Thesaurierung bei ETFs: So funktioniert es
Investierst Du in einen ETF, kannst Du zwischen ausschüttenden und thesaurierenden Fonds wählen. Thesauriert ein Fonds, wird die Dividende in Fondsvermögen reinvestiert. Du profitierst mit Thesaurierung vom Zinseszins. Thesaurierende Fonds sind daher für den langfristigen Vermögensaufbau geeignet.
Thesaurierung - was ist das?
Thesaurierung bezeichnet die automatische Wiederanlage von Erträgen innerhalb eines Fonds oder ETFs. Diese Erträge stammen in der Regel aus Dividenden von Aktien oder Zinsen von Anleihen. Bei ETFs und auch bei aktiv gemanagten Investmentfonds wird bei der Art der Ertragsverwendung zwischen thesaurierenden und ausschüttenden Fonds unterschieden. Bei ausschüttenden Fonds wird die Dividende an den Anleger ausgezahlt. Bei einem ETF kann die Auszahlung quartalsweise, halbjährlich oder jährlich erfolgen. Anders sieht es bei einem thesaurierenden ETF aus. Hier werden die Erträge, wie Dividenden, automatisch wieder in den Fonds investiert. Das bedeutet, dass der Anleger keine Dividende ausgezahlt bekommt, sondern stattdessen mehr Fondsanteile erwirbt, was langfristig zu einem höheren Vermögensaufbau führt.
Der Vorteil der Thesaurierung liegt im sogenannten Zinseszinseffekt. Da die Erträge immer wieder reinvestiert werden, wächst das Fondsvermögen stetig an. Je mehr Anteile an einem ETF Du besitzt, desto mehr Dividende kannst Du erhalten. Da diese Dividende jedoch wieder angelegt wird, profitierst Du langfristig von einem exponentiellen Wachstum Deines Vermögens. Dieser Effekt ist vergleichbar mit dem Zinseszinseffekt bei einem Sparguthaben, bei dem die Zinsen ebenfalls wieder angelegt werden und so neue Zinsen generieren.
Es gibt für ETFs keine klassischen Zinsen, wie man sie von einem Festgeldkonto kennt. Der Effekt der Thesaurierung ist jedoch mit dem Zinseszinseffekt vergleichbar. Während die Zinsen auf einem Festgeldkonto aufgrund der aktuellen Zinssituation oft sehr niedrig ausfallen, können die Dividenden bei einem thesaurierenden ETF deutlich höher sein. Für den langfristigen Vermögensaufbau ist ein thesaurierender ETF daher oft besser geeignet als ein ausschüttender ETF. Weitere Informationen zu ETFs findest Du in unserem ETF-Ratgeber.
Thesaurierung - gut geeignet für Sparpläne
Für ETF-Sparpläne kannst Du sowohl thesaurierende als auch ausschüttende ETFs wählen. Mit einem Sparplan kannst Du bereits mit niedrigen monatlichen Einzahlungen über einen langen Zeitraum ein attraktives Vermögen aufbauen. Thesaurierende ETFs sind dabei besonders vorteilhaft, da die Erträge automatisch wieder angelegt werden und Du so vom Zinseszinseffekt profitierst. Bei einem ausschüttenden ETF hingegen wird die Dividende ausgezahlt, was bedeutet, dass im Laufe der Zeit weniger Fondsanteile erworben werden.
Einige Online-Broker haben die Vorteile der Thesaurierung erkannt und bieten die automatische Wiederanlage der Dividende auch bei ausschüttenden ETFs an. Dadurch funktioniert der Vermögensaufbau ähnlich wie bei einem thesaurierenden Fonds. Dies ist besonders praktisch, da Du Dich nicht selbst um die Wiederanlage kümmern musst und so Zeit und Transaktionskosten sparst.
Thesauriert der Fonds bei einem Sparplan, können nicht nur für die von Dir festgelegte Sparrate Fondsanteile gekauft werden. Wie viele Anteile erworben werden können, hängt vom Kurs des ETFs ab. Ist der Kurs niedrig, können für die Sparrate mehr Anteile gekauft werden. Hinzu kommt die Dividende, die wieder in Fondsanteile angelegt wird. Bei einem höheren Kurs können für die Sparrate und die Dividende weniger Anteile gekauft werden. Langfristig führt dies zu einem stetigen Vermögensaufbau.
Unterschied in der Besteuerung bei ausschüttenden und thesaurierenden ETFs
Ein wichtiger Aspekt bei der Wahl zwischen thesaurierenden und ausschüttenden ETFs ist die Besteuerung. Vor der Reform des Investmentsteuergesetzes, die 2018 in Kraft trat, wurde bei der Besteuerung nach der Replikationsmethode unterschieden. Synthetisch replizierende thesaurierende ETFs wurden steuerlich anders behandelt als physisch replizierende thesaurierende ETFs. Diese Unterscheidung gibt es seit der Reform nicht mehr. Heute wird nur noch nach der Art der Ertragsverwendung unterschieden.
Bei einem ausschüttenden ETF wird die Ausschüttung sofort durch die Depotbank besteuert. Du erhältst Deine Ausschüttung abzüglich der fälligen Steuern. Bei einem thesaurierenden ETF erfolgt die Besteuerung hingegen über eine sogenannte Vorabpauschale. Diese wird zu Jahresbeginn von Deinem Verrechnungskonto abgebucht und basiert auf einem vom Bundesfinanzministerium festgelegten Basiszins. Dieser Basiszins wird jedes Jahr neu festgelegt und dient als Grundlage für die Berechnung der Steuer auf die thesaurierten Erträge.
Da bei einem thesaurierenden ETF kein Geldfluss durch eine Ausschüttung erfolgt, wird die Steuer auf Basis der Vorabpauschale erhoben. Diese Pauschale wird später bei einem Verkauf der ETF-Anteile auf die tatsächlichen Verkaufserlöse angerechnet. Es ist wichtig, dass Du einen Freistellungsauftrag bei Deiner Depotbank einreichst, um von den Steuerfreibeträgen zu profitieren. In vielen Fällen musst Du dann gar keine Steuern zahlen, da Deine Erträge unterhalb des Freibetrags liegen.
Bei ausländischen ETFs kann zusätzlich eine Quellensteuer anfallen, die je nach Fondsdomizil unterschiedlich hoch ist. Diese Quellensteuer wird in der Regel auf die deutsche Abgeltungssteuer angerechnet, sodass keine doppelte Besteuerung erfolgt.
Für wen sich die Thesaurierung eignet
Ein thesaurierender ETF eignet sich besonders für Anleger, die einen langfristigen Vermögensaufbau anstreben und nicht auf regelmäßige Ausschüttungen angewiesen sind. Wenn Du beispielsweise für den Kauf eines Hauses, die Altersvorsorge oder andere langfristige Ziele sparst, ist ein thesaurierender ETF eine gute Wahl. Da die Erträge automatisch wieder angelegt werden, profitierst Du vom Zinseszinseffekt und kannst langfristig ein größeres Vermögen aufbauen. Weitere Tipps für langfristige Anlagestrategien findest Du in unserem ETF-Ratgeber: "Think long-term".
Thesaurierende ETFs sind auch dann sinnvoll, wenn Du keine Zeit oder Lust hast, Dich regelmäßig um die Wiederanlage der Erträge zu kümmern. Da die Erträge automatisch reinvestiert werden, musst Du Dich nicht um die Verwaltung Deiner Anlage kümmern und sparst gleichzeitig Transaktionskosten.
Thesaurierung auf die verschiedensten Indizes
Thesaurierende ETFs gibt es auf eine Vielzahl von Indizes. Egal ob Du in den DAX, den Euro Stoxx 50 oder den MSCI World investieren möchtest – für nahezu jeden Index gibt es sowohl ausschüttende als auch thesaurierende ETFs. Auch in verschiedenen Branchen und Sektoren, wie ETFs auf Öl, ETFs auf künstliche Intelligenz oder ETFs auf Healthcare, werden thesaurierende ETFs angeboten. Die meisten Emittenten bieten beide Varianten an, sodass Du die Wahl hast, ob Du die Erträge ausgezahlt bekommen oder wieder anlegen möchtest. Wenn Du Dich für spezialisierte ETFs interessierst, findest Du eine Übersicht in unserem Themen ETFs im Überblick.
Beispiele für thesaurierende ETFs
Die nachfolgend vorgestellten ETFs sind thesaurierend. Sie decken verschiedene Anlageklassen und Regionen ab und bieten eine breite Diversifikation.
BNP Paribas Easy Energy & Metals Enhanced Roll UCITS ETF EUR, ISIN LU1291109616, WKN A2AE6P
- Replikationsmethode: synthetisch
- Auflagedatum: April 2016
- Fondsvolumen: 130 Millionen Euro
- Gesamtkostenquote: 0,49 Prozent
- Rendite: -10,94 Prozent
- sparplanfähig
iShares Dow Jones Industrial Average UCITS ETF (Acc), ISIN IE00B53L4350, WKN A0YEDK
- Auflagedatum: Januar 2010
- Fondsvolumen: 321 Millionen Euro
- Replikation: vollständig physisch
- Gesamtkostenquote: 0,33 Prozent
- Rendite: -1,93 Prozent
- sparplanfähig
Lyxor Core EURO STOXX 300 (DR) UCITS ETF Acc, ISIN LU0908501058, WKN LYX0Q1
- Auflagedatum: April 2013
- Fondsvolumen: 310 Millionen Euro
- Gesamtkostenquote: 0,07 Prozent
- Replikation: vollständig physisch
- Rendite: -11,20 Prozent
- sparplanfähig
Xtrackers FTSE 100 UCITS ETF 1C, ISIN LU0838780707, WKN DBX0NF
- Auflagedatum: November 2012
- Fondsvolumen: 65 Millionen Euro
- Replikation: vollständig physisch
- Gesamtkostenquote: 0,09 Prozent
- Rendite: -16,51 Prozent
- sparplanfähig
Diese Beispiele zeigen, dass es eine Vielzahl an thesaurierenden ETFs gibt, die in verschiedene Anlageklassen und Regionen investieren. Die Replikation kann physisch oder synthetisch erfolgen, und die Gesamtkostenquote variiert je nach ETF. Es ist wichtig, die Kosten und die Renditeentwicklung im Auge zu behalten, um die für Dich passende Anlage zu finden. Wenn Du mehr über die besten Anbieter für den Handel mit ETFs erfahren möchtest, schau Dir unseren Trading App Vergleich an.
Fazit: Thesaurierung geeignet für langfristige Anlage
Thesaurierende ETFs sind besonders gut für den langfristigen Vermögensaufbau geeignet. Da die Erträge automatisch wieder in den Fonds investiert werden, profitierst Du vom Zinseszinseffekt und kannst langfristig ein größeres Vermögen aufbauen. Die Besteuerung erfolgt bei thesaurierenden ETFs über eine Vorabpauschale, die zu Jahresbeginn erhoben wird. Thesaurierende ETFs sind ideal für Anleger, die nicht auf regelmäßige Ausschüttungen angewiesen sind und ihre Erträge automatisch wieder anlegen möchten. Sie eignen sich für eine Vielzahl von Indizes und Branchen und bieten eine breite Diversifikation. Langfristig kannst Du mit thesaurierenden ETFs ein deutlich besseres Vermögen aufbauen als mit ausschüttenden ETFs. Abonniere unseren kostenlosen ETF-Newsletter, um regelmäßig über neue Entwicklungen und Tipps informiert zu werden.
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