Japanische Aktien: Lohnt sich ein Kauf noch?
Japan steht für Technologie, Industrie mit hohem Exportanteil und Gesundheit. Ganz offensichtlich hat das Land mit dieser Wirtschaftsausrichtung die Corona-Pandemie hervorragend gemeistert. Das eröffnet Chancen, mit japanische Aktien oder ETFs Gewinne zu realisieren.
Die Corona-Krise hat die globalen Märkte durcheinandergewirbelt, und viele Anleger fragen sich: Welche Aktien haben jetzt Potenzial? Lohnt es sich, auf Einzelwerte zu setzen, oder ist ein ETF die bessere Wahl? Und welche Märkte bieten die besten Chancen? Ein Blick auf die wirtschaftliche Erholung der einzelnen Länder kann hier helfen – und Japan sticht dabei besonders hervor.
Das Jahr 2020 und seine Folgen für Japan
Die Corona-Pandemie hat weltweit Spuren hinterlassen, und auch Japan blieb nicht verschont. Doch während viele Länder mit massiven wirtschaftlichen Einbrüchen zu kämpfen hatten, konnte sich Japan relativ schnell erholen. Der TOPIX-Index, einer der wichtigsten japanischen Aktienindizes, verlor im Februar 2020 zunächst 28 Prozent, konnte aber bis Ende des Jahres alle Verluste wieder wettmachen. Auch der Nikkei 225, der bekannteste japanische Index, erreichte im November 2020 ein Niveau, das er seit 1991 nicht mehr gesehen hatte.
Ein Grund für diese Erholung war die erfolgreiche Eindämmung der Pandemie in Japan. Trotz einer alternden Bevölkerung und dicht besiedelten Städten gelang es dem Land, die Infektionszahlen niedrig zu halten. Das japanische Gesundheitssystem, das sowohl öffentliche als auch private Anbieter umfasst, spielte dabei eine wichtige Rolle.
Wirtschaftliche Erholung und Marktanalyse 2024
Im Jahr 2024 zeigt sich die japanische Wirtschaft weiterhin robust. Die wirtschaftliche Erholung könnte sich im zweiten Halbjahr 2024 beschleunigen, getrieben durch höhere Konsumausgaben der privaten Haushalte nach Lohnerhöhungen Anfang des Jahres und steigenden Unternehmensinvestitionen. Diese Faktoren tragen dazu bei, dass Japan weiterhin ein attraktiver Markt für Anleger bleibt.
Der Tokioter Kern-Verbraucherpreisindex (Kern-VPI) lag im August 2024 bei 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr, während der Super-Kern-VPI bei 1,3 Prozent lag. Dies deutet darauf hin, dass die nachfragegetriebene Inflation noch nicht stark angezogen hat, was der japanischen Zentralbank Spielraum für eine vorsichtige Zinspolitik lässt.
Die Arbeitslosenquote stieg im Juli 2024 unerwartet stark auf 2,7 Prozent, was jedoch als vorübergehendes Phänomen angesehen wird. Der japanische Arbeitsmarkt befindet sich in einem Strukturwandel, der langfristig zu einer höheren Beschäftigungsquote führen könnte.
Marktvolatilität und Zinspolitik
Die japanischen Aktienmärkte erlebten im August 2024 eine Phase erhöhter Volatilität. Der Nikkei 225 brach am 5. August 2024 um mehr als zwölf Prozent ein, was der größte Tagesverlust seit dem "Schwarzen Montag" im Jahr 1987 war. Dieser Einbruch wurde jedoch schnell wieder aufgeholt, was die Widerstandsfähigkeit des Marktes unterstreicht.
Die Bank of Japan (BoJ) erhöhte ihre Leitzinsen im Juli 2024 zum zweiten Mal, was zu einer Aufwertung des Yen führte und eine Welle an Margin Calls auslöste. Die BoJ könnte in den kommenden Monaten weitere Zinserhöhungen in Betracht ziehen, sobald sie ein klareres Bild von der Richtung der Binnen- und Weltwirtschaft gewinnt.
Japanische Aktien – wie sind die Aussichten?
Auch wenn es Unsicherheiten gibt, wie die weitere Entwicklung der Inflation oder die Zinspolitik der Bank of Japan, stehen die Zeichen für eine Erholung der japanischen Wirtschaft gut. Besonders die Exportorientierung vieler japanischer Unternehmen, die stark von der wirtschaftlichen Erholung in China profitieren, dürfte sich positiv auswirken.
Wenn du überlegst, in japanische Aktien oder ETFs zu investieren, solltest du jedoch mit Schwankungen rechnen. Besonders Growth-Aktien, also wachstumsstarke Unternehmen, haben sich während der Pandemie verteuert. Value-Aktien, also Unternehmen, die in den letzten Jahren weniger gut abgeschnitten haben, könnten hingegen Potenzial bieten. Ein Blick auf Japan ETFs im Vergleich kann dir helfen, die besten Optionen zu finden.
Gründe für Investitionen in japanische Aktien
Hier sind einige Gründe, warum Japan für Anleger interessant ist:
- Wirtschaftswachstum: Die japanische Wirtschaft zeigt Anzeichen einer Erholung, unterstützt durch Reformen und eine Abwertung des Yen.
- Gesundheitssektor: Die alternde Bevölkerung sorgt für steigende Ausgaben im Gesundheitswesen, was Unternehmen in diesem Bereich gute Wachstumschancen bietet. Mehr dazu findest du in unserem Artikel über Krankenhaus-Aktien.
- Technologie und Export: Japans Fokus auf Technologie und Export macht das Land zu einem wachstumsorientierten Markt.
- Small Caps: Viele kleinere Unternehmen treiben das Wachstum in Japan voran, und es gibt jedes Jahr zahlreiche Börsengänge. Mehr über die Chancen von Börsengängen erfährst du in unserem Artikel über Börsengänge.
- Dienstleistungssektor: Der japanische Dienstleistungssektor ist stark, und der Inlandsmarkt gehört zu den größten der Welt.
- Bewertung: Japanische Aktien sind im Vergleich zu anderen Märkten noch relativ günstig bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei 14,4, verglichen mit 19,9 in den USA und 16,4 im MSCI All-Country World Index. Mehr über den MSCI World Index erfährst du in unserem Artikel über den MSCI World Kurs.
Einige Highlights: Gewinner der Corona-Krise in Japan
Einige japanische Unternehmen haben sich während der Corona-Krise besonders gut geschlagen. Hier sind zwei Beispiele:
- Keyence: Der Hersteller von Sensoren und Messgeräten für die Fabrikautomation profitierte von der steigenden Nachfrage nach Automatisierungslösungen.
- Daikin: Der Hersteller von Lüftungs- und Klimaanlagen konnte von der gestiegenen Nachfrage nach sauberer Luft in Innenräumen profitieren.
Aktuelle Entwicklung japanischer Aktien 2024
Japanische Aktien haben seit Jahresbeginn 2024 bis zum 27. März 2024 ein Plus von 20,8 Prozent verzeichnet und damit ein neues Allzeithoch erreicht. Diese Entwicklung wird durch die laufenden Unternehmensreformen und die Abwertung des Yen unterstützt.
Die Corporate-Governance-Reformen haben zu einer Verbesserung der Kapitalallokation und einer Erhöhung der Dividendenausschüttungen und Aktienrückkäufe geführt. Das Volumen der angekündigten Aktienrückkäufe hat in Japan zugenommen und erreichte 2023 einen historischen Höchststand. Mehr über die Bedeutung von Corporate Governance erfährst du in unserem Glossarartikel zu Corporate Governance.
Die japanische Regierung hat zudem das steuerfreie NISA-Aktieninvestitionsprogramm für Privatpersonen überarbeitet, was zu geschätzten Mittelzuflüssen von 32 bis 45 Milliarden US-Dollar bis Ende 2027 führen könnte. Auch institutionelle Investoren zeigen verstärktes Interesse an japanischen Aktien. Eine Übergewichtung der Allokation um 0,5 Prozent könnte massive Kapitalzuflüsse von fast 200 Milliarden US-Dollar generieren.
Risiken und langfristige Aussichten
Obwohl die Bewertungen japanischer Aktien im Vergleich zu anderen Märkten noch relativ günstig sind, sind sie weniger überzeugend als vor zwei Jahren. Zudem ist die Inflation noch nicht nachhaltig gestiegen, was Unsicherheiten für die zukünftige Zinspolitik der Bank of Japan schafft.
Eine stärkere Konzentration auf inländische Unternehmen könnte die Risiken eines steigenden Yen abmildern. Allerdings könnten starke Leitzinserhöhungen zu einer Verschlechterung der Haushaltslage Japans führen, was langfristig ein Risiko für die wirtschaftliche Stabilität darstellen könnte.
Trotz dieser Risiken bleiben die längerfristigen Aussichten für japanische Aktien solide. Höheres nominales BIP-Wachstum und glaubwürdige Corporate-Governance-Reformen sollten langfristig zu einer positiven Neubewertung japanischer Aktien führen. Wenn du dich für langfristige Anlagestrategien interessierst, könnte auch ein Blick auf Assetklassen für eine breitere Risikostreuung interessant sein.
Fazit: Japanische Aktien sind 2024 besonders interessant!
Japan hat die Corona-Krise gut gemeistert und bietet Anlegern auch 2024 interessante Chancen. Besonders die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen, die das Rückgrat der japanischen Wirtschaft bilden, könnten in den kommenden Jahren stark wachsen. Die laufenden Unternehmensreformen und die Abwertung des Yen tragen zur Attraktivität des Marktes bei.
Wenn du nicht in einzelne Aktien investieren möchtest, könnte ein ETF auf den Nikkei 225 oder den TOPIX eine gute Alternative sein. Auch ETFs auf Small Caps oder Dividenden-Aktien bieten interessante Möglichkeiten. Trotz kurzfristiger Unsicherheiten bleiben die langfristigen Aussichten für japanische Aktien positiv. Für eine breitere Diversifikation könnte auch ein Unternehmensanleihen ETF eine sinnvolle Ergänzung sein.
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