Die Value-Strategie des Benjamin Graham erklärt
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Benjamin Graham war der Mentor von Investorenlegende Warren Buffet. Er ist der Vater der fundamentalen Wertpapieranalyse, die als Grundlage für Value Investing dient. Diese Strategie erlaubt, mit einfachen Prinzipien attraktive Gewinne zu erzielen.
Die Strategie des Value Investing
Benjamin Graham war der Mentor von Warren Buffett, einem der reichsten Männer der Welt und dem berühmtesten Anwender der Strategie Value Investing. Bei dieser Strategie geht es darum, den echten inneren Wert einer Aktie zu ermitteln, bevor in diese Aktien investiert wird. Die Aktien, deren Kurse unterhalb des errechneten inneren Wertes abzüglich der Sicherheitsmarge liegen, werden ausgewählt. Investoren, die Value Investing betreiben, wählen die zehn Werte für ihr Depot aus, bei denen der prozentuale Abstand zum inneren Wert am größten ist.
Die Lehre von Benjamin Graham basiert auf zwei Grund-Annahmen:
- Ein innerer Aktienwert lässt sich aus den fundamentalen Daten des jeweiligen Unternehmens ableiten. Die Kurse an der Börse stellen lediglich Schwankungen um diesen Wert dar, zu dem die Kursentwicklung tendiert.
- Nicht zu jedem Zeitpunkt spiegeln Börsenkurse den wahren Aktienwert wider. Das Verhalten der Börsenakteure führt häufig zu Über- oder Untertreibungen. Die Kursbildung findet erst im Zeitablauf zum inneren Wert. Diese Annahme widerspricht der modernen Portfoliotheorie.
Bis die Kursbildung zum inneren Wert findet, kann es eine Weile dauern.
Auswahlkriterien von Benjamin Graham
Möchtest Du die Value Investing Strategie von Benjamin Graham erfolgreich anwenden, musst Du den echten Wert eines Unternehmens mit einem vernünftigen Maß an Zuverlässigkeit ermitteln können. Zur Bestimmung von Aktien, in die sich eine Investition lohnt, zog Benjamin Graham einige einfache Auswahlkriterien heran:
- Liquidität 3. Grades, auch als Current Ratio bezeichnet, die bei 2 oder höher liegen sollte
- Langfristige Verbindlichkeiten, die höher als das Umlaufvermögen (current assets) sein sollten
- durchschnittlicher Gewinn je Aktie in den letzten drei Jahren, der mindestens den durchschnittlichen Zehn-Jahres-Gewinn pro Aktie mal 1,3 oder höher ausmachen sollte
- Kurs-Gewinn-Verhältnis der letzten drei Jahre, das nicht höher als 15 sein sollte
- Produkt aus Kurs-Buchwert-Verhältnis und Kurs-Gewinn-Verhältnis, das mindestens 22 betragen sollte
- Dividenden sollten mindestens über zwei Jahrzehnte kontinuierlich gezahlt worden sein.
Die meisten Anhänger der Value Investing Strategie berücksichtigen das letzte Kriterium, die Zahlung der Dividende über zwei Jahrzehnte, nicht. In Kombination mit den anderen Faktoren ist es auf dem heutigen Markt kaum erreichbar.
Kennzahlen von Benjamin Graham
Um die Value Investing Strategie von Benjamin Graham anzuwenden, solltest Du Dich mit den wichtigsten Kennzahlen vertraut machen:
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist die am meisten genutzte Kennzahl bei der Bewertung von Aktien. Es ist leicht zu ermitteln. Der Kurs einer Aktie wird durch den Gewinn dieser Aktie dividiert. Die Aktie ist umso günstiger, je niedriger das KGV ist. Ob ein Kurs-Gewinn-Verhältnis tatsächlich günstig oder teuer ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hat ein Unternehmen gute Wachstumsperspektiven, darf das KGV höher sein. Beträgt das KGV weniger als 10 bis 12, gilt es als günstig. Der Aktionär kann innerhalb von 12 Jahren das investierte Geld durch Wertsteigerung oder Dividendenzahlung wieder erwirtschaften.
Liegt das KGV über 20, gilt ein Unternehmen als teuer. Die Aussagekraft des KGV sinkt in wirtschaftlich schwachen Zeiten. Das KGV bezieht sich auf Schätzungen für künftige Unternehmensgewinne. Brechen die Geschäfte ein, ist eine zuverlässige Gewinnprognose kaum möglich.
Die Aussagekraft des KGV wird auch vermindert, da Unternehmen ihren Jahresgewinn durch Immobilienbesitz oder Verkauf von Tochterunternehmen beeinflussen können. Mit Ausnahme bei Wachstumswerten liegt das übliche KGV von Unternehmen ungefähr bei 8,5. Nach der Value InvestingStrategie kannst Du bei einem niedrigeren KGV eine Unterbewertung vermuten.
Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)
Das Kurs-Buchwert-Verhältnis ist das Verhältnis des Kurses einer Aktie zu deren Buchwert. Dieser Kennzahl liegt der Gedanke zugrunde, dass Buchwert und in der Bilanz ausgewiesenes Eigenkapital eines Unternehmens stets übereinstimmen. Das Eigenkapital wird ermittelt, indem die Schulden eines Unternehmens vom Unternehmensvermögen abgezogen werden. Um das KBV zu ermitteln, muss zunächst die Marktkapitalisierung betrachtet werden. Sie wird ermittelt, indem der aktuelle Aktienkurs mit der Gesamtzahl der vorhandenen Aktien multipliziert wird. Das KBV ermittelst Du, indem Du die Marktkapitalisierung durch das Eigenkapital dividierst.
Dividendenrendite
Die Dividendenrendite wird zwar bei den Auswahlkriterien von Benjamin Graham nicht explizit aufgeführt, doch ist sie eine wichtige Kennzahl für die Value Investing Strategie. Sie steigt mit einer steigenden Dividende oder einem fallenden Aktienkurs. Die Dividendenrendite wird berechnet, indem die Dividende durch den Aktienkurs dividiert und das Ergebnis mit 100 multipliziert wird.
Eine hohe Dividendenrendite ist theoretisch besser als eine niedrige. Unternehmen bestimmen die Höhe der Dividende selbst. Eine hohe Dividendenrendite erlaubt keine Rückschlüsse auf die Profitabilität eines Unternehmens und die Qualität der erwirtschafteten Gewinne. Bei Technologieunternehmen ist die Dividendenrendite zumeist niedrig, da der Gewinn zum größten Teil in Forschung und Entwicklung investiert anstatt als Dividende ausgezahlt wird. Benjamin Graham ging bei der Value Investing Strategie davon aus, dass die Dividendenrendite zwei Drittel der Anleihenrendite betragen sollte.
Verschuldungsgrad
Der Verschuldungsgrad informiert über die Verschuldung eines Unternehmens. Er wird herangezogen, um die Chancen der Erhöhung der Eigenkapitalrentabilität zu bewerten. Er informiert auch über die Abhängigkeit von unternehmensfremden Finanzierungsquellen. Der Verschuldungsgrad wird berechnet, indem der Marktwert des Fremdkapitals durch den Marktwert des Eigenkapital dividiert und mit 100 multipliziert wird. Ein Unternehmen setzt umso mehr Fremdkapital im Verhältnis zum Eigenkapital ein, je höher der Verschuldungsgrad ist.
Gewinnwachstum
Das Gewinnwachstum ist der prozentuale Zuwachs des Gewinns einer Aktie vom nächsten zum übernächsten Geschäftsjahr.
Sicherheitskriterien für die Aktienauswahl nach Benjamin Graham
Bei der Aktienauswahl nach Benjamin Graham kommt es auch auf Sicherheitskriterien an:
- Fremdkapital sollte nicht höher als das Eigenkapital sein
- Umlaufvermögen sollte so hoch wie die kurzfristigen Verbindlichkeiten sein
- Fremdkapital sollte geringer als das zweifache Netto-Umlaufvermögen sein
- in den letzten 10 Jahren sollte das Gewinnwachstum im Schnitt 7 Prozent betragen haben
- Gewinnrückgang sollte in den letzten 10 Jahren nicht mehr als zweimal 5 Prozent oder mehr pro Jahr betragen haben.
Aktien nach Graham auswählen
Du wirst niedrigere KGVs bei Aktien finden, die unterbewertet sein könnten. Je höher das P/B-Verhältnis, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Markt die Aktie überbewertet hat. Wenn du dieses Verhältnis zur Analyse einer Aktie verwendest, solltest du die Ergebnisse im Zusammenhang mit anderen Aktien desselben Sektors betrachten, da das grundlegende Kurs-Buchwert-Verhältnis je nach Branchengruppe variiert.
Wie bei jeder Fundamentalanalyse lassen viele andere Faktoren dieses Verhältnis offen für Interpretationen. Wenn zum Beispiel der Kurs einer Aktie kurzfristig durch die Marktmechanik beeinflusst wurde, kann dies das Kurs-Buchwert-Verhältnis so verzerren, dass es irrelevant wird. Wenn ein Unternehmen scheinbar eine große Gesamtaktivazahl hat, diese aber hauptsächlich aus langsam bewegten Beständen besteht, kann dies auch die Bedeutung deines Ergebnisses verzerren.
Als Lösung dafür kannst du bei der Berechnung des Kurs-Buchwert-Verhältnisses einen durchschnittlichen Aktienpreis auf der Grundlage der letzten 12 Monate verwenden, um einen Teil des Rauschens herauszufiltern.
Warren Buffett hat oft die Weisheit angeboten: "Preis ist, was du bezahlst. Wert ist das, was du bekommst". Wenn man als Investor das Kurs-Gewinn-Verhältnis verwendet, macht man sich weniger Sorgen um den Preis, obwohl er etwas einberechnet werden muss, und konzentriert sich mehr auf den langfristigen Wert, von dem man glaubt, dass er innerhalb eines Unternehmens liegt.
Deshalb solltest du das Kurs-Gewinn-Verhältnis nur dann in deine Analyse einfließen lassen, wenn du die Geduld hast, eine bestimmte Aktie über einen längeren Zeitraum zu halten. Ihr werdet feststellen, dass es keine effektive Methode ist, dieses Werkzeug zu benutzen, um zu versuchen, kurzfristige Vorteile zu entdecken.
Warren Buffett selbst verkauft fast nie seine Aktien, von denen er viele seit Jahrzehnten hält, da er geduldig darauf wartet, dass sie den Wert erreichen, den er glaubt, dass sie besitzen.
Der Sicherheitsabschlag nach Benjamin Graham
Benjamin Graham hat den Begriff Sicherheitsabschlag oder Sicherheitsmarge geprägt. Anleger sollten Aktien von unterschätzten Firmen mit zeitweilig niedrigen Aktienpreisen erwerben. Auf längere Sicht könnten die Grundbestandteile vielversprechend sein. Die Sicherheitsmarge ist die Differenz zwischen Kaufpreis und eigentlichem Wert. Das Investment wird umso attraktiver, je größer der Unterschied ist.
Eine Aktie sollte gemäß Benjamin Graham unter ihrem fundamentalen, inneren Wert erworben werden. Graham geht davon aus, dass die Marktbewegungen oft falsch sind.
Wer genau war Benjamin Graham?
Benjamin Graham war der Begründer der Value Investing Strategie und der Mentor von Warren Buffett. Warren Buffett verehrt Benjamin Graham, da er sein Leben beeinflusst hat. Mit der Value Investing Strategie und der zugrundeliegenden Fundamentalanalyse konnte Warren Buffett ein Milliardenvermögen erwirtschaften. Benjamin Graham gehört zu den wenigen Wirtschaftswissenschaftlern, die im Selbstversuch Praxis und Theorie miteinander verbunden haben. Er hat bereits frühzeitig erkannt, dass Angst und Gier zu unterdurchschnittlichen Anlageergebnissen führen. In seinem Buch "The Intelligent Investor" beschreibt Benjamin Graham weniger die Intelligenz, sondern eher eine Charaktereigenschaft von Anlegern. Um erfolgreich zu investieren, kommt es auf Disziplin, den Glauben an eine erfolgreiche Methode und auf Disziplin an.
Fazit: Value Investing Strategie von Benjamin Graham kann langfristig erfolgreich sein
Benjamin Graham ist der Begründer der Value Investing Strategie. Die Grundlage dafür ist die Fundamentalanalyse. Benjamin Graham rät Anlegern, in unterbewertete Aktien zu investieren. Dabei kommt es darauf an, den echten inneren Wert von Aktien zu ermitteln. Dafür müssen verschiedene Kennzahlen herangezogen werden. Für diese Strategie ist Geduld von Anlegern gefordert. Graham geht davon aus, dass Aktien an der Börse häufig über- oder unterbewertet werden. Eine Investition kann umso erfolgreicher sein, je weiter der Kurs unter dem errechneten inneren Wert liegt.
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