit ihrem P/E von 12 hervor.

Ausgezahlt werden soll eine Dividende, deren Rendite sich aktuell auf rund 2,57 % beziffert. Kursdämpfer erlangte die Bank durch die reichlichen Klagen, in die sie involviert ist. Allein im vergangenen Jahr ergaben sich darauf Strafzahlungen von rund 1,2 Milliarden US-Dollar. Trotzdem ist die Bank of America jenseits des Atlantiks einer der attraktiveren Werte.

Wells Fargo

Auch Wells Fargo ist als Verbraucher-Universalbank aufgestellt. Auf 5-Jahres-Sicht steht trotzdem ein Kursverlust von rund 5 %, mit eingerechneter Dividende ergibt sich ein überschaubarer Gewinn. Während die Bank ihren Gewinn gegenüber dem Jahr 2020 zwar rund vervierfachen konnte, hat der Kurs auf der anderen Seite schon einiges vorweggenommen.

Das sehen auch Analysten so, wo sich die Buy- und Hold-Ratings ungefähr die Waage halten. Aktuell steht bei Wells Fargo ein P/E von mehr als 14. Die Bank ist zweifelsohne aufgrund ihrer Ausrichtung ein Profiteur der Zinswende, hat aber viel Potenzial schon vorweggenommen. Hier wäre also eher angeraten auf Rücksetzer zu warten.

Citigroup

Ein mehr oder minder einziger Rücksetzer ist die Citi, die sich mit kurzen Unterbrechungen seit rund 4+ Jahren schwertut. Genau da könnten aber Chancen liegen, denn Milliarden verdient die Citi nach wie vor. Mit einem P/E von lediglich 7 und einer Dividendenrendite von mehr als 4 % bringt sie zudem attraktive Multiplen aus Anlegersicht mit, wenn diese gewillt sind auf einen kleinen Turn-Around-Kandidaten zu wetten. Vor allem für Dividenden-Investoren dürfte der Titel mitunter interessant sein, denn der FCF von Citi sollte locker ausreichen, um die Dividende für viele Jahre gleichbleibend oder mit leichten Steigerungen zu bedienen. Auch die Analysten sehen mehrheitlich noch Potenzial nach oben, wenn auch nur für rund 15 %.

JPMorgan Chase und Goldman

Die beiden großen Investmentbanken bekamen die volle Breitseite der Anleihen- und Aktienmarktverluste sowie der turbulenten Zeiten an den Kapitalmärkten ab, haben beides in der Summe aber souverän navigiert. Beide haben ein P/E von rund 12 und beide zahlen eine Dividende von knapp 3 %. Die Konjunkturschwäche und der heftige Gegenwind an den Märkten sorgten dafür, dass die Ergebnisse gegenüber dem Vorjahr weitgehend stagnierten. Auch hier würde sich eine wartende Haltung empfehlen, um ein besseres Verständnis für die weitere Haltung der FED, den Zinsgipfel und die konjunkturellen Auswirkungen von Höchstzinsen über 5 % zu bekommen.


Europa im Fokus

Nachfolgend einige spannende Bank-Aktien aus europäischen Nachbarländern:

Credit Suisse

Keine Kaufempfehlung für diese Aktie! Bei der Credit Suisse läuft aktuell rein gar nichts zusammen, da bringt auch die Zinswende nichts. Die Bank steht auf 5-Jahressicht bei rund -85 %, die Dividende wurde zuletzt halbiert, die Analysten schwanken zwischen Hold- und Sell-Ratings. Die Eigenkapitalquote schmilzt.

Die CS wäre daher nur dann ein Kandidat für dich, wenn du eine risikoreiche Investition und einen potenziellen Turn-Around-, oder noch wahrscheinlicher, einen Übernahmekandidaten suchst.

ING

Die niederländische ING, die ursprünglich mal als reiner Baufinanzierer und "Tagesgeldbank" tätig war, mutierte mittlerweile mit großem Erfolg zur Universalbank. Durch die Ausrichtung auf Verbraucher kann sie das gestiegene Zinsniveau weitaus besser verwerten als Investmentbanken, was auch der Kurssprung seit September belegt: Seither stieg die Aktie um rund 80 %. Die Dividendenrendite mit etwa 5 % kann sich ebenso sehen lassen, zudem hat die Aktie ein forward P/E von "nur" 8. Suchst du einen Kandidaten in Europa mit überschaubarem Risiko, könnte die ING noch attraktiver als die Deutsche oder Commerzbank sein.


Video: Deutsche Bank, Commerzbank, Credit Suisse, JPMorgan, Bank of America


Banken mit Aktien-ETFs abbilden

Es gibt verschiedene ETFs, die sich auf den Bankensektor konzentrieren und die Aktien von Banken im Portfolio halten. Solche ETFs bieten Anlegern eine breite Diversifikation und eine einfache Möglichkeit, in den Bankensektor zu investieren, ohne das Risiko einer Konzentration in nur einer oder wenigen Bankenaktien einzugehen. Beispielhaft eine Auswahl an ETFs:

Es gibt verschiedene Aktienindizes, die sich auf den Bankensektor konzentrieren, darunter:

  1. Dow Jones U.S. Bank Index: Der Dow Jones U.S. Bank Index ist ein Index, der aus den 24 größten Banken in den USA besteht. Diese Banken repräsentieren mehr als 80 Prozent der Marktkapitalisierung des US-Bankensektors.
  2. KBW Bank Index: Der KBW Bank Index ist ein Index, der aus 24 regionalen und nationalen Banken in den USA besteht. Der Index wurde von Keefe, Bruyette & Woods (KBW) entwickelt, einem auf Finanzdienstleistungen spezialisierten Unternehmen.
  3. STOXX Europe 600 Banks Index: Der STOXX Europe 600 Banks Index ist ein europäischer Index, der aus den 37 größten Banken in Europa besteht. Der Index deckt die meisten Länder Europas ab.
  4. MSCI World Financials Index: Der MSCI World Financials Index ist ein globaler Index, der aus Unternehmen aus dem Finanzsektor auf der ganzen Welt besteht. Der Index enthält Banken, Versicherungen und andere Finanzdienstleister.
  5. Der MSCI Europe Banks Index umfasst die größten und liquidesten Banken aus 15 europäischen Ländern und deckt somit den größten Teil des europäischen Bankensektors ab. Der Index wird nach der Free Float-Marktkapitalisierung gewichtet, wobei größere Unternehmen im Index einen höheren Anteil haben.

Diese Indizes bieten Anlegern eine Möglichkeit, die Performance des Bankensektors in verschiedenen Regionen und Ländern zu verfolgen und in Bankaktien zu investieren.

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