Crowdinvesting: Lohnt sich das?

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Crowdfunding gehört, auch wenn es da nicht so bezeichnet wird, seit vielen Jahrzehnten zum Private Equity Geschäft. Seit einigen Jahren können auch Anleger ihre Ressourcen zusammenwerfen, um Projekte und Investitionen zu realisieren. Aber wie lohnend ist das tatsächlich?

Crowdinvesting: Lohnt sich das?

Was bedeutet Crowdinvesting?

Der englische Begriff gibt darüber bereits einen guten Ausblick. Das Wort "crowd" steht für "Gruppe", in diesem Fall eine Gruppe von Anlegern, während der Begriff "investing" jedem hier bekannt sein dürfte. Es schließt sich also eine Gruppe zusammen, die ein einheitliches und vorher fest definiertes Ziel verfolgt. Das ist deshalb notwendig, weil sich nicht jede Investition pauschal für jede Kapitalgröße eignet. Ein gutes Beispiel hierfür sind Immobilien. Eigentümer kaufen die komplette Immobilie, vom Dach, über die Fenster, bis hin zur Fassade und dem Fundament. Dafür ist aber wenig überraschend viel Geld notwendig, was im eigenen Portfolio häufig zu einem Klumpenrisiko führt oder in dieser Größenordnung gar nicht erst vorhanden ist.

Indem nun mehrere Anleger ihr jeweiliges Kapital zusammenlegen, können sie an dem Projekt, in diesem Beispiel der Immobilie, einen gewissen relativen Anteil erwerben. Kostet die also beispielsweise 600.000 Euro und ein Anleger bringt 60.000 Euro Kapital ein, erhält er vereinfacht ausgedrückt einen Anteil von 10 %, während der zweite Anleger für seine 30.000 Euro einen Anteil von 5 % erhält. So werden später zugleich die Rendite und mögliche fortlaufende Erträge aufgeteilt. Für Privatanleger ergeben sich durch Crowdinvesting also neue Anlagemöglichkeiten, die bisher aufgrund der Kapitalvoraussetzungen oder Klumpenrisiken entweder nicht vorhanden oder zumindest nicht attraktiv waren.

Im "Crowdinvest Report 2020" zeigt sich, wie populär diese Strategie mittlerweile geworden ist und warum es längst mehr als eine Plattform gibt, die Privatanleger direkt anspricht. Bezifferte sich das Anlagevolumen für privates Crowdinvesting im Jahr 2020 noch auf etwas mehr als 5 Millionen Euro, waren es 2015 schon mehr als 68 Millionen Euro und 2019 wurde sogar die Marke von 420 Millionen Euro geknackt - bevor der Trend im Jahr 2020 und 2021, auch aufgrund der Belastungen durch die Corona-Pandemie, wieder rückläufig war.

Derselbe Report zeigt zudem auf, wie sich das Kapital in unterschiedlichen Projekten verteilt:

  • mehr als 70 % fließen in Immobilien
  • rund 20 % in Start-Ups
  • die verbleibenden 10 % in Energie oder andere Projekte

Jede Crowdinvesting-Plattform nimmt sich institutionelle Investment-Pools als Vorbild

Crowdinvesting selbst ist keine Neuheit, das gibt es schon seit es Investitionen und den Kapitalmarkt gibt. Neu ist lediglich, dass über Plattformen eine geordnete und einigermaßen sichere Abwicklung möglich ist, zugleich finden so Anleger aus aller Welt und Einkommensschichten zueinander.

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Übrigens: Selbst die Reichsten der Reichen nutzen Crowdinvesting. Kürzlich hat Elon Musk Twitter für die stolze Summe von 44 Milliarden aufgekauft, wobei das Geld natürlich nicht allein von ihm stammt. Tatsächlich beteiligen sich viele Vermögende und Milliardäre mit "der einen oder anderen Milliarde", während auch ein Bankenkonsortium Liquidität bereitstellt. So hat Musk zwar immer noch die Zügel in der Hand, aber seinen eigenen Kapitalbedarf und damit das Risiko reduziert.


Warum gibt es Crowdinvesting?

An dieser Stelle sind zwei gegenüberstehende Seiten zu beleuchten. Einerseits die Seite der Anleger, die ihr Kapital zusammenwerfen, andererseits die Seite der Geldempfänger, die sich bewusst für diese Form der Finanzierung entschieden.

Für Anleger gibt es mehrere Gründe:

  • die bekommen durch "Kapital-Pooling" Zugriff auf Anlagemöglichkeiten, für die ihre einzelne Summe sonst zu klein wäre
  • sie können sich dadurch stärker in die Breite und Tiefe diversifizieren
  • die Mindestanlagesummen unterscheiden sich je nach Plattform und Projekt, prinzipiell ist ein Einstieg aber oftmals schon mit sehr geringen Summen möglich
  • sie tragen an der Investition nicht das alleinige Risiko, sondern verteilen es auf vielen Schultern

Ebenso gibt es für die Geldnehmer Argumente, auf Crowdinvesting zurückzugreifen:

  • vor allem Startups können die Möglichkeit nutzen, um sich Kapital zu beschaffen, da sie anfänglich noch nicht an der Börse sind
  • die Crowdinvestoren avancieren für Startups damit automatisch zu Befürwortern und kostenlosen Werbeträgern, da sie selbst ein Interesse am Erfolg des Startups haben
  • im Immobiliensektor ersetzt Crowdinvesting das Mezzanine-Kapital, wenn auch oftmals nur teilweise, wodurch sich der Eigenkapitalbedarf für Bauprojekte reduziert
  • jedes Projekt könnte durch die Crowdinvestoren bessere Finanzierungskonditionen als von VCs oder Banken erhalten

Welche Renditen erwarten Crowd-Anleger?

Eine Verallgemeinerung ist hier zunächst nicht möglich, wir können dir aber einen ungefähren Ausblick geben. Pauschalisieren lassen sich die Renditen schon allein deshalb nicht, weil Crowdinvesting im Immobilien- und Startup-Sektor ganz anders zum Einsatz kommt. Ebenso spielen Gebühren und Zinsstrukturen der jeweiligen Plattform eine Rolle. Zudem ist vor allem bei mehreren Projekten nicht auszuschließen, dass eines davon Verluste generiert oder es sogar zu einem Totalverlust kommt, was dann den an anderer Stelle (hoffentlich) generierten Renditen gegenüberzustellen ist.

Renditen im Immobiliensektor

Hier wird die über die jeweilige Plattform und die Anlegergruppe bereitgestellte Summe normalerweise wie ein Kredit behandelt. Es erfolgt also eine feste, zuvor vereinbarte Verzinsung. Diese fällt höher aus als bei Bankenkrediten üblich, da die Crowdinvest-Summe als Mezzanine-Kapital bewertet wird. Typisch sind, je nach Konjunktur und Zinsniveau, Verzinsungen von etwa 5 bis 7 % p.a. vor Steuern.

Eine andere Variante sieht vor, dass Anleger gemeinsam eine Immobilie kaufen und sich dann die Erträge, beispielsweise über die Mieteinnahmen, teilen. Das ist in der Praxis aber schwierig - und zwar gleich aus mehreren Gründen. Erstens können nicht unzählige Anleger im Grundbuch als Eigentümer erscheinen. Stattdessen steht da die Projektgesellschaft beziehungsweise Plattform, die Immobilie gehört also nicht wirklich den Crowd-Investoren. Gehen Projektgesellschaft oder Plattform bankrott, fließt die Immobilie in deren Insolvenzmasse ein. Da hilft es auch nichts, dass eigentlich viele verschiedene Privatanleger hinter der Investition stehen. Zweitens haben Anleger dann auch keine wirkliche Entscheidungsmacht. Stattdessen tragen sie das mit, was die Projektgesellschaft entscheidet.

Renditen bei Startups

Hier dient das Kapital nicht unbedingt als verzinstes Darlehen. Wenn doch, dann nur mit einem sehr geringen Zinssatz. Stattdessen erhalten Anleger eine Beteiligung am Startup mit dem Ziel, diese zu einem späteren Zeitpunkt zu veräußern - idealerweise für ein Vielfaches an Wert. Denkbar wäre beispielsweise ein Szenario, bei dem Crowd-Investoren gemeinschaftlich in ein Startup investieren. Wenn dieses dann fünf Jahre später an die Börse geht, können sie entweder ihre Anteile für den IPO bereitstellen oder später auf dem freien Markt verkaufen.

Simultan haben Anleger damit einen Anspruch auf den Gewinn, der juristisch als Nachrangdarlehen behandelt wird. Sie bekommen gemäß ihrem Anteil also auch einen Gewinnanteil. Da Startups aber nicht unbedingt dafür bekannt sind, in ihren Anfangsphasen überhaupt Gewinne zu erwirtschaften, existieren diese in der Praxis meist gar nicht. Ein weiteres Risiko ist Verwässerung. Benötigt das Startup neues Kapital, werden weitere Anteile herausgegeben, wodurch automatisch alle Anteile von Bestandsinvestoren verwässert werden.

Eine Renditeprognose lässt sich daher gar nicht treffen. Geht das Startup pleite oder muss zigfach verwässern, wirst du vor einem Totalverlust stehen. Startet das Unternehmen hingegen voll durch und geht einige Jahre später erfolgreich an die Börse, könntest du durchaus Renditen jenseits der 1.000 % einfahren.

Welcher Anlagezeitraum ist beim Crowdinvesting typisch?

Für ein kurzes Engagement ist dieses Vehikel nicht geeignet. Im Immobiliensektor haben Crowd-Darlehen Laufzeiten von rund einem bis fünf Jahre(n), sofern es nicht zu außerplanmäßigen Verzögerungen, wie beispielsweise Baustopps, kommt. Bei Startups kann man von etwa fünf bis acht Jahren ausgehen, je nachdem wie erfolgreich das Startup ist und ob ein Börsengang oder eine anderweitige Veräußerung von Anteilen (oder ein Rückkauf) im Raum stehen.

Welche Plattform bietet sich an?

Plattformen gibt es wie Sand am Meer, auch solche die sich P2P-Krediten widmen, die gewissermaßen auch nichts anderes als Crowdinvesting sind.

Beispiele für bekannte Plattformen sind beispielsweise:

  • Mintos als P2P-Kredit-Anbieter
  • Seedmatch* hat sich auf Startup-Crowdfunding spezialisiert
  • Bergfürst* hat ebenso ein eigenes Angebot samt Online-Marktplatz
  • dagobertinvest, Ifunded und Mezzany sind auf Immobilien spezialisiert
  • einige große Unternehmen, wie Engel & Völkers, haben ebenso eine eigene Crowdinvesting-Sparte


Fazit: Lohnt sich das und falls ja, wo und in was?

Crowdinvesting kann eine Beimischung für dein Portfolio abgeben, wenn du dir über die verschiedenen Risiken klargeworden bist. Prinzipiell gelten Immobilien-Crowdinvests als einfacher und für Privatanleger besser geeignet, da die Beteiligungen da handelbar bleiben und Chancen sowie Risiken leichter einzuschätzen sind.

Startup-Crowdinvesting ist hingegen schon eher etwas für erfahrene Anleger, denn die Anteile dort bleiben nicht nur über viele Jahre fest gebunden und kaum handelbar, sie können auch jederzeit (massiv) verwässert werden, während du selbst so gut wie keinen Einblick in die operative Arbeit des Unternehmens hast. Die Investitionshöhe beschränkt aufgrund des hohen Risikos solcher Geschäfte übrigens schon der Gesetzgeber, der eine maximale Zeichnungshöhe pro Projekt von 25.000 Euro vorsieht - wurde das Projekt vor dem Sommer 2019 gestartet, sind es sogar nur 10.000 Euro.

Bestenfalls ist Crowdinvesting also als Diversifikation geeignet - die Renditen da stechen die am breitgestreuten Kapitalmarkt aber meist nicht aus.

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