Automobil ETF: Lohnt sich das?
Der Diesel-Skandal, der Trend zur E-Mobilität und der Klimawandel setzen die Automobil-Branche in Europa und weltweit stark unter Druck. Der Automarkt musste weltweit Umsatzeinbrüche und weniger Neuzulassungen verzeichnen. Ist es da noch sinnvoll, in einen ETF auf die Auto-Branche zu investieren?
Die aktuelle Lage der Automobil-Branche
Nicht nur die deutschen Auto-Bauer Daimler, BMW oder Volkswagen durchleben aktuell eine Durststrecke. Für die Krise der Fahrzeughersteller gibt es mehrere Gründe:
- Abgas-Skandal
- Konkurrenz aus dem Ausland
- Trend zur E-Mobilität und zu selbstfahrenden Autos
- wachsendes Klimabewusstsein.
Auch die Corona-Krise im März 2020 hat die Automobil-Branche in Deutschland, aber auch in anderen europäischen Ländern stark unter Druck gesetzt. Der erneute Corona-Lockdown sorgt für Unsicherheit am Auto-Markt.
Aktuelle Zahlen zeigen, dass die Umsätze der deutschen Automobilindustrie 2023 um 10 Prozent auf 558,1 Milliarden Euro stiegen, was nahezu 50 Prozent über dem Niveau des Krisenjahres 2020 liegt. Im August 2024 gingen die Neuzulassungen in der EU um über 18 Prozent zurück, vor allem wegen der schwachen Nachfrage nach E-Autos. In Deutschland gingen die Neuzulassungen von E-Autos zuletzt um fast 30 Prozent zurück, was zu einem spürbar kleineren Marktanteil der Elektrofahrzeuge führte. Mercedes-Benz senkte überraschend seine Gewinnerwartungen für das laufende Jahr, vor allem wegen eines schwach laufenden China-Geschäfts. Im Gegensatz dazu verkauft Toyota, der weltgrößte Autobauer, mehr Fahrzeuge denn je, während der Konkurrent VW Werke schließen könnte.
Leichte Erholung in Sicht
Im Juli 2020 war am deutschen Automarkt wieder eine leichte Erholung zu verzeichnen. Die Zahl der Neuzulassungen stieg gegenüber dem Vormonat um satte 43 Prozent an. Ein Anstieg der Neuzulassungen war im Privatkundensegment zu beobachten, während bei den Firmenkunden die Zahl der Neuzulassungen weiterhin rückläufig ist. Bei den Neuzulassungen ist die Zahl der Fahrzeuge mit Diesel- oder Benzinantrieb gesunken, während es zu mehr Neuzulassungen bei den Fahrzeugen mit Hybridantrieb kam. Der Zuwachs lag bei ungefähr 140 Prozent. Bei den Fahrzeugen mit Elektroantrieb stieg die Zahl der Neuzulassungen sogar um 180 Prozent.
Bei den einzelnen Automobil-Bauern sind unterschiedliche Entwicklungen zu beobachten. Im Vergleich zum Vorjahr konnten BMW, Mini, Daimler und Porsche ihr Ergebnis im Juli verbessern. Bei VW war im Juli 2020 gegenüber 2019 ein Rückgang von 3,3 Prozent zu verzeichnen. Die Rückgänge bei Opel, Smart und Audi lagen im Juli 2020, verglichen mit dem Vorjahr, sogar im zweistelligen Bereich.
Branchenkenner Ferdinand Dudenhöffer hat für die einzelnen Automobil-Hersteller in Deutschland die Gewinne und Verluste näher unter die Lupe genommen. Bei VW ist der Verkauf in der ersten Jahreshälfte 2020 um 28 Prozent eingebrochen. Pro Fahrzeug beträgt der Verlust ungefähr 415 Euro. Audi und Daimler verbuchen pro verkauftem Fahrzeug einen Verlust von ungefähr 600 Euro. BMW konnte zwar die Verkaufszahlen steigern, doch ist pro Modell ein Verlust von 1.100 Euro festzustellen. Tesla kann hingegen pro verkauftem Fahrzeug einen Gewinn von ungefähr 3.000 Euro verzeichnen. Noch höher fallen die Gewinne bei Porsche mit ungefähr 11.000 Euro pro verkauftem Fahrzeug aus.
Mit einem ETF in einen Index investieren
Ein ETF auf die Automobil-Branche hat den Vorteil, dass Du keine Einzelaktien von Auto-Bauern kaufst und daher eine bessere Risikostreuung erzielst. Es gibt gegenwärtig vier ETFs auf die Automobil-Branche, die an deutschen Börsen handelbar sind:
- iShares STOXX Europe 600 Automobiles & Parts UCITS ETF (DE)
- Lyxor STOXX Europe 600 Automobiles & Parts UCITS ETF - Acc
- ComStage STOXX Europe 600 Automobiles & Parts UCITS ETF
- Invesco STOXX Europe 600 Optimised Automobiles & Parts UCITS ETF Acc
Im STOXX Europe 600 Automobiles & Parts sind die Top 10 der Automobilhersteller und Zulieferer mit insgesamt mehr als 93 Prozent vertreten. Dabei handelt es sich um:
- Daimler
- Volkswagen
- BMW
- Ferrari
- Compagnie Generale des Etablissements Michelin SCA
- Fiat Chrysler Automobiles
- Continental
- Peugeot
- Porsche Automobil Holding
- Renault.
Die Kursentwicklung für diesen Index ist erstaunlich. Musste der Index während der Corona-Krise im März 2020 einen starken Kurseinbruch verzeichnen, so hat er sich zum Jahresende 2020 wieder deutlich erholt und verzeichnet einen Aufwärtstrend. Ende Dezember 2020 hat der Kurs ungefähr wieder das Niveau vom Januar 2020 erreicht.
Herausforderungen der Automobil-Branche nicht unterschätzen
Auch wenn sich der Kurs des STOXX Europe 600 Automobiles & Parts wieder erholt hat, solltest Du bei einer Investition in einen Auto-ETF die großen Herausforderungen der gesamten Branche nicht unterschätzen. In Deutschland ist die Automobil-Branche das Herzstück der Wirtschaft. Um die Wirtschaft am Laufen zu halten, könnten Staatshilfen für die Auto-Konzerne notwendig werden. Würde ein namhafter Automobil-Hersteller wie Volkswagen insolvent werden, wären nicht nur die Beschäftigten von Volkswagen von Arbeitslosigkeit betroffen. Auch viele Zulieferer würde ein solches Ereignis hart treffen. Die Investition in einen Auto-ETF ist mit Risiken verbunden.
Aktuelle Herausforderungen umfassen die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie, die auf die Wirtschaftspolitik zurückzuführen ist. Der Autozulieferer ZF streicht bis zu 14.000 Stellen, was zu Protesten der Beschäftigten führte. Zudem hat die EU-Kommission vorläufige Zölle gegen chinesische E-Autobauer verhängt, was zu Gegenmaßnahmen Chinas führte.
Das sind die Auto-ETFs
Auf den STOXX Europe 600 Automobiles & Parts stehen die nachfolgenden ETFs zur Auswahl:
ISIN | Name | TER | Fondsvermögen |
---|---|---|---|
DE000A0Q4R28 | iShares STOXX Europe 600 Automobiles & Parts UCITS ETF (DE) | 0,46% | 633 Mio € |
IE00B5NLX835 | Invesco STOXX Europe 600 Optimised Automobiles & Parts UCITS ETF Acc | 0,30% | 11,245 Mio € |
iShares STOXX Europe 600 Automobiles & Parts UCITS ETF (DE) ISIN DE000A0Q4R28, WKN A0Q4R2
- Auflagedatum: Juli 2002
- Fondsvolumen: 633 Millionen Euro
- Gesamtkostenquote: 0,46 Prozent
- Replikation: vollständig physisch
- Volatilität: 44,07 Prozent
- Ertragsverwendung: Auszahlung mindestens jährlich
- sparplanfähig
- Rendite für ein Jahr: 5 Prozent
Du kannst auch in den ETF mit den liquidesten Titeln investieren:
Invesco European Autos Sector UCITS ETF ISIN IE00B5NLX835, WKN A0RPR0
- Auflagedatum: Juli 2009
- Fondsvolumen: 24 Millionen Euro
- Gesamtkostenquote: 0,30 Prozent
- Replikation: synthetisch
- Volatilität: 45,26 Prozent
- Ertragsverwendung: thesaurierend
- sparplanfähig
- Rendite für ein Jahr: 4,06 Prozent
Darf es ein bisschen mehr Elektro sein?
Dieser ETF bildet einen Index aus Aktien von Unternehmen in entwickelten und aufstrebenden Märkten zusammensetzt, die sich auf Elektrofahrzeuge und Fahrtechnologien konzentrieren:
Was fällt auf bei den ETFs?
Bis auf den erst im September 2020 aufgelegten ETF mussten alle ETFs auf die Automobil-Branche im März 2020 starke Kurseinbrüche verzeichnen. Die Kurse der ETFs haben sich gegenwärtig wieder erholt und liegen bei allen diesen ETFs im positiven Bereich. Bei allen ETFs ist eine hohe Volatilität festzustellen, die allerdings auch in der Corona-Krise begründet sein kann.
Angesichts der aktuellen Lage besteht bei den ETFs mit einem geringen Fondsvolumen das Risiko einer Liquidierung aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit. Möchtest Du investieren, kommt es daher nicht nur auf eine gute Entwicklung der Rendite, sondern auch auf ein hohes Fondsvolumen an.
Alle ETFs auf den Automobil-Sektor sind sparplanfähig. Du kannst mit einem Sparplan langfristig Vermögen aufbauen, doch solltest Du die Kursentwicklung immer im Auge behalten.
Fazit: Automobil-Branche steht unter Druck
Möchtest Du in die Automobil-Branche investieren, ist ein ETF gegenüber dem Kauf von Einzelaktien sinnvoller. Die Auto-Industrie steht unter Druck. Die Gründe dafür liegen in der Corona-Krise und dem damit verbundenen Verkaufsrückgang, aber auch im Diesel-Skandal in der Vergangenheit und im Trend zur E-Mobilität. Die Automobil-Branche steht vor großen Herausforderungen, darunter die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit und der Stellenabbau bei Zulieferern. Es gibt gegenwärtig vier ETFs auf die Automobil-Branche, die an deutschen Börsen handelbar sind. Bis auf den erst im September 2020 aufgelegten Fonds mussten alle diese ETFs starke Kurseinbrüche in der Corona-Krise verzeichnen. Daraus resultiert eine hohe Volatilität. Gegenwärtig sind die Kurse wieder im positiven Bereich.
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